Deutscher Windpark: Wohin mit überschüssigem Strom? Foto: dpa

Bosch, BMW und Vattenfall wollen ausgediente Batterien von E-Autos zu anderen Energiespeichern umbauen. In Zukunft könnte daraus ein gutes Geschäft werden.

Stuttgart/Hamburg - Der Technologiekonzern Bosch steigt ins Geschäft mit ausgedienten Elektroauto-Akkus ein. Zusammen mit den Partnern BMW und Vattenfall will man Speicherlösungen anbieten, die in Zukunft auch Häuser oder Wohnsiedlungen mit Energie versorgen können.

Wie Bosch am Mittwoch mitteilte, werden in dem Hamburger Projekt „gebrauchte Batterien aus Elektrofahrzeugen“ zu einem großen Stromspeicher zusammengeschaltet. Dessen Energie stehe binnen Sekunden zur Verfügung und könne dabei helfen, das allgemeine Stromnetz stabil zu halten – etwa wenn Wind- oder Solarstrom nicht genügend Energie liefert.

Damit wappnen sich die Konzerne für die Energiewende, aber auch für das zukünftige Massengeschäft mit Elektrofahrzeugen. Trotz Anlaufproblemen, hält die Bundesregierung an ihrem Ziel fest, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straßen zu bringen. „Wir sehen in der Elektromobilität einen künftigen Massenmarkt, mit dem viele neue Geschäftsmodelle und Lösungen einhergehen“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Stationäre Stromspeicher, in denen sich gebrauchte Batterien weiterverwenden lassen, gehörten dazu.

Tatsächlich rückt, die Frage, was mit alten Batterien geschieht, wenn sie ihren Leistungszenit überschritten haben, immer mehr in den Fokus. Die Entsorgung der Chemieprodukte ist sehr aufwendig und teurer. Gleichzeitig, sind Akkus, die in Autos aufgrund abnehmender Leistung nicht mehr eingesetzt werden können, deswegen noch lange kein Abfall.

Otmar Frey, Geschäftsführer der Batterie- Sparte des Elektrotechnik-Fachverbands ZVEI, vergleicht gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien mit Benzintanks, die eben nicht mehr mit 60 Liter Kraftstoff gefüllt werden könnten, sondern „nur noch mit 40 Litern“. Oft würden die Akku-Packs sogar schon ausgetauscht, wenn ihre Leistungsfähigkeit unter 80 Prozent des Idealwert gefallen sei, sagt Frey.

Aktuell experimentieren mehrere Firmen mit Recycling-Technologien für Hochleistungsbatterien. Dabei stehen bisher Alt-Akkus von Elektro-Fahrrädern und -Mopeds – sogenannte Pedelacs – im Zentrum des Interesses. Der Grund: Diese Gefährte sind schon in genügenden Stückzahlen im Markt. Damit ist auch die Zahl der Akku-Rückläufe hoch. Bei E-Autos ist dies im Moment noch nicht der Fall.

Bosch und seinen Partnern geht es in dem Hamburger Projekt daher auch in erster Linie ums Erfahrungsammeln. Man erhoffe sich Erkenntnisse zu Einsatzgebieten, Alterungsverhalten und Speicherkapazität, hieß es. Auf Erfahrungen kann man schon zurückgreifen. Nahe Sylt betreibt Bosch einen der größten Stromspeicher Europas.Ziel ist es, Stromüberschüsse benachbarter Windparks zwischenzuspeichern. Nahe Frankfurt hat man einen stationären Speicher für eine Wohnsiedlung installiert.

Das aktuelle Recycling-Projekt in Hamburg, das an ein schon bestehendes Projekt von Vattenfall angedockt wird, soll genügend Strom speichern, um 30 Durchschnittshaushalte eine Woche lang mit Energie zu versorgen. Ende 2015 soll der Speicher in Betrieb gehen.