Ob Kuhn und Schüler diskutieren im Rathaus über die Energiewende Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ist es ratsam, dass die Stadt Elektrofahrzeuge für Pizzaboten subventioniert? Zumindest lohnt es sich immer, über neue Ideen nachzudenken und sich auszutauschen. Am Freitag trafen sich Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Vertreter des Amts für Umweltschutz im Rathaus mit Stuttgarter Schülern.

Stuttgart - Wie sich herausstellte, hatte kaum einer der jungen Stuttgarter von der „Urbanisierung der Energiewende“ gehört, ehe die Einladung zur Beteiligung an der Entwicklung eines neuen Energiekonzepts eintraf. Dabei ist das Interesse am Thema groß: „Es ist schade, dass Energieversorgung und -wirtschaft erst in Klasse acht oder zehn im Lehrplan auftaucht“, merkt Jonas Knickenberg vom Königin-Katharina-Stift an. „Oft wird es sogar nur in AGs oder Wahlfächern bearbeitet.“

Im Kleinen Sitzungssaal vertritt Jonas die Idee, verschwendete Kilowattstunden mit Abgaben zu ahnden, räumt allerdings ein, dass Zwangsmaßnahmen eine heikle Sache seien. Lucas Dengler von der Robert-Mayer-Schule schlägt einen ganz anderen Weg zu mehr Energieeffizienz vor: eine Abwrackprämie für alte Heizungen, die den Austausch der Geräte für Vermieter attraktiv machen soll. Auch wäre es seiner Meinung nach sinnvoll, Abwasserwärme nutzbar zu machen.

Photovoltaik-Anlagen werden ebenso angesprochen wie die mögliche Verpflichtung der Industrie zum Einsatz von Ökostrom. Es geht aber auch um die kleinen Beiträge, die jeder leisten kann. „Dass die Stadt Energiesanierungen vornimmt, ist wichtig“, so OB Kuhn. „Wenn aber nur ein Prozent der Privatleute mitzieht, dann muss man sich schon fragen: Warum unternehmen die Leute nicht mehr?“

Aufklärung tut Not. Offenbar wird teilweise zu viel über Technologie gesprochen und zu wenig auf die Ängste der Bürger eingegangen. Daniel Seyfang von der Robert-Bosch-Schule schildert die Vorbehalte, wenn es um Punkte wie effiziente Wärmedämmung geht. „Viele Bürger sind immer noch der Meinung, sie fördere den Befall mit Hausschimmel“, stellt er fest. „Dabei muss man nur vernünftig lüften, um das Problem zu lösen.“ Dämmt der Nachbar, kann das ansteckend wirken. Beispiele im eigenen Lebensumfeld sind verblüffend wirkungsvoll. Vielleicht wäre es für die Bewusstseinsbildung also gar nicht so schlecht, wenn die Pizza im Elektroauto geliefert würde.