Google hat als einer der ersten Hersteller ein selbstfahrendes Auto entwickelt Foto: dpa

Mit Gewinnspiel - Unternehmen könnten wertvolle Kundendaten an US-Unternehmen verlieren. Unsere Serie beleuchtet die Folgen der Digitalisierung.

Stuttgart - Bisher haben US-Internetkonzerne mit ihrer Datenmacht vor allem dem Handel Kunden abgeworben. Jetzt folgt der Angriff auf die Industrie. Bald könnten mit den Kundendaten, die in den Wagen der Autobauer anfallen, lukrative Geschäfte gemacht werden. „Apple und Google sitzen bereits auf dem Beifahrersitz. Es besteht die Gefahr, dass sie das Steuer übernehmen“, sagte Autoexperte Willi Diez von der Hochschule Nürtingen-Geislingen den Stuttgarter Nachrichten.

Die meisten Autobauer haben Apples und Googles Betriebssysteme Car-Play und Android Auto an Bord. Diese speichern unter anderem Kommunikations- und Ortsdaten, zudem erfasst die Autoelektronik weitere Informationen wie Strecke und Fahrverhalten.

"Firmen müssen Hoheit über Kundendaten behalten"

Mit den Daten lassen sich zum Beispiel automatisch Wartungstermine vereinbaren oder individuelle Werbeangebote verschicken. „Die Frage ist, ob das künftig Daimler oder Apple übernimmt“, sagte Diez. „Die Firmen der Region müssen die Hoheit über die Kundendaten behalten. Und die Zulieferer müssen aufpassen, dass sie nicht künftig von Apple und Google aus dem Auto ausgesperrt werden.“

Mit dem gleichen Prinzip hat der Online-Händler Amazon bereits dem stationären Handel der Region Kunden abgeworben.

Auch die Maschinenbauer sind aufgeschreckt. „Wir müssen diese Daten in Echtzeit erfassen und auswerten, um dadurch noch flexibler und effizienter produzieren zu können. Nur so können wir Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Südwesten sichern“, sagte Dietrich Birk, Chef des baden-württembergischen Maschinenbauverbands VDMA.

Die Digitalisierung verändert auch weitere Branchen radikal. Gewinner ist, wer die Macht über die Kundendaten hat. In einer Serie beleuchten wir die Folgen für Verbraucher und Firmen der Region.