Fußball-Bundesliga gibt es zurzeit drei Angriffsduos mit jeweils 33 Scorerpunkten. Auch der FC Bayern München ist unter den Favoriten. Foto: dpa

In der Fußball-Bundesliga gibt es zurzeit drei Angriffsduos mit jeweils 33 Scorerpunkten. Die Tore und die Vorlagen dieser Offensivstars des FC Bayern, von RB Leipzig und Borussia Dortmund setzen Maßstäbe.

Stuttgart - Es ist ein Rennen der besonderen Art und mit ungewissem Ausgang – denn alle sind gleichauf: In der Fußball-Bundesliga gibt es zurzeit drei Angriffsduos mit jeweils 33 Scorerpunkten. Die Tore und die Vorlagen der Offensivstars des FC Bayern, von RB Leipzig und Borussia Dortmund setzen Maßstäbe.

Bayern München

Es ist noch nicht so lange her, da hatten sich Robert Lewandowski (28) und Arjen Robben(33) nichts mehr zu sagen. Es ist ein Klassiker im Fußball: Der Mittelstürmer will vom Flügelflitzer den Ball, doch der schießt lieber selbst, als zu passen. Hinterher ist der Stürmer beleidigt, und der Flitzer sagt, dass sich der Stürmer nicht so anstellen soll. So läuft das in der Kreisliga, und so läuft das in der Bundesliga beim großen FC Bayern München. Knapp eineinhalb Jahre ist das jetzt her, als Lewandowski Robben mehrfach Egoismus vorwarf. Die beiden Topstars gingen sich in der Kabine aus dem Weg, und auf dem Platz redeten sie auch kaum noch miteinander. Es sei denn, um dem anderen wieder Eigensinn vorzuwerfen.

„Ich will dazu gar nichts sagen. Ihr habt es ja selbst gesehen“, polterte Lewandowski einmal nach einem Bundesligaspiel, als es um Robbens ausbleibende Vorlagen ging.

Und jetzt, eineinhalb Jahre später? Heißen die Topscorer des FC Bayern zusammen plötzlich Robbandowski und haben damit Robbery (Robben und Franck Ribéry) als kongeniales Bayern-Duo abgelöst. Das liegt zum einen daran, dass Robben, den sie beim Rekordmeister vor ein paar Jahren aufgrund seiner Egotouren hinter vorgehaltener Hand „Alleinikow“ nannten, dazugelernt hat. Immer öfters sieht er den freien Mann nicht mehr nur neben sich. Er spielt ihn jetzt tatsächlich auch an. Dabei dribbelt und schießt Robben ja immer noch nach Herzenslust. Wäre ja auch töricht, wenn nicht. Denn wer Robben den Abschluss verbietet, der könnte Manuel Neuer gleich das Ballfangen untersagen.

Mit seinen 33 Jahren ist Robben aber auch so etwas wie ein Teamplayer geworden, der abspielt, wenn es sein muss. Und der sich mit den anderen sogar freut, wenn sie ein Tor schießen. Früher, da trabte der Niederländer gerne allein Richtung Mittellinie, wenn ein Kollege getroffen hatte. Heute brüllt er oft fast genauso laut wie der Torschütze. Auch, wenn er Lewandowski heißt.

Der Stoßstürmer hat das genau registriert, weshalb sich das Verhältnis entspannt hat. „Am Anfang“, sagt Lewandowski, „war es schwierig zwischen mir und Robben, aber schaut uns heute an. Wir brauchen eine halbe Sekunde, um uns zu finden. Er weiß, was ich will – und andersherum.“ Beide wollen Tore, und vor allem der Weltklasse-Mittelstürmer Lewandowski will Vorlagen des Außen Robben. Die bekommt er unter dem Trainer Carlo Ancelotti, der großen Wert aufs Flügelspiel legt, auch systembedingt. Und weil Herr Alleinikow mittlerweile Geschichte ist beim FC Bayern.

RB Leipzig

Emil Forsberg (25) ist ein Strahlemann. Der blonde Schwede lacht gerne und viel – nur daheim vergeht ihm der Spaß manchmal. Forsbergs Frau Shanga ist Stürmerin im Landesliga-Frauenteam von RB Leipzig und damit eine ausgewiesene Fußballexpertin. „Shanga ist meine härteste Kritikerin“, sagt der Offensivmann von RB Leipzig. Wie gut für Emil, dass es zurzeit so verdammt gut läuft für den Aufsteiger – und dass er selbst mit seinen überragenden Leistungen einen großen Anteil daran hat. So gibt es von Shanga daheim meist ein Lob. Und das aus guten Gründen.

