Margit und Rüdiger Passehl vor ihrem Haus, das als Kulisse für die in Stuttgart spielende ZDF-Serie „Dr. Klein“ dient Foto: factum/Granville

Für Filmaufnahmen in Stuttgart und der Region werden immer wieder auch private Häuser als Drehort benötigt. Manche Nachbarn allerdings sind besorgt – wenn etwa ein heller Ballon, der nur der Beleuchtung der Kulisse dient, für ein Ufo gehalten wird.

Stuttgart - Ein großer mit Helium gefüllter Beleuchtungsballon hat im Frühjahr verängstigte Bürger zum Telefon greifen lassen. „Plötzlich stand mitten in der Nacht die Polizei vor unserer Tür, weil besorgte Nachbarn dachten, dass bei uns im Garten ein Ufo landen würde“, erzählt Margit Passehl. Seit zwei Jahren stellen sie und ihr Mann Rüdiger Passehl regelmäßig ihr Haus in der Nähe von Stuttgart für Film- und Fotoaufnahmen zur Verfügung.

Seit letztem Jahr ist auch das Produktionsteam der ZDF-Serie „Dr. Klein“ dreimal im Jahr für mehrere Tage bei ihnen zu Gast. Ihr Haus dient als Kulisse für die Privatwohnung von Oberarzt Bernd Lang alias Simon Licht. Der Schauspieler war es auch, der die Polizei über das Missverständnis mit dem Ballon aufklärte. „Er hat den Beamten erklärt, dass das vermeintliche Ufo zur Beleuchtung der Kulisse dient. Die waren dann auch ganz begeistert und haben sich den Filmset erst mal selbst angeschaut“, sagt Margit Passehl.

Dass sich Hausbesitzer auf einige Überraschungen und Einschränkungen einstellen müssen, weiß auch Rabea Luippold von der Stuttgarter Agentur „Platzverweis“. „Die Filmteams bestehen meist aus vielen Leuten, so dass es oft recht eng wird. Bei längeren Dreharbeiten ziehen deswegen die Eigentümer auch öfter für diesen Zeitraum aus. Die Teams arbeiten alle professionell, so dass man sich keine Sorgen um seine Einrichtung machen muss“, sagt sie.

Vor allem Durchschnittswohnungen werden benötigt

Allein im Raum Stuttgart bietet die Agentur 500 private Wohnhäuser für Dreharbeiten an. Eine perfekte Kulisse gibt es dabei nicht. Von topmoderner Villa bis zum verwinkelten Hexenhäuschen wird alles benötigt. Vor allem ganz normale Durchschnittswohnungen sind besonders beliebt. Die einzige Grundvoraussetzung, die alle Filmkulissen haben müssen, ist ein gewisses Maß an Platz, damit die ganze technische Ausrüstung der Filmteams untergebracht werden kann. Seine eigene Wohnung oder sein Haus im Portfolio der Agentur anzubieten ist kostenlos. Je nachdem wie lange und wie aufwendig die Dreharbeiten sind, kann mit einem Honorar von bis zu einer Monatskaltmiete pro Tag gerechnet werden. „Eine pauschale Vergütung gibt es nicht. Das ist von Objekt zu Objekt verschieden und wird immer individuell verhandelt“, sagt Luippold.

Platz haben Margit und Rüdiger Passehl auf ihrem 700 Quadratmeter großen Grundstück jede Menge. Dennoch wird es bei Dreharbeiten schnell eng. Wenn das 35-köpfige Team von „Dr. Klein“ bei ihnen anrückt, werden im ganzen Haus erst mal Teppiche verlegt. Auch die Maske, Garderobe und das Catering müssen im Haus untergebracht werden. Viel Privatsphäre haben die beiden in dieser Zeit dann nicht mehr. Aber dieses Opfer nehmen sie gern in Kauf. „Im Sommer sitzen wir meistens auf der Terrasse und schauen dem spannenden Treiben zu. Im Laufe der Zeit ist das ganze Filmteam auch fast schon wie eine Familie für uns geworden. Wir freuen uns immer schon sehr darauf, wenn sie kommen“, erzählt Rüdiger Passehl.

Am Ende macht ein Putztrupp des Fernsehteams alles sauber

Außer der Bereitstellung der eigenen vier Wände müssen sich die Eigentümer um nichts kümmern. Die jeweilige Agentur informiert die umliegenden Nachbarn über die Dreharbeiten und beantragt Parkverbote bei der Stadt. Auch aufräumen muss am Ende eines Drehtags niemand. „Sie bieten uns immer an, dass sie ihr Equipment abends ab- und morgens wieder aufbauen, damit wir mehr Platz zum Schlafen haben. Aber dann würden sie ja am nächsten Tag viel Zeit einbüßen. Deswegen lassen wir es immer stehen. Am Ende des kompletten Drehs macht dann ein Putztrupp des Filmteams alles sauber“, erzählt Margit Passehl.

Wenn an diesem Freitag die neue Staffel von „Dr. Klein“ anläuft, werden die beiden natürlich auch vor dem Fernseher sitzen und sich das Ergebnis der vielen Drehtage in ihrem Haus anschauen. „Das ist für uns einfach ein Muss und immer wieder toll, das eigene Haus dann im Fernsehen zu sehen“, sagt Rüdiger Passehl.

Die erste Folge der zweiten Staffel von „Dr. Klein“ mit Christine Urspruch und Simon Licht in den Hauptrollen ist an diesem Freitag um 19.25 Uhr im ZDF zu sehen. Seine eigene Wohnung kann man bei der Agentur „Platzverweis“ anmelden; per Telefon (07 11 / 62 03 27 80) oder per E-Mail an: info@platzverweis.de.