Der auf Betreiben der Türkei festgenommene Kölner Autor Dogan Akhanli soll von der Türkei bespitzelt worden sein. Foto: dpa

Der auf Betreiben der Türkei festgenommene Kölner Autor Dogan Akhanli soll von der Türkei bespitzelt worden sein. Das behauptet nun sein Anwalt.

Berlin - Der Anwalt des türkischstämmigen deutschen Schriftstellers Dogan Akhanli geht davon aus, dass sein Mandant vor der Festnahme in Spanien von der Türkei bespitzelt worden ist. „Es war eine zielgerichtete Festnahme“, sagte Ilias Uyar am Montag im Bayerischen Rundfunk. „Ich glaube, dass die Türkei hier meinen Mandanten wohl im Ausland bespitzelt hat und den Tipp gegeben hat, da ist ein Terrorist, den müsst ihr festnehmen.“

Für eine zielgerichtete Aktion würden die Umstände der Festnahme sprechen. „Es sind Polizeibeamte gewesen, die mit schusssicheren Westen ausgestattet waren, Maschinenpistolen am Anschlag hatten und ihn in seinem Hotelzimmer aufgesucht haben“, sagte Uyar. In den nächsten Tagen werde es zu einem Gerichtstermin kommen, bei dem „wir unsere Position darlegen, dass mein Mandant nicht an die Türkei ausgeliefert werden darf, weil ihm dort kein fairer Prozess gemacht werden wird“. Der Schriftsteller steht der Regierung in Ankara kritisch gegenüber. Am Samstag war er wegen eines türkischen Haftbefehls an seinem Urlaubsort in Spanien festgenommen worden.

Intervention durch Auswärtiges Amt

Die Türkei hatte bei der internationalen Polizeibehörde Interpol einen „Dringlichkeitsvermerk“ (Red Notice) gegen Akhanli hinterlegt. Nach einer Intervention des Auswärtigen Amtes kam der türkischstämmige Autor, der 1991 nach Deutschland geflohen war, zwar wieder frei. Allerdings darf er Spanien vorerst nicht verlassen. In einem Interview mit der ARD hatte Akhanli am Sonntag gesagt, dass seine kritischen Äußerungen „über die türkische Politik, über die türkische Vergangenheit“ hinter der Festnahme stünden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wolle ihn „zum Schweigen bringen“, er werde sich dem Druck aber nicht beugen. Anwalt Uyar sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, er rechne nicht mit einer Auslieferung seines Mandanten.

In der Türkei sei ein rechtsstaatlicher Prozess gegen nicht möglich. Vor der Spanienreise habe Akhanli von der deutschen Polizei keinen Hinweis darauf erhalten, dass ihm bei einem Auslandsaufenthalt Gefahren drohten. Auch Grünen-Chef Cem Özdemir geht nicht von einer Auslieferung aus. Auch die spanische Regierung verfolge sicher die aktuelle Lage in der Türkei, sagte er am Montag im ARD-„Morgenmagazin“. Özdemir kritisierte, dass die Bundesregierung bislang „zu sanft“ gegenüber Erdogan aufgetreten sei. „Diese Politik, wenn man nett zu Herrn Erdogan ist, dann wird er auch nett zu uns sein, die ist krachend gescheitert“, sagte er.