Die Wächterstaffel ist Teil des Schulwegs und gleichzeitig beliebter Treffpunkt bei Drogensüchtigen. Die Elternschaft der Jakobschule findet das nicht gut. (links Foto: Sascha Maier

Seit einiger Zeit dokumentiert die Elternschaft der Jakobschule in Stuttgart-Mitte immer wieder Spritzenfunde auf der Wächterstaffel, die als Schulweg ausgewiesen ist. Die Stadtverwaltung tut nach Meinung der Eltern zu wenig gegen das Drogenproblem in der Altstadt.

Stuttgart - Die Altstadt hat ein Drogenproblem. Und das wächst. Auch die Jakobschule beim Leonhardsviertel bekommt das zu spüren. Der Elternbeirat wirft der Stadtverwaltung vor, zu wenig gegen die Hinterlassenschaften der Junkieszene dort zu tun. So gebe es bis heute Spritzenfunde an der Wächterstaffel – die offiziell als Schulweg ausgewiesen ist. Während die Jakobschule auf eigene Faust mit Überwachungskameras reagierte, kommt jetzt auch die Stadt in die Gänge.

Denn jetzt werden die Pläne konkret, wie Polizei und Ordnungsamt im Verbund mit der Einsatzgruppe Sicherheitskonzeption Stuttgart (SKS), stärkere Präsenz in der Altstadt zeigen wollen. „Wir haben unsere gemeinsamen Maßnahmen nun auch aufs Altstadtviertel fokussiert“, sagt Udo Steinicke, Einsatzleiter des städtischen Vollzugsdiensts. Die Planungen, hier härter durchzugreifen, laufen seit einer Woche auf Hochtouren.

Das wird vor allem bedeuten: Die Streifen in der Altstadt verstärken. Damit kommen die Behörden dem Wunsch nach, den einige Anrainer im Leonhardsviertel geäußert hatten, weil sie befürchten, die wachsende Drogenszene dort könnte dem Flair des Viertels schaden. Hier herrscht ausnahmsweise Einigkeit zwischen Lokalpolitikern und Bordellbetreibern, deren Vorstellungen von der Zukunft des Leonhardsviertels häufig weit auseinandergehen.

Utensilien auch vom High Noon

Auch wenn sich die Drogenproblematik zum Beispiel nach Meinung des SPD-Bezirksbeirats Heinrich-Hermann Huth, der im Leonhardsviertel lebt und arbeitet, in den letzten Wochen zugespitzt hat: Die Verwaltung weiß schon seit mehr als zwei Jahren von den Geschäften mit illegalen Substanzen in unmittelbarer Schulnähe.

Das bestätigt Steinicke: „Damals hat es angefangen. Die Elternschaft hat zum Beispiel Spritzenfunde dokumentiert.“ Die Fixer-Utensilien stammten auch von der Drogenberatungsstelle High Noon. „Dort gab es einen Spritzenautomat“, sagt Steinicke. Gemeinsam mit der Leitung der Stelle habe man das Problem in den Griff bekommen.

Das ist aber zwei Jahre her. Und das Drogenproblem so akut wie lange nicht. Die Elternschaft der Jakobschule fühlt sich von der Stadt etwas im Stich gelassen. „Wir haben den Bezirksbeirat, das Sozialamt und das Amt für Abfallwirtschaft kontaktiert“, sagt Yvonne Väth vom Elternbeirat der Jakobschule. Aber leider gebe es bisher keine dauerhafte und sowohl für die Eltern als auch für die Kinder der Jakobschule zufriedenstellende Lösung.

Überlegung über Hotline

„Zuletzt wurde uns berichtet, dass es die Überlegung gibt, eine Art Hotline einzurichten, bei der Spritzenfunde gemeldet werden können“, sagt Väth. Das sei zwar begrüßenswert. „Die Bemühungen der Stadt müssen aus Sicht der Eltern aber über das Einrichten einer Hotline hinausgehen.“ Es handele sich um die Sicherheit für unsere Kinder und das Vertrauen der Kinder in die Gesellschaft.

Auch Claudia Dobrich-Hoier, die Schulleiterin der Jakobschule, beobachtet die wachsende Drogenszene im Viertel mit Sorge. „Es ist mehr als bedenklich, wenn auf dem Schulweg Spritzen zu finden sind“, sagt sie. Dobrich-Hoier sieht großen Handlungsbedarf.

Darum wurde das Schulverwaltungsamt auch selbst tätig und hat vor einiger Zeit Überwachungskameras auf dem Schulhof und auf den Schultoiletten installiert. Eher eine präventive Maßnahme. „Denn auf dem Schulgelände selbst sind uns keine Drogenfunde bekannt“, sagt Elternbeirätin Yvonne Väth. Das SKS der Polizei verspricht, alles zu tun, dass das auch so bleibt.