Hier ist der Baby-Notarztwagen noch in Stuttgart im Einsatz – inzwischen dient das Fahrzeug der Björn-Steiger-Stiftung zu Werbezwecken für Spenden Foto: Björn-Steiger-Stiftung

Bis vor einem Jahr hat das Rote Kreuz in Stuttgart einen Baby-Notarztwagen der Winnender Björn-Steiger-Stiftung genutzt. Jetzt sammelt die Stiftung mit dem Fahrzeug Spenden. Das löst Irritationen in Stuttgart und in Niedersachsen aus – bis hin zum Platzverweis.

Stuttgart - Frühchen sind die empfindlichsten Patienten. Um sie schonend und sicher transportieren zu können, hat die Björn-Steiger-Stiftung aus Winnenden gemeinsam mit Mercedes-Benz Baby-Notarztwagen entwickelt. Das neueste Modell namens Felix ist gespickt mit Technik und kostet komplett ausgestattet 420 000 Euro. Wo auch immer Interesse an einem solchen Fahrzeug besteht, sammelt die Stiftung dafür Spenden – für die Anschaffung genauso wie für den späteren Unterhalt. Das Auto bleibt in ihrem Besitz und wird dem Rettungsdienst zur Verfügung gestellt. Doch das hat so seine Tücken – und jetzt zum Zwist zwischen der Stiftung und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) geführt.

Im Landkreis Osnabrück nämlich sind jüngst Spendensammler der Stiftung aufgetaucht. Sie warben um Geld für einen Baby-Notarztwagen und hatten auch gleich einen zur Anschauung dabei – mit einer Aufschrift des DRK-Kreisverbandes Stuttgart. Das Vorgehen, schildern Bürger, sei recht aggressiv gewesen. Zudem sei der Eindruck erweckt worden, man sammle für ein Fahrzeug, das dann auch im Raum Osnabrück eingesetzt werden soll.

Das Problem ist nur: Dort wird gar keines benötigt. Es werde offenbar versucht, mit dieser Masche Gelder zu erlangen, die dann gar nicht dem genannten Zweck zugute kommen, kritisiert ein Sprecher des Landkreises. Zahlreiche Bürger hätten sich deshalb beschwert. Einmal habe ein Edeka-Markt, vor dem gesammelt wurde, sogar einen Platzverweis ausgesprochen. Rechtlich vorgehen können habe man aber nicht, „da die Sammler schon weg waren, als wir die Meldung erhalten haben“.

Landkreis und DRK sind verärgert

Sauer ist aber auch das Rote Kreuz. In Niedersachsen, weil Passanten durch das verwendete Fahrzeug den Eindruck bekämen, es werde auch fürs DRK gesammelt. Aber auch in Stuttgart. „Es wird dort keinen Baby-Notarztwagen geben und wir möchten auch nicht, dass die Steiger-Stiftung dort mit unserem Logo um Spenden für sich wirbt. Wir wollen damit nicht in einen Topf geworfen werden“, sagt Sprecher Udo Bangerter. Es gebe bereits seit November einen Schriftwechsel zwischen beiden Organisationen – mit der Bitte des DRK, die Beklebung zu entfernen.

Das Fahrzeug ist der ehemalige Baby-Notarztwagen des DRK Stuttgart, der der Stiftung bereits vor einem Jahr zurückgegeben worden ist. „Seither ist die Partnerschaft beendet“, betont Bangerter. Man brauche in Stuttgart auch keinen neuen Wagen, anders als von der Stiftung ursprünglich einmal angekündigt. Man verwende mobile Inkubatoren für die kleinen Patienten, die in jeden Rettungswagen eingesetzt werden könnten. „Diese Lösung sehen wir in Abstimmung mit den Medizinern im Olgahospital als eine gute an.“ Zuletzt waren die Fahrten des Spezialwagens in Stuttgart von 800 auf nur noch rund 30 pro Jahr zurückgegangen, weil hier wie auch anderswo die einschlägigen Abteilungen der Kliniken immer häufiger zusammengeführt werden und deshalb weniger Transporte notwendig sind.

Uneinigkeit über neues Auto in Stuttgart

Bei der Björn-Steiger-Stiftung versteht man die Aufregung nicht so recht. „Wir wissen natürlich nicht, was die Sammler, die wie bei vielen Organisationen von einer Agentur kommen, genau gesagt haben“, so Präsident Pierre-Enric Steiger. Es sei aber gerechtfertig, im Landkreis Osnabrück zu sammeln. Nicht für ein neues Fahrzeug, sondern für den Unterhalt des bestehenden im nahen Vechta, das auch den Kreis Osnabrück anfahre. „Wenn da Beschwerden kommen, gehen wir dem sofort nach“, sagt Steiger. Solche Probleme kämen bei allen Organisationen ab und an vor, man habe sich in Einzelfällen auch schon von Spendensammlern getrennt. Das Anschauungsfahrzeug trage groß das Logo der Stiftung und ein Schild im Fenster, auf dem dessen ehemalige Funktion erklärt wird. Inzwischen habe man auch alle DRK-Schriftzüge überklebt.

Uneinigkeit herrscht auch in der Frage, was aus dem Standort Stuttgart wird. Anders als das DRK glaubt die Steiger-Stiftung nämlich durchaus an die Notwendigkeit eines Baby-Notarztwagens – und laut Informationen unserer Zeitung auch das Olgahospital. Offenbar soll es demnächst doch Gespräche über ein mögliches neues Fahrzeug geben. Zumal die Zahl der Einsätze mit Frühchen zuletzt wieder etwas angestiegen ist. In Leipzig zumindest ist man überzeugt von Felix. Dort ist jüngst einer in Betrieb gestellt worden – der derzeit erst vierte dieser Generation in Deutschland. Seinen ersten Einsatz hatte er keine zwei Stunden später.