Das Radnetz in Möhringen und Vaihingen gleicht einem Spinnenetz Foto: Rüdiger Ott

Das Stadtmessungsamt hat eine digitale Stadtkarte mit einem Schatz an Informationen ins Netz gestellt. Die Details zu Möhringen und Vaihingen erstaunen.

Möhringen/Vaihingen - Wo, bitte, geht’s zur nächsten Mobilfunkantenne. Wahlweise auch zum nächsten Altglascontainer oder zum Taxistand. Ganz interessant auch: Wo ist das nächste Konsulat? Für den Durchschnittsvaihinger wäre das nämlich das Honorarkonsulat der Republik Indien im Gewerbegebiet. Die Möhringer könnte es in die Dependance Irlands ziehen, das im Wohngebiet Kolbäcker beheimatet ist. Diese und weitere Informationen lassen sich dem neuen digitalen Stadtplan Stuttgarts entnehmen.

„Wir sitzen auf einem großen Datenschatz“, sagt Markus Müller vom Stadtmessungsamt. Er meint damit den der Verwaltung. So kennt das Jugendamt die Standorte von Kitas, das Schulverwaltungsamt die der Bildungseinrichtungen. Das Stadtplanungsamt weiß zum Beispiel über die Bodenpreise Bescheid und das Amt für öffentliche Ordnung kann präzise angeben, wie sich die Wahlbezirke für die anstehende Landtagswahl voneinander abgrenzen. „Und wir wollen die Daten, die wir haben, im Internet darstellen“, sagt der Leiter der Abteilung Geoinformation und Kartografie. Dort soll sie jeder einsehen können, der will.

Radwege, Haltestellen, Höhenlinien und Regenmengen

Ein Datenschatz ist es wahrlich, auf dem die Stadt da sitzt. So lässt sich auf dem Bildschirm von der gesamtstädtischen Karte bis in die Nachbarschaft hineinzoomen. Auf der linken Bildschirmseite lassen sich verschiedene Themenbereiche auswählen. Zum Beispiel Freizeit und Kultur, Leben und Wohnen oder auch Verkehr und Mobilität. Je nach Auswahl erscheinen dann auf der rechten Bildschirmseite die detaillierten Informationen, die man sich dazu anzeigen lassen kann. Dazu gehören dann etwa, je nach Thema, Radwege, Haltestellen, Höhenlinien oder Niederschlagsmengen.

Wer etwa Schneeliebhalber ist, dürfte sich dafür interessieren, wo die weißen Flocken nicht nur vom Himmel rieseln, sondern auch tatsächlich liegenbleiben. Zwischen 1971 und 2000 etwa lag im Dachswald an 20 bis 30 Tagen im Jahr Schnee, gemessen um sieben Uhr morgens. In Kaltental war die Landschaft an 30 bis 40 Tagen im Jahr gepudert, und in Sonnenberg soggar an 40 bis 50 Tagen.

Die Aktualität ist ein grundsätzliches Problem

Müller ist stets auf der Suche nach neuen Daten, die er einspeisen kann. „Apotheken wären ein Thema oder Ärzte“, sagt der Mann vom Stadtmessungsamt. Das wäre für die Öffentlichkeit schließlich von Interesse. „Wir versuchen, das sukzessive einzubauen“, sagt er. Gleichwohl will er nicht alles ins Netz stellen. „Aus privatwirtschaftlichen Dingen wollen wir uns raus halten.“ Ihm ist bewusst, dass sich Apotheken in einer Grauzone befinden würden. Supermärkte und Handwerksbetriebe dürften aber ausgeschlossen sein.

Ein grundsätzliches Problem lässt sich nicht leugnen. Je mehr Daten Müller zur Verfügung stehen, umso schwieriger ist es, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. „Die Aktualität ist eine Herausforderung“, sagt er. Aber nicht nur die. So fällt es schwer, im Datenwust vor lauter Details das große Bild zu erkennen. Die Uni Stuttgart etwa ist recht groß. Laut Stadtplan befindet sich auf dem Vaihinger Campus aber nur die Hochschule der Medien. Immerhin, einen Uni-Ableger gibt es demnach im Gewerbegebiet, nicht weit vom indischen Honorarkonsulat.