Robin Dutt ist einer der Wunschkandidaten für den Posten des Sportvorstandes beim VfB Foto: Bongarts

Es ist eine Personalentscheidung, die mit über die Zukunft des VfB Stuttgart entscheidet. Wer leitet die sportlichen Geschicke des Vereins? Der Kreis der Kandidaten lichtet sich. Robin Dutt ist Favorit.

Stuttgart - Es kann den Chefstrategen auf dem Cannstatter Wasen niemand verdenken, wenn sie die Namen auf ihrer Kandidatenliste so streng hüten wie den Goldschatz von Fort Knox. Aber die Branche ist geschwätziger, als dem einen oder anderen lieb ist. Und VfB-Präsident Bernd Wahler wäre ziemlich schlecht beraten, würde er über seine Gesprächspartner nicht so viele Informationen und Eindrücke sammeln wie irgend möglich. Streng vertraulich, versteht sich. Aber einer quatscht immer. Deshalb ist es zwar nicht besonders hilfreich, wenn zum jetzigen Zeitpunkt schon Namen an die Öffentlichkeit dringen, verwunderlich ist es aber nicht. Erst neulich soll sich Wahler bei seinem Freiburger Kollegen Fritz Keller über einen ehemaligen Trainer an der Dreisam erkundigt haben. Er bekam offenbar viel Lob zu hören – über Robin Dutt (48).

Nach Recherchen unserer Zeitung hat sich der Kreis der möglichen VfB-Sportchefs inzwischen deutlich gelichtet. Und dabei gewinnt der Name an Kontur, den zu Beginn der Personalangelegenheit die meisten nicht so richtig auf der Rechnung hatten: Robin Dutt. Der Fußball-Lehrer aus Leonberg kennt die Liga, den VfB, und er pflegt seit seiner Zeit als Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein nationales und internationales Netzwerk. Überdies gilt er als exzellenter Stratege in sportkonzeptionellen Fragen. In ersten Gesprächen soll er mit seinen Vorstellungen auf den VfB-Präsidenten sehr überzeugend gewirkt haben. Was beim VfB Stuttgart freilich (noch) niemand bestätigen will.

Robin Dutt hält sich bedeckt

„Ich bitte um Verständnis, dass wir über Namen in der Öffentlichkeit nicht reden“, sagte Präsident Bernd Wahler am Montag, „das ist auch eine Frage des Respekts den Kandidaten gegenüber.“ Im Übrigen bleibe es beim abgesprochenen Fahrplan: „Wir setzen uns bei der Suche nicht unter Zeitdruck. Ob der neue Mann schon zu Beginn der Rückrunde bei uns anfängt oder gegebenenfalls später, ist nach wie vor offen.“

Auch Robin Dutt hält sich geflissentlich bedeckt. „Jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr ich mit der Region und dem Sport hier seit jeher verwurzelt bin. Aber zu Personal-Spekulationen sage ich grundsätzlich nichts. Das habe ich immer so gehalten, und daran wird sich auch nichts ändern.“

Dutt machte als Coach erstmals beim Regionalligisten Stuttgarter Kickers (2003 bis 2007) von sich reden. Er wechselte als Nachfolger von Volker Finke nach Freiburg und führte den Sportclub 2009 zurück in die Bundesliga. 2011 übernahm er Bayer Leverkusen, wo er nach einem Jahr scheiterte, weil er mit dem Team der Altstars um Michael Ballack nicht zurechtkam. Im Sommer 2012 übernahm er beim Deutschen Fußball-Bund die Aufgabe des Sportdirektors von Matthias Sammer. Schon im darauffolgenden Mai gab er seinen Abschied bekannt. Es fehlten ihm beim schwer beweglichen Tanker DFB die konzeptionellen Perspektiven. Er wechselte als Coach zum SV Werder Bremen, wo ihm am 25. Oktober nach einem missratenen Start in die Saison der Stuhl vor die Tür gestellt wurde. Immer mal wieder hatte auch der VfB Stuttgart auf der Suche nach einem Trainer bei ihm angeklopft. Jetzt könnte ihn der Weg doch noch nach Cannstatt führen – als Sportvorstand.

Dass Robin Dutt nicht der einzige Kandidat ist, den der VfB-Chef zum Vorstellungsgespräch bat, versteht sich von selbst. Offenbar hat auch der ehemalige Sportdirektor des FC Bayern München, Christian Nerlinger (41), seine Gedanken und Strategien vorgetragen. Der Ex-Profi entwarf beim Klassenprimus FC Bayern München erst als Teammanager (2008) mit die sportlichen Konzepte, dann übernahm er von Uli Hoeneß die Aufgabe des Sportdirektors (2009). Vor zwei Jahren wurde der studierte Betriebswirtschaftler und Ex-Nationalspieler von Matthias Sammer abgelöst. Seit Sommer dieses Jahres arbeitet Nerlinger als Geschäftsführer einer Münchner Sportagentur.

Mit auf der Kandidatenliste steht wohl auch Jan Schindelmeiser (50), der von 2006 bis 2010 an der Seite von Coach Ralf Rangnick das Projekt 1899 Hoffenheim mit aufbaute – erst als Manager, dann auch als Geschäftsführer der Fußball-GmbH. 2010 trennte sich der Betriebswirt und lizenzierte Fußball-Lehrer nach internen Querelen von den Nordbadenern. Er machte sich danach mit einer Sportmarketing-Agentur selbstständig.

Intern wird aber auch die Bewerbung des aktuellen Sportdirektors Jochen Schneider (44) diskutiert. Seine Vorzüge sind unbestritten: Er kennt den Verein aus dem Effeff, er wäre wohl die kostengünstigste Lösung und könnte aus dem Stand zum Sportvorstand aufrücken. Aktuell lässt er in Südamerika nach Verstärkungen für die Bundesliga-Rückrunde suchen. Klar ist aber auch: Er stünde nicht für den kompromisslosen Neustart, den sich beim Bundesligisten alle so sehr wünschen.

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