Im Breitensport wird nach Aussage von Experten mehr gedopt als im Hochleistungssport. Foto: dpa

Der Freizeitsport hat ein wesentlich größeres Dopingproblem als der Spitzensport. Das ist die einhellige Auffassung von Wissenschaftlern und Fitness-Experten. In der Politik aber fühlt sich niemand verantwortlich.

Mainz/Stuttgart - Der Freizeitsport hat ein massives Dopingproblem. Das ist das Ergebnis einer Recherche unserer Zeitung. Gestützt wird diese Aussage unter anderem vom renommierten Sportmediziner und Anti-Doping-Experten Perikles Simon. „99,9 Prozent aller Dopingmittel werden im Hobbysport konsumiert“, sagt Simon. Seine Aussagen stützt der Wissenschaftler und Leiter der Sportmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz unter anderem auf die Mengen illegaler leistungssteigernder Substanzen, die vom Zoll beschlagnahmt werden. Die Zahl der Verfahren steigt seit Jahren deutlich an – 103 waren es 2009, 1281 im vergangenen Jahr.

Kenner der Fitness-Szene beobachten zwei weitere Trends: Die Einnahme von Dopingmitteln wird zunehmend salonfähig. Und: Die Konsumenten werden jünger. „Das ist eine fatale Entwicklung und stellt eine Gefahr dar“, erklärt der ehemalige Bodybuilder und Fitness-Trainer Alexander Veith. Er schätzt, dass bis zu einem Viertel der Volljährigen bereits Erfahrungen mit diversen Dopingsubstanzen gesammelt haben könnten. Den Experten zufolge stellt Doping im Freizeitsport ein Massenphänomen und eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit junger Menschen dar.

In der Politik fühlt sich jedoch niemand verantwortlich. Weder das Bundesgesundheitsministerium noch das Innenministerium wollen die Anfrage unserer Zeitung beantworten. Beide Ministerien verweisen auf die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada). Dort wird die Auffassung zwar geteilt, dass es im Hobbysport ein Problem mit Doping- und Medikamentenmissbrauch gibt. Doch nach eigener Aussage ist die Nada nicht für den Freizeit- sondern allein für den Leistungssport zuständig.