Mit viel Tempo und unglaublicher Ballsicherheit kickt der offensive Mittelfeldspieler. Forsberg ist das Bindeglied zwischen den Linien, er trägt die Bälle nach ganz vorne – und all das macht er in fließenden Bewegungen. Seine Eleganz setzt Maßstäbe. Dass Forsberg die Bälle in einer Bewegung verarbeitet, mitnimmt und weiterspielt, dass er dabei den Kopf oben hält und das Gespür für den richtigen Pass und den richtigen Raum hat, ist ein Erfolgsfaktor bei RB. Und nebenher trifft Forsberg auch noch selbst.

So wie Timo Werner.

13 Tore hat der Angreifer für RB schon erzielt. Er wirbelt frei von der Leber weg, er hat sich eine Treffsicherheit erarbeitet – anders als in der vergangenen Saison, als er mit dem VfB Stuttgart abstieg, profitiert Werner (20) nun von einem funktionierenden Kollektiv. Er kann seine Fähigkeiten – Tempodribblings, Sprints in die Räume, schneller, präziser Abschluss – ohne übermäßigen Druck einbringen.

Forsberg ist der Lieferant, Werner meist der Vollstrecker: Leipzig profitiert enorm von seinen beiden Offensivmännern. Und wenn man so will, ist das auch umgekehrt der Fall. Denn Forsberg und Werner profitieren auch von RB. Das von Sportdirektor Ralf Rangnick schon seit Jahren vorgegebene Prinzip des jungen, wilden, aggressiven und überfallartigen Tempofußballs passt perfekt zur Spielweise von Timo Werner und Emil Forsberg, die so wiederum schnell zu Leipziger Prototypen wurden.

Borussia Dortmund

Wenn Borussia Dortmund Fußball spielt, gibt es etwas Interessantes zu beobachten. Der Trainer Thomas Tuchel ist ja schon immer ein Taktikfuchs gewesen, sozusagen ein Ballbesitzfetischist der Marke Pep Guardiola. Die Geschichte mit den verschobenen Zahnstochern und Salzstreuern, die in einer Münchner Bar als Spielfiguren für die beiden Taktiknerds herhalten mussten, ist berühmt. Seit Beginn dieser Saison steht Tuchel bei jedem Spiel vor besonderen Herausforderungen: Wie positioniere ich den Mann, der den Ball am schnellsten vors Tor bringen kann, am geschicktesten? Wie baue ich mein Passspiel auf, damit mein Sprinter zumindest auf den ersten paar Metern freie Bahn hat? Und überhaupt: Wie bringe ich diesen Rohdiamanten am schnellsten an den Ball?

Um all diese Fragen dreht sich das Spiel von Borussia Dortmund. Das Spiel dreht sich um Ousmane Dembélé (19).

Für 15 Millionen Euro kam das Juwel im vergangenen Sommer von Stade Rennes aus Frankreich. Dembélé ist in seinem ersten Halbjahr bei engster Ballführung so elegant und schnell durch die Reihen gesprintet, dass auch den gegnerischen Trainern schwindelig wurde. Sie haben Angst vor Dembélé. Sie haben keinen Plan gegen ihn. Außer ihn permanent zuzustellen und im Zweifel einfach nur umzuhauen.

Dembélé auf der Torjagd zu stoppen, das ist ungefähr so, wie wenn man einen Geparden aufhalten will, der gerade eine Antilope in freier Wildbahn entdeckt hat: schier unmöglich. Dembélé ist im Sauseschritt auf dem Weg zur Weltklasse – dorthin, wo Pierre-Emerick Aubameyang (27) schon angekommen ist. Der Gabuner spurtet wie Dembélé – und hat zudem einen wunderbaren Torinstinkt. Und einen formidablen Abschluss. Er ist der Knipser. All das macht ihn für alle internationalen Topclubs interessant. Gut möglich ist es, dass das Sprinterduo deshalb bald getrennte Wege geht.