In Schulen gehören Tablet-Computer vielfach dazu, in Gemeinderäten zunehmend auch. Foto: dpa

Die Ditzinger Stadtverwaltung verarbeitet ihre Daten zunehmend digital. Nun machen die Grünen im Stadtrat den Vorstoß, auch bei den Beratungsunterlagen umzustellen – weg vom Papier.

Strohgäu - Papier stapelt sich auf den Tischen im Sitzungssaal. Je mehr Bebauungspläne besprochen werden, umso größer, bunter und größer sind die Stapel, die sich vor den Stadträten im Sitzungssaal türmen. So ist es all die vergangenen Jahre gewesen. So soll es in Ditzingen aber schon bald nicht mehr sein – wenigstens, wenn es nach den Grünen geht. Und so wird es bereits zum Jahresende, spätestens aber im ersten Quartal des neuen Jahres, auch in Hemmingen nicht mehr sein. Die 7500- Einwohner-Gemeinde ist in dieser Hinsicht Vorreiterin im Strohgäu.

Gedruckte Beratungsunterlagen gehören dann der Vergangenheit an, die Informationen werden ausschließlich digital zur Verfügung gestellt. Laut dem Bürgermeister Thomas Schäfer können die Räte dann entweder ein eigenes Gerät nutzen oder eines, das die Gemeinde stellt. Schäfer geht davon aus, bald keine gedruckten Unterlagen mehr über den Amtsboten verteilen zu müssen. Die Überzeugung gibt ihm auch ein Beispiel aus dem eigenen Rat: Die Freie Wählerin Ursula Tronich sei zwar die älteste Gemeinderätin, nutze aber bereits ein Tablet und recherchiere aufkommende Fragen in der Sitzung prompt.

Eine Million Blatt Papier

In der Ditzinger Verwaltung will man so weit nicht denken – noch nicht. Schließlich ist über den Antrag der Grünen noch nicht entschieden. Ende September soll sich der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales damit befassen. Der Hauptamtsleiter Michael Heuckeroth will sich deshalb auch nicht im Detail zu dem Antrag äußern, um eine Diskussion nicht vorwegzunehmen. Grundsätzlich begrüßt er ihn aber aus fachlicher Sicht. „Das passt zum Dokumentenmanagementsystem“, sagt er. Prozesse würden dadurch verschlankt und das Tempo – mit dem die Unterlagen die Stadträte erreichen – werde erhöht.

Die Stadt hat sich vor einiger Zeit zur papierarmen Verwaltung bekannt. Aus rechtlichen Gründen können nicht alle Dokumente im Rathaus nur digital vorgehalten werden, aber nach und nach werden Aktenordner im Schrank leer – in dem Maße, wie sich die digitalen Dokumentenordner auf der Festplatte füllen.

Abgesehen von der Zeitersparnis spart dieses Vorgehen Papier und Geld. „Die gesamte Stadtverwaltung – ohne Schulen – verbraucht im Jahr etwa eine Million Blatt Papier“, sagt Heuckeroth. Nicht ausgewertet werde, wie viel Papier für die Gremienarbeit benötigt werde. Doch selbst wenn die Ditzinger Räte die Umstellung beschließen, wird es eine Übergangszeit geben: „Ich gehe davon aus, dass es nicht möglich sein wird, die 100-Prozent-Quote von Beginn an zu erreichen.“

Umstellung auf freiwilliger Basis

Die Grünen begründen ihren Antrag mit den Argumenten der Sparsamkeit und Umweltfreundlichkeit. Außerdem argumentieren sie, dass es „nach kurzer Umgewöhnung“ auch bequemer sei. Die Fraktion führt zudem an, dass sich andere Kommunen bereits auf den Weg gemacht hätten. Die Umstellung in Ludwigsburg etwa sei für den Herbst dieses Jahres geplant. Sachsenheim und Besigheim hätten bereits umgestellt. Und in Kirchheim sei die Umstellung auf den Weg gebracht, so heißt es in dem Antrag. In Bietigheim-Bissingen steht die Entscheidung noch aus.

Die Grünen haben in ihrem Antrag erklärt, eine Umstellung auf freiwilliger Basis zu begrüßen: „Jedes Ratsmitglied entscheidet selbst, ob und wann sie oder er sich auf elektronische Vorlagen umstellt. Jeder kann sich individuell aus dem Papierverteiler herausnehmen lassen, um zu den Einsparungen beizutragen.“