Auf Kurzstrecken ist Stefan Jarsch seit Jahren elektrisch unterwegs. Foto: Claudia Barner

Die Lokale Agenda rührt die Werbetrommel für nachhaltige Mobilität und lädt zum ersten Elektromobil-Treffen in Waldenbuch ein.

Waldenbuch - Steigen Sie ein. Es wird ein bisschen ungemütlich, aber es macht Spaß“, sagt Stefan Jarsch und öffnet schwungvoll die Tür zu seinem kleinen Elektro-Flitzer von Renault. Mit akrobatischen Verrenkungen gelingt es dem Passagier, sich hinter dem Fahrersitz des Twizy zu platzieren. Kurz keimt der Gedanke an eine Blitz-Diät auf. Doch dafür ist es zu spät. Lautlos setzt sich das Elektroauto in Bewegung, gewinnt schnell an Fahrt und saust im feuchten Fahrtwind eines verregneten Maitages vom Kalkofen in die Waldenbucher Innenstadt hinunter.

Es macht Spaß. Obwohl es regnet, und obwohl es kalt ist. Mit der richtigen Kleidung ist das kein Problem. Stefan Jarsch pendelt auch bei Schnee und Minusgraden mit dem futuristisch anmutenden Gefährt zu seinem Arbeitsplatz nach Holzgerlingen. „Wer sich auf Elektromobilität einlässt, muss über Pioniergeist verfügen“, sagt er. Der Ingenieur hat den seitlich geöffneten Zweisitzer vor vier Jahren für sich entdeckt. Seitdem plant er bei seinen Fahrten stets einen Zeitpuffer mit ein. Denn: Der Twizy ist ein Hingucker und wird offenbar in seiner Andersartigkeit oft auch als Provokation empfunden.

„Es gibt viele Vorurteile“

„Es gibt immer jemanden, der auf dem Parkplatz auf mich zukommt und meint, mir seine Meinung zu den Nachteilen des elektrischen Fahrens darlegen zu müssen“, erzählt Jarsch. Andere sind einfach nur interessiert und löchern den Elektro-Pionier mit Fragen. Dabei stellt der Waldenbucher fest: „Es gibt nach wie vor viele Vorurteile.“ Die Reichweite, die Lebensdauer des Akkus und der Preis sind die kritischen Punkte.

Um die Wissenslücken möglichst effektiv zu schließen, startet Jarsch gemeinsam mit seinen Kollegen von der Lokalen Agenda 21 eine Informationsoffensive. Am Samstag, 4. Juni, wollen die Ehrenamtlichen die Elektro-Pioniere ihrer Heimatstadt zusammentrommeln. Beim ersten Waldenbucher Elektromobil-Treffen stellen sie auf dem Kalkofen und auf dem Marktplatz ihre Fahrzeuge vor und berichten von ihren Erfahrungen. Mit von der Partie sind zwei Twizys, zwei BMW i3 und der Elektro-Smart der Stadtverwaltung.

Genaue Planung ist unerlässlich

Mehr Elektro-Autos scheint es in der Schönbuchstadt noch nicht zu geben. Trotz mehrmaliger Aufrufe hat sich niemand gemeldet. Für Stefan Jarsch ist das ein zusätzliches Indiz dafür, dass Aufklärung dringend nötig ist. „Ich habe das Gefühl, dass wir gerade im Umbruch sind. Wir schreiben das Kapitel ‚Die Erfindung des Automobils – Teil zwei‘“, sagt er. Wenn Jarsch eine Tour jenseits der bekannten Routen plant, fühlt er sich tatsächlich mitunter wie weiland Berta Benz bei ihrer ersten Überlandfahrt von Mannheim nach Pforzheim. „Die Infrastruktur ist nach wie vor sehr schlecht. Man muss vorher genau planen, wo es Ladestationen gibt oder wen man unterwegs kennt“, berichtet der Ingenieur.

Trotz mancher Beschwernis würde Jarsch auf sein wendiges E-Auto nicht mehr verzichten wollen. „Für Kurzstrecken ist es das ideale Fahrzeug“, sagt er. In den Familienwagen mit Verbrennungsmotor steigt er nur noch, wenn es gar nicht anders geht. „Bei der Effizienz, der Öko-Bilanz und den Kosten liegt das elektrische Fahren deutlich vorn“, sagt Jarsch.

Die Verbrauchskosten sind gering

Er hat die Vorzüge aufgeschlüsselt: Auf einer Strecke von 100 Kilometern verbraucht der Twizy acht bis zehn Kilowattstunden Strom. Das entspricht der Energieleistung von etwa einem Liter Diesel. Die Kosten betragen circa 2,50 Euro. Abgase bläst das Elektroauto nicht in die Luft und auch die Lärmemissionen tendieren Richtung Null.

Davon können sich am 4. Juni auch die Bürger überzeugen, wenn die Fahrzeuge gegen 11 Uhr zum Autokorso vom Kalkofen zum Marktplatz aufbrechen. Dort ist ein gemeinsames Foto von den Elektro-Pionieren und ihren Stromern geplant. „In 30 Jahren wird man sich die Bilder anschauen und darauf fünf Elektro-Oldtimer sehen“, orakelt der Ingenieur. Gemeinsam mit den Kollegen aus der Agenda Gruppe „Energie & Klimaschutz“ will er bis dahin weiter am Kapitel Elektromobilität mitschreiben und dafür sorgen, dass batteriebetriebenes Fahren zur Erfolgsgeschichte wird.

Infos zum Treffen

Die Waldenbucher Elektro-Pioniere
treffen sich am Samstag, 4. Juni, 10 Uhr, am Neuen Zentrum auf dem Kalkofen. Etwa eine Stunde lang können interessierte Passanten die akkubetriebenen Fahrzeuge kennenlernen und mit ihren Besitzern ins Gespräch kommen.

Gegen 11 Uhr ist ein Autokorso
über die Echterdinger Straße und den Kreisel an der Gartenstraße zum Waldenbucher Marktplatz geplant. Dort besteht ebenfalls die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Ergänzt wird die Aktion
der Agenda-Gruppe „Energie & Klimaschutz“ durch die Präsentation des Energie-Sparkoffers. Er enthält ein Strommessgerät, ein Thermometer, das energetische Schwachstellen am Gebäude aufspüren kann, sowie zahlreiche Info-Broschüren mit Spar-Tipps. Künftig kann der Koffer in der Stadtbücherei ausgeliehen werden.

Kontakt zur den Veranstaltern
gibt es unter Lokale-Agenda-Waldenbuch@web.de