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Der Bezirksbeirat spricht sich dafür aus, dass die Stadt eine Nachverdichtung an der Felix-Dahn-Straße prüft. Damit kommen die Planungen für einen Discounter im Zentrum des Bezirks einen Schritt voran. Die SPD lehnte als einzige Fraktion den Antrag ab.

Degerloch - Die Bürgerin ist sich ihrer Sache sicher. Ein Discounter in Degerloch sei überflüssig, meint sie. Geringverdiener könnten auch bei den übrigen Supermärkten günstige Artikel finden, sagt sie. Die Frau ergreift in den ersten Minuten der Sitzung des Bezirksbeirats im Degerlocher Rathaus das Wort. Diese Zeit ist für die Anliegen der Bürger reserviert.

Die Degerlocherin spricht in ihrem Beitrag alles an, was Gegner eines Aldis an der Felix-Dahn-Straße befürchten. Ein stärkeres Verkehrsaufkommen könnte die gespannte Lage auf den Straßen im Ortskern weiter verschlechtern. Die unbebaute Fläche an der Felix-Dahn-Straße sei außerdem die grüne Lunge des Bezirks.

Wichtig für Geringverdiener

Die Mehrheit der Bezirksbeiräte scheint diese Argumentation – nach einer langen Diskussion in dem Gremium – nicht zu teilen. Die Sitzung des Bezirksbeirats wird nach den Stellungnahmen der Fraktionen unterbrochen. Nachdem sie sich intern beraten und wieder Platz genommen haben, beschließen sie, dass die Stadt eine Nachverdichtung an der Felix-Dahn-Straße prüfen soll und welche Folgen eine solche für den Straßenverkehr und die Umwelt haben könnte. Das Wort „Discounter“ oder der Name des Unternehmens Aldi kommt in dem Antrag nicht vor. Doch der Bezirksbeirat der Fraktion SÖS/Linke-plus, Michael Köstler, weist zum Beispiel in seinem Wortbeitrag ausdrücklich darauf hin, dass er sich den Discounter an der Felix-Dahn-Straße wünscht – im Interesse der Geringverdiener, wie Michael Köstler meint.

Die Gegner eines Discounters in zentraler Lage haben ihre Verbündeten sowohl außerhalb des Bezirksbeirats unter den Naturfreunden als auch in der Degerlocher SPD. Udo Strauss, Vorsitzender der Naturfreunde, meldet sich gleichfalls zu Anfang der Sitzung zu Wort. Er präsentiert eine Unterschriftenliste gegen einen Aldi an der Felix-Dahn-Straße. 143 Degerlocher sollen ihre Signatur auf das Papier gesetzt haben.

Konkurrenz für den Einzelhandel

Strauß geht bei seinen Ausführungen auch ins Grundsätzliche. So bezeichnet er es als widersinnig, dass in einem Fairtradebezirk wie Degerloch ein Unternehmen eine Filiale betreiben dürfte, dass seinen fair gehandelten Kaffee zu einem teuereren Preis anbiete als den übrigen Kaffee. Er verweist auch auf mögliche Konkurrenz für den Einzelhandel, da Aldi immer wieder Schuhe und Kleidung im Sortiment habe.

Der Degerlocher SPD-Bezirksbeirat Ulrich-Michael Weiß bringt für seine Fraktion einen eigenen Antrag ein. Die SPD möchte, dass das Gremium die Bürger nach ihrer Meinung zu einem Discounter befragt. Die Bezirksbeiräte der anderen Fraktionen stimmen gegen den Antrag. Die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold versucht daraufhin, in einer Sitzungsunterbrechung einen Kompromiss auszuloten. Dem, was die anderen Fraktionen für einen solchen halten, können die Sozialdemokraten dann aber nicht zustimmen. Sie lehnen den Antrag der anderen Fraktionen ab, weil er aus ihrer Sicht zu eindeutig auf das Projekt Aldis eingehe.

Mehr Parkplätze

Aldi hatte von den Bezirksbeiräten ein Zeichen erwartet, ob das Gremium den Plänen gegenüber offen ist. Nach dem Votum der Bezirksbeiräte verlässt der Vertreter der Firma zufrieden den Sitzungssaal. Er hatte den Bezirksbeiräten zuvor mit einer Visualisierung dargelegt, wie dessen Kritik an einer früheren Präsentation in die Planungen mit aufgenommen worden sei. So wurde aufgezeigt, dass die Verkaufsfläche nun geringer werden soll, als ursprünglich geplant. Die Vertreter von Aldi versicherten, dass bei einer Umsetzung der Pläne 38 Stellparkplätze für die Öffentlichkeit geschaffen würden.

Der Aldivertreter sekundierte auch dem Sprecher des Degerlocher Gewerbe- und Handelsvereins (GHV), Eberhard Klink. Dieser hatte zu Beginn der Sitzung mit Nachdruck den Gegnern eines Aldis im Kern von Degerloch widersprochen. Das Argument von Udo Strauss, der Aldi könne Kaufkraft vom Einzelhandel abziehen, wies Klink entschieden zurück. Stattdessen würden die Inhaber der Geschäfte sich einen Impuls für mehr Kundenfrequenz in Degerloch von einem Discounter erwarten. Der Aldivertreter formulierte es so: „Entweder wollen Sie, dass die Leute in Degerloch einkaufen, oder sie gehen weiter dorthin, wo es einen Discounter gibt.“