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Die Stadt forciert die Teilhabe von Menschen mit Behinderung auch in Kindertagesstätten.

Ditzingen - Inklusion ist mehr, als Barrieren in Kindergärten und Schulgebäuden zu beseitigen, also Türrahmen zu verbreitern, Rampen einzubauen und Stufen zu beseitigen. Darauf hat der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath in der Vergangenheit hingewiesen, wenn sich die Stadträte mit dem Thema Inklusion befassten. Er sensibilisierte die Räte damit dafür, es nicht bei Baumaßnahmen zu belassen, sondern Inklusion als gesamtgesellschaftliche, umfassende Aufgabe zu begreifen. Doch wollte die Kommune Inklusion, wie sie nach der UN-Behindertenrechtskonvention vorgesehen ist, in allen Bereichen leben, müsste sie Geld bezahlen auch in jenen Bereichen, die sie nicht alleine verantwortet. Das aber wird aus gutem Grund abgelehnt.

Der Ditzinger Rathauschef hat sich deshalb vor einigen Wochen an den Landrat gewandt. In seinem Brief wies er auf den Handlungsbedarf hin, den er bei der Inklusion von behinderten Kindern in Kindertagesstätten sieht. Rainer Haas’ Antwortschreiben gab Michael Makurath seinen Stadträten zu Kenntnis.

Landrat verweist auf die Inklusionskonferenz

Haas teilt die Einschätzung des Ditzinger Rathauschefs, „dass eine Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für die Inklusion in Kindertageseinrichtungen notwendig ist“. Die Inklusion in Tageseinrichtungen sei eine „gemeinsame Aufgabe von Landkreis, Städten und Gemeinden sowie weiteren Akteuren“. Das Gelingen der Aufgabe setze das Bewusstsein aller für ihre Verantwortung voraus, sowie den Willen, diese Aufgabe gemeinsam zu lösen.

Haas verwies in seinem Schreiben auch auf die Inklusionskonferenz auf Landkreisebene, die sich die Inklusion in der Kindertagesbetreuung als zentrales Ziel gesetzt habe. Ein erstes Konzept liege vor, es soll im Oktober im Sozialausschuss des Kreistags beraten werden. Laut dem Landrat Rainer Haas nimmt der Entwurf die Forderung nach einer Erhöhung der finanziellen Eingliederungshilfe auf. Zum anderen beinhalte er „konzeptionelle Elemente, die Eltern, Fachkräften, Einrichtungen, Trägern und Kommunen mehr Handlungsmöglichkeiten und Unterstützung bei der Inklusion von Kindern mit Behinderung geben sollen“.

Die Ditzinger selbst treiben das Thema Inklusion vor allem in einem eigens dafür gegründeten Netzwerk voran. Dieses legte vor der Sommerpause seinen Tätigkeitsbericht im Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales vor. Es lässt darin vergangene Aktivitäten Revue passieren, wie etwa das Café all inclusive und den Leseklub. Darin heißt es auch, dass beim nächsten Lebenslauf die Barrierefreiheit der Strecke ausgebaut werden soll. In diesem Jahr hatten erstmals drei Rollstuhlfahrer an der Benefizveranstaltung zu Gunsten von Mukoviszidosepatienten teilgenommen. Zudem liefen fünf Bewohner des Kastanienhofes mit.

Mit der Stärkung des Inklusionsgedankens in der Stadt verändert sich auch die Ausrichtung des Familienentlastenden Dienstes (FED) der Stadt. Er hat deshalb für 2017 eine Teilzeitstelle beantragt.

Das Netzwerk Inklusion besteht seit gut einem Jahr

Beginn:
Auch um die UN-Behindertenrechtskonvention in Ditzingen umzusetzen, wurde die Gründung des Netzwerks Inklusion initiiert. Es besteht seit Juli 2015. Der Arbeit liegt der Begriff Inklusion zugrunde, wie er von der Aktion Mensch definiert wird.

Definition:
In der Definition heißt es: „Inklusion heißt wörtlich übersetzt Zugehörigkeit, als das Gegenteil von Ausgrenzung. Wenn jeder Mensch – mit oder ohne Behinderung – überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit, dann ist das gelungene Inklusion. In einer inklusiven Gesellschaft ist es normal, verschieden zu sein. Jeder ist willkommen. Und davon profitieren wir alle: zum Beispiel durch den Abbau von Hürden, damit die Umwelt für alle zugänglich wird, aber auch durch weniger Barrieren in den Köpfen, mehr Offenheit, Toleranz und ein besseres Miteinander.“

Ziele:
Die Verantwortlichen in Ditzingen haben ihre Ziele in drei Bereichen zusammengefasst. Demnach wollen sie die Bürger sensibilisieren für die Probleme, auf die Menschen mit Handicap im Alltag treffen. Sie wollen räumliche Barrieren abbauen, um mobilitätseingeschränkten Menschen die Teilhabe am öffentlichen Leben zu erleichtern. Und nicht zuletzt sollen inklusive Angebote in der Stadt Ditzingen aufgebaut und gefördert werden.


http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.umfrage-des-lehrerverbands-paedagogen-trauen-sich-inklusion-nicht-zu.33c84805-3932-419a-8a65-695dc1a41e86.html " title=" " class="system-pagebreak">