Markus Schröter erfasst historische Dokumente wie dieses Vaihinger Adressbuch von 1938 und stellt die Daten online. Foto: privat

Markus Schröter aus Stuttgart-Möhringen betreibt seit 1988 Familienforschung. Wir haben uns erklären lassen, was es mit der Computergenealogie auf sich hat und wie jeder sie nutzen kann.

Möhringen/Vaihingen - Zum Stichtag 1. Juni 1937 lebten 7397 Menschen in Möhringen auf den Fildern. Die Gemeinde umfasste damals 1428 Hektar Markungsfläche und etwa 300 Hektar Wald. Das ist dem „Heimat- und Einwohnerbuch Möhringen a.d.F“ von 1937 zu entnehmen. Das Original liegt im Möhringer Heimatmuseum. Markus Schröter hat die Seiten gescannt und die Daten ins Internet übertragen.

Wer sich für seine Familiengeschichte im Ort interessiert, kann gezielt nach Namen, Adressen oder Firmen suchen oder aber die gescannten Seiten auf dem Bildschirm „durchblättern“. Neben Anschriften enthält das Dokument auch ein Straßenverzeichnis, eine Ehrentafel der im Ersten Weltkrieg gefallenen Möhringer Bürger, einen Ortsplan und Kapitel zu Kirche, Parteien, Landwirtschaft, Handwerk, Sport und den Vereinen in Möhringen.

Hauptarbeit ist das Scannen der Bücher und Abtippen der Daten

„Der Grundgedanke ist, gedruckte Massenquellen für jedermann, speziell für Heimat- und Familienforscher, zu erschließen und kostenlos zugängig zu machen“, erklärt Schröter. Anfangs habe er von dem Prinzip nicht viel gehalten, „bis ich dank eines Adressbuches über einen ‚Toten Punkt’ hinwegkam. So heißen Rätsel in der Familienforschung, bei denen man nicht mehr weiter zurückkommt, weil Daten