Bekam der VfB Stuttgart bei dem heute umstrittenen Sportmediziner Armin Klümper Rabatt auf Dopingpräparate? Foto: dpa

Mittlerweile ist der Sportmediziner Armin Klümper hochumstritten. Doch in den 70er und 80er Jahren suchten viele Fußballer den Professor auf. Dem VfB Stuttgart soll der Mediziner sogar Rabatt für gewisse Präparate erteilt haben.

Freiburg - Der VfB Stuttgart soll sich Ermittlungsakten zufolge auch aus finanziellen Gründen vom mittlerweile hochumstrittenen Armin Klümper mit medizinischem Bedarf versorgt haben lassen. „Meiner Erinnerung nach war es so, dass aufgrund eines finanziellen Engpasses beim VfB Stuttgart bezüglich des medizinischen Etats ich Herrn Prof. Dr. Klümper darauf angesprochen habe, ob es nicht möglich sei, über ihn gewisse Präparate günstiger zu beziehen“, sagte ein früherer VfB-Physiotherapeut als Zeuge einer Vernehmungsniederschrift vom 7. September 1984 zufolge, in die die Deutsche Presse-Agentur Einblick hatte.

Der damalige VfB-Geschäftsführer Ulrich Schäfer sagte als Zeuge einer Vernehmungsniederschrift vom 28. August 1984 zufolge, „dass ein Großteil des Verbands- und Medikamentenbedarfs im Rahmen des Etats direkt bei Prof. Klümper gegen Rechnungsstellung bestellt worden ist, da Prof. Klümper dem VfB auf die Bestellungen jeweils einen Preisnachlass gewährte.“ Von einem Rabatt zwischen 20 und 25 Prozent war die Rede. Klümper soll auch weiteren Kunden Preisnachlässe gewährt haben.

Schlüsselfigur in der Doping-Affäre

Der früher hoch angesehene Sportmediziner gilt als potenzielle Schlüsselfigur in der jüngsten Doping-Affäre, wonach er etwa in den späten 70er und frühen 80er Jahren Bundesliga-Vereine und Sportverbände mit verbotenen Substanzen beliefert haben soll. Der heute 79-Jährige lebt mittlerweile abgeschieden in Südafrika und äußert sich nicht zu Vorwürfen.

Auch der heutige Bundestrainer Joachim Löw ließ sich bei Klümper behandeln:  „Natürlich war ich auch das ein oder andere mal da", sagte Löw im ZDF-Sportstudio am Samstagabend. "Aber mein Vertrauen in diesen Berufsstand Arzt war oder ist immens groß. Ich habe da ein Urvertrauen. Mit 18 oder 19 hätte ich mich natürlich nicht getraut nachzufragen und ihm zu sagen, ich möchte das vielleicht im Labor prüfen lassen, was er mir gibt“, sagte Löw, der nach eigener Aussage ärztliche Hilfe nur in Anspruch genommen hat, „wenn ich mal verletzt war.“

Löw: "Überhaupt kein Bewusstsein für Doping"

„Was ich persönlich sagen kann, früher 1970 oder 1980, als ich 18, 19 oder 20 war, da hatte man überhaupt kein Bewusstsein für Doping. Es gab keine Verbote und es gab auch keine Doping-Kontrollen, das Bewusstsein war nicht vorhanden“, so Löw weiter. „Es gab auch keine Aufklärung. Es war vielleicht genauso, wie man im Flugzeug rauchen durfte, man durfte auch Auto fahren ohne sich anzuschnallen. Diese Regeln mit Doping-Kontrollen gab es nicht.“

Der Schwarzwälder war Ende der 70er und in den 80ern sowohl für den SC Freiburg als auch für den VfB Stuttgart aktiv. Beide Vereine sollen nach Erkenntnissen der Freiburger Evaluierungskommission Anabolika-Doping betrieben haben. Die Clubs haben sich von möglichen Praktiken mit verbotenen Substanzen klar distanziert.

Die Ermittlungsunterlagen aus den 80ern befinden sich seit Ende 2014 im Staatsarchiv Freiburg.