Ein Dossier mit angeblichen Informationen zu Donald Trump sorgt derzeit für Furore. Trump bezeichnet den Inhalt als “Falschnachricht“ und die Veröffentlichung als „politische Hexenjagd Foto: AP

Russland soll Pikantes über Privatleben und Finanzen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump in der Hand haben. Ein erstes US-Medium veröffentlicht ungeprüft das entsprechende Dossier - und tritt damit eine heftige Debatte über Journalismus los.

Pasadena - Die Verbreitung angeblicher Informationen zum Nachteil des designierten US-Präsidenten Donald Trump hat in den USA eine Diskussion über ethischen Journalismus ausgelöst. Nur Stunden, nachdem bekannt wurde, dass Trump von den US-Geheimdiensten über einen jüngsten Bericht über ihn informiert worden war, veröffentlichte das Nachrichtenportal Buzzfeed News am Dienstag eben jenes Dossier. Die verantwortlichen Redakteure merkten dabei an, dass Zweifel an der Wahrheit des Inhalts angebracht seien.

Andere Medien hingegen, darunter die Nachrichtenagentur AP, berichteten zunächst nicht über die konkreten Anschuldigungen, da sie nicht stichhaltig seien. „Sogar Donald Trump verdient journalistische Fairness“, twitterte der Chef des Washingtoner Büros des Magazins „Mother Jones“, David Corn.

Dennoch verbreiteten sich die Vorwürfe bis zum Dienstagabend rasend schnell im Netz. Ein besonders anzüglicher wurde zum Toptrend auf Twitter. Demnach soll Trump angeblich in einem Hotel in Moskau - in einem Zimmer, in dem zuvor Barack und Michelle Obama übernachtet haben sollen - Prostituierte angeheuert haben, die dann auf das Bett uriniert haben sollen. Diese Anschuldigung ist nicht bestätigt.

Kritik an der Berichterstattung

Der Chefredakteur von BuzzFeed schrieb in einer Mitteilung an seine Mitarbeiter, das Medienunternehmen habe die Informationen veröffentlicht, damit sich die Amerikaner selbst ein Bild von der Situation machen könnten. Andere Menschen guten Willens seien vielleicht nicht mit der Entscheidung einverstanden. „Aber die Veröffentlichung dieses Dossiers spiegelt wider, wie wir den Job von Reportern im Jahr 2017 sehen.“ Die Nachrichtenseite werde sich bemühen, die Anschuldigungen gegen Trump zu überprüfen.

Unterdessen twitterte Trump: „Falsche Nachrichten - eine totale politische Hexenjagd!“ Und auch seine Beraterin Kellyanne Conway sagte am Dienstag in einem NBC-Interview, es gebe keine stichhaltigen Quellen und keine Namen in der Geschichte.

Eine Medienethikerin des für Journalismus renommierten Poynter Instituts verglich das Vorgehen von BuzzFeed mit Organisationen wie Wikileaks, auf deren Seite lediglich Dokumente hochgeladen und veröffentlicht würden. „Die Aufgabe von Berichterstattung ist tatsächlich der Bericht“, kritisierte Kelly McBride. BuzzFeed hätte nichts darüber veröffentlicht, wie es die Vorwürfe verifizieren oder widerlegen würde oder ob es überhaupt weiter vorgehen wolle. „Ich ringe mit der Frage, ob das Journalismus ist. Ich denke, es ist etwas anderes.“