Es gibt offenbar die Überlegung, für die Stadtbahn U 8 zwischen Heumaden und Vaihingen einen Zehn-Minuten-Takt einzuführen. Foto: Archiv Warth

Die CDU hat zu einer Diskussion über den Nahverkehr geladen. Es ging zum Beispiel um bekannte Themen wie die Buslinien 65 und 79, aber auch um eine Takterhöhung für die Stadtbahn U 8. Aus dem Publikum kamen viele Fragen.

Sillenbuch - Eigentlich hätte er schon im Januar ins Augustinum kommen sollen, nun ist es Oktober geworden. Wolfgang Arnold, der Technische Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), hat die Einladung der örtlichen CDU-Bezirksgruppe bei ihrem Gesprächsabend aufzutreten, Anfang des Jahres abgelehnt. Der Kommunalwahlkampf hatte da bereits begonnen, Zurückhaltung sei angebracht, hieß es von Seiten der SSB. Am Freitagabend holte Arnold das Versäumte nach.

Um die Themen Buslinien 65 und 79, wegen denen sicherlich viele der Anwesenden gekommen waren, ging es zunächst nicht. Arnold präsentierte in einem mehr als 90-minütigen Vortrag einen Rundumschlag zum ÖPNV, der die Akteure in der Region, die Betriebszweige und die aktuellen Planungsvorhaben der SSB sowie allgemeine Informationen über den Bus als Verkehrsmittel einschloss. Danach referierte er über die Wirtschaftlichkeit. „Es gibt große Erwartungen an den ÖPNV, die in Einklang mit der Wirtschaftlichkeit gebracht werden müssen“, sagte er. Die Nachfrage entwickele sich positiv, daher müsse man das Angebot immer weiter verstärken.

40 neue Stadtbahnfahrzeuge für 160 Millionen Euro

Aber: „Die SSB kann zwar einen Kostendeckungsgrad von 94,5 Prozent vorweisen, was bemerkenswert ist. In Deutschland liegt der Schnitt bei 78 Prozent“, erläuterte er. Jedoch stehe man vor schwierigen Zukunftsaussichten: Es gebe einen steigenden Finanzbedarf bei dramatisch reduzierter Förderung, sagte Arnold. Er nannte das Beispiel neue Stadtbahnfahrzeuge. Aktuell schaffe man 40 neue für 160 Millionen Euro an. Bei der Generation davor habe es noch 50 Prozent Landesförderung gegeben. Dies sei nicht mehr der Fall. Ihr Ausgleichsanspruch – „das schöne Wort für Defizit“ – steige künftig stark an, sagte der Technische Vorstand. Ein zusätzlicher Umlauf pro Linie koste bei einem Bus 300 000 Euro jährlich. „Das sind gewaltige Zahlen.“ Dennoch wolle man das Angebot ausbauen.

Im Anschluss resümierte er die Planungsgeschichte der Buslinien 65 und 79 und bezog sich auf den aktuellen Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion. In diesem fordern die Christdemokraten, dass geprüft wird, ob ein Zehn-Minuten-Takt des 65ers bis Riedenberg wochentags möglich ist. „Darüber wird im Aufsichtsrat berichtet werden, wir untersuchen das noch.“ Er stellte in Aussicht, dass in Bezug auf den Umlauf sogar ein größerer Abschnitt sinnvoll sein könnte. „Wir werden sauber ermitteln, was das kosten würde.“

Zweieinhalb Fahrgäste pro Fahrt

Zur Linie 79 sagte er, dass die errechneten zweieinhalb Fahrgäste pro Fahrt problematisch seien. Dennoch werde man den Probebetrieb fortführen; er stelle den Lückenschluss zwischen Plieningen und dem Flughafen dar. Und dort, Stichwort Verkehrsdrehscheibe, entwickele sich gerade sehr viel. Dies müsse man abwarten. Er informierte zudem darüber, dass man überlege, auf der Linie U 8 von Heumaden bis Vaihingen einen Zehn-Minuten-Takt einzuführen. Man beschäftige sich auch mit der Übereckbeziehung Riedsee und Sigmaringer Straße.

„Um sich für den ÖPNV einzusetzen, braucht es Geduld und langen Atem“, sagte CDU-Stadtrat Jürgen Sauer. Er sei schon zufrieden, wenn Arnold die Perspektive 2020 nenne; seine Fraktion mache sich für den Ausbau von Tangentiallinien stark. Diese verbinden Bezirke und haben keinen direkten Anschluss an den Stadtkern.

Uni-Rektor würde 79er-Bus gern zum Campus fortführen

In der Diskussionsrunde stellten die Anwesenden, darunter einige Bezirksbeiräte, viele Fragen. Die drehten sich unter anderem um die Taktverdichtung der Linie 65 sowie deren durchgehende Führung ohne Umstieg in Plieningen, um Expressbuslinien und die U 8. Stephan Dabbert, der Rektor der Uni Hohenheim, sprach sich dafür aus, den 79er im Ring über den Campus laufen zu lassen. Dies werde man prüfen, versprach Arnold. Der Degerlocher Bezirksbeirat Ulrich Demeter (Freie Wähler) sprach die Wiederaufnahme der Linie 70 an. „Aus lokaler Sicht ist dies nachvollziehbar, aus wirtschaftlicher Sicht unterliegen wir Zwängen“, sagte Arnold. Man sei aber dabei, eine Ruftaxi-Lösung zu prüfen. Generell wurde er nicht müßig zu betonen: „Es gibt einen Zielkonflikt, was gewünscht ist, und was wirtschaftlich vertretbar ist, das ist ganz klar.“ Abschließend fasste Thorsten Häberlein von der CDU-Bezirksgruppe die genannten Vorschläge zusammen und appellierte an die Beteiligten, sich partei- und bezirksübergreifend dafür einzusetzen.