Wer hat diesen Brautstrauß gesehen? Foto: Klaus Schnaidt

Schon wieder ist ein Wengert auf Stuttgarter Gemarkung zum Schauplatz eines Verbrechens geworden: Am Samstag wurde bei einem Fototermin ein Brautstrauß geklaut. Unser Kolumnist KNITZ ruft zur Fahndung auf.

Stuttgart - Bisher dachte KNITZ, das einzige Delikt bei einer Hochzeit, dem der Ruch des Kriminellen anhaftet, sei die Entführung der Braut. So kann man sich täuschen.

Vergangenen Samstag gegen 14 Uhr wollten Herr Jens Bauer und „seine Kerstin“ heiraten, wie KNITZ via E-Mail zugetragen wurde. Bevor es vor den Altar ging, hatte das Paar einen Fototermin im Weinberg. Herr Bauer ist Wengerter und Weinbautechniker, was also lag näher, als Hochzeitsbilder zwischen Rebstöcken zu machen, zumal der Himmel am vergangenen Samstag mehr nach Mai als nach November aussah.

Mit Chauffeur steuerte man in einem mit Blumen geschmückten Mercedes-CLS-Coupé die Weinlage Cannstatter Zuckerle an, in der Nähe des Wohngebiets Zuckerberg gelegen, mit Blick aufs Neckartal. Zuerst schoss die Fotografin Bilder von Braut und Bräutigam mit Brautstrauß. Dann dachte sie, eine Fotoserie ohne Blumenschmuck wäre auch ganz hübsch. Der Brautstrauß wurde auf die Haube der Hochzeitskutsche gelegt – und war, als man zehn Minuten später wieder zurückkam, verschwunden!

Dies ist das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass ein Wengert auf Stuttgarter Gemarkung zum Schauplatz eines Verbrechens wurde. Erst am Freitag wurde bekannt, dass Diebe einen Weinberg des Untertürkheimer Vorzeigewengerters Hans-Peter Wöhrwag heimgesucht hatten. Sie hatten eine Tonne Rieslingtrauben abgeräumt, Beeren, die für einen von Wöhrwags Topweinen bestimmt waren.

Was man mit geklauten Trauben macht, kann KNITZ sich vorstellen. Aber was, um Himmels willen, fängt man mit einem Brautstrauß an?

Das Paar stand vor einer anderen Frage: Wo kriegt man einen neuen her? Normale Sträuße gibt’s an jeder Tanke, Brautsträuße nicht. Herr Klaus Schnaidt, von dem die Blumen zum Strauß stammen, war gerade mit dem Ausschmücken der Kirche beschäftigt. Die Trauung konnte nur deshalb über die Bühne gehen, weil die Hochzeiter zuhause noch den Strauß der standesamtlichen Trauung hatten.

Für KNITZ ist Diebstahl grundsätzlich kein Kavaliersdelikt. Das Entwenden eines Brautstraußes aber ist eine besonders schmähliche Tat. Aus diesem Grund sieht sich KNITZ gezwungen, zum zweiten Mal in seiner Karriere zur Fahndung aufzurufen. Beim ersten Mal ging’s um einen aus der Wilhelma entfleuchten Pinguin. Nun also um ein Blumengebinde.

KNITZ fragt: Wer kann Angaben zu dem Brautstrauß machen? Wurde er jemandem unter der Hand angeboten? Oder zugeworfen? Hinweise zu dem Blumenschmuck nehmen sämtliche Polizeidienststellen und KNITZ entgegen.