Außenaufnahme der Justizvollzugsanstalt Heilbronn. Elf Männer wurden jetzt verurteilt, weil sie jahrelang in der JVA Heilbronn mit Drogen gehandelt haben. (Archivfoto) Foto: dpa

Weil sie jahrelang einen schwunghaften Handel mit Drogen hinter den Heilbronner Gefängnismauern betrieben haben, sind elf Männer zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt worden.

Stuttgart - Nach der Aushebung eines mafiös strukturierten Drogenrings am Heilbronner Gefängnis sind am Montag elf Mitglieder zu Haftstrafen von bis zu neun Jahren verurteilt worden. In einer straff organisierten, kriminellen Bande hatten sie mindestens seit Anfang 2012 einen Rauschgifthandel unter anderem mit Heroin, Marihuana und Haschisch in der Haftanstalt aufgezogen, wie der Vorsitzende Richter des Landgerichts Heilbronn, Norbert Winkelmann, am Montag urteilte. Aus Sicherheitsgründen waren die 122 Prozesstage des seit 2014 laufenden Verfahrens ins Prozessgebäude am Gefängnis Stuttgart-Stammheim verlegt worden.

Die Anführer und Drahtzieher der Vereinigung, die sich „Bruderschaft“ nannte, wurden zu neun Jahren, die Mittäter zu dreieinhalb oder vier Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu elfeinhalb Jahre gefordert. Verurteilt wurden die Männer unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Drogenhandels. Kopf des Ganzen waren die sogenannten „Sehenden“, wie Winkelmann erläuterte. „Das Heilige“, darunter ein Handy, lag zum Teil in einem verschweißten Versteck in der Gefängnis-Schlosserei. Die Struktur reichte bis nach draußen, dort befand sich „das Gemeinsame“ - Geld.

Drogen im Slip von Besucherinnen

„Es mögen teils geringe Mengen gewesen sein“, sagte Winkelmann, das ändere jedoch nichts daran, dass so etwas gegen das Gesetz verstoße. In der hierarchischen Struktur, die auch mit teils drakonischen Strafen durchgesetzt worden sei, gab es unter den „Sehenden“, „Stockwerksbosse“ und „Arbeiter“ für die besonders heiklen Aktionen beim Beschaffen der Drogen, beim Transport in den Knast und beim Verkauf an Häftlinge. Die Struktur, die Kommunikationsformen mit einer Geheimsprache und die eigenen Verhaltenskodizes seien typische Regeln einer aus Russland stammenden Organisation, wie das Landgericht erklärte.

Laut Winkelmann gab es unzählige Wege, auf denen die Betäubungsmittel in die Anstalt kamen: mal im Slip von Besucherinnen, mal in Schuhen, mal soll ein Häftling, der zur Dialyse raus musste, Drogen im Darm geschmuggelt haben. Selbst bei Gerichtsverhandlungen sollen Drogen den Besitzer gewechselt haben. Auch aus anderen Gefängnissen bekannt sind Mauerwürfe, bei denen die Mittel in den Hof geworfen werden.

Ein Sprecher des Justizministeriums in Stuttgart bezeichnete den Fall in Heilbronn als „in seiner Dimension sicher außergewöhnlich“. Tatsächlich bildeten sich aber immer wieder subkulturelle Strukturen in den Gefängnissen. In den 17 Anstalten des Landes Baden-Württemberg seien spezielle Sicherheitsbeauftragte im Einsatz, um solche Strukturen zu erkennen. 33,5 Stellen stünden im Land zur Verfügung.