Wird das Gebiet im Talraum der Glems zur Retentionsfläche? Foto: factum/Granville

Landwirtschaftliche Flächen als Ausgleich? Es sollen nicht immer die Bauern büßen, dass Böden versiegelt werden. Die Räte suchen nach Alternativen.

Ditzingen - Die Ackerflächen in Ditzingen gehören zu den besten, fruchtbarsten Böden in ganz Deutschland. Doch wenn die Stadt baut, nutzt sie immer wieder auch landwirtschaftlich genutzte Randflächen, um dort die an anderer Stelle zerstörte Natur auszugleichen. Zu dieser Kompensation ist sie gesetzlich verpflichtet. Bau und Ausgleich werden in einem Punktesystem bewertet und gegenüber gestellt. Auf einem sogenannten Ökokonto können Punkte gesammelt – und bei Baumaßnahmen eingesetzt werden.

In der jüngeren Vergangenheit hat der Oberbürgermeister Michael Makurath immer wieder darauf verwiesen, dass nicht ausschließlich die Landwirte für die rege Bautätigkeit im Ort geradestehen dürften. Diese deutlichen Hinweise, sich über Alternativen Gedanken machen zu müssen, mündeten nun im Ausschuss für Technik und Umwelt in einen Verwaltungsantrag, einen See im Oberen Glemstal anzulegen. Alternativ könnte ein Altarm des Flusses renaturiert werden. Einmütig votierten die Stadträte für die Aktivierung des Altarms am Wehr bei der Rotenmühle.

Ökopunkte sammeln und Retentionsflächen schaffen

Die Stadträte positionieren sich quer durch die Fraktionen eindeutig gegen einen See, weil dieser im Wesentlichen nur Wasser haben würde, wenn auch die Glems genug Wasser führe. Die Grünen-Fraktionschefin Doris Renninger äußerte ihr grundsätzliches Missfallen darüber, dass der Zufluss der Glems laut Christof Helbig durchschnittlich an 170 Tagen im Jahr versiege. Der Fachplaner vom Büro Schmid Treiber und Partner hatte deshalb selbst die Altarm-Variante favorisiert. Ein See tauge nur etwas, „wenn er ansprechend daliegt. Wenn man nur etwas macht, was ein Dreckloch ist, bringt es nichts“.

Die Verwaltung hatte dargelegt, dass sowohl bei der Anlage eines Natursees als auch bei der Aktivierung eines Flussabschnittes Ökopunkte gesammelt und damit Retentionsflächen geschaffen werden könnten. Dabei handelt es sich um tiefer liegende Flächen neben dem Fluss, die bei einem Hochwasser als Überflutungsfläche genutzt werden können.

Nach dem Hochwasser im Jahr 2010, das Schäden in Millionenhöhe zur Folge hatte, hatte die Stadt schon einmal über Möglichkeiten im Oberen See diskutiert. Sie waren dann aber nicht weiter verfolgt worden.

Räte sprechen sich gegen einen See aus

Der Fachplaner hatte aufgezeigt, dass es geeignete Flächen grundsätzlich am Wehr bei der Rotenmühle, bei dem von den Bogenschützen genutzten Gelände und auf Höhe des Kreisverkehrs gebe. Beide letzteren werden nun ebenso wenig weiter geplant wie die Anlage eines Natursees.

Der Ausschuss für Technik und Umwelt sollte zum einen über die Alternativen befinden, zum anderen für einen der drei möglichen Standorte votieren. Alle liegen im Talraum zwischen der Westumfahrung und dem Ortsrand der Kernstadt. Ebenso einmütig wie für die Altarm-Variante votierten sie für jene bei der Rotenmühle.