Die neue Parteiführung mag den scharfzüngigen Heinrich Fiechtner Foto: dpa

Er hat den Koran mit Hitlers „Mein Kampf“ verglichen und OB Fritz Kuhn heftig beschimpft – trotzdem darf der Stuttgarter Stadtrat Heinrich Fiechtner in der AfD bleiben. Der neue AfD-Bundesvize Jörg Meuthen stoppte jetzt das Ausschlussverfahren. Begründung: Fiechtner sei eigentlich ein ganz Lieber.

Stuttgart - Die neue Führung der Alternative für Deutschland (AfD) hat das Parteiausschluss-Verfahren gegen den umstrittenen Stuttgarter Stadtrat Heinrich Fiechtner gestoppt. „Ich habe das Verfahren gegen Herrn Fiechtner von Anfang an nicht mitgetragen“, sagte der neue AfD-Bundesvize Jörg Meuthen den Stuttgarter Nachrichten.

Zwar neige Fiechtner dazu, verbal auch mal über das Ziel hinauszuschießen. „Gleichzeitig schätze ich ihn aber für vieles, was er tut, und wer ihn etwas besser kennt, der weiß, dass das eigentlich ein ganz lieber Mensch ist“, sagte Meuthen. Er sei zuversichtlich, dass sich Fiechtner künftig „deutlich gemäßigter im Ton“ artikulieren werde.

OB Kuhn ein "mieser faschistoid-populistischer Scharfmacher"

Fiechtner hatte unter anderem nach dem Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo den Koran mit Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ verglichen sowie in der Auseinandersetzung um eine Pegida-Demo Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) als „miesen faschistoid-populistischen Scharfmacher“ bezeichnet.Für diese Beleidigung hat er sich zwar bei Kuhn entschuldigt, trotzdem wurde im Januar ein Parteiausschluss-Verfahren gegen ihn eingeleitet.

Fiechtner war einer der größten Widersacher des früheren AfD-Landeschefs Bernd Kölmel, der inzwischen ebenso wie Ex-Parteichef Bernd Lucke die Partei verlassen hat. Meuthen will auf einem Landesparteitag an diesem Wochenende in Pforzheim zusammen mit zwei anderen AfD-Mitgliedern die Führung des Landesverbands übernehmen.

Laut Meuthen hat Luckes Abgang bei der AfD im Südwesten zu keinen Massenaustritten geführt. „Von 3100 Mitgliedern gingen so um die 300“, sagte er. Der weitaus größte Teil sei also noch da. „Damit lässt sich arbeiten.“

Die Behauptung, die AfD sei durch Luckes Abgang weiter nach rechts gerückt, wies Meuthen zurück: „Ich sehe in unserer Partei jede Menge vernünftiger Menschen, die Maß und Mitte haben", sagte er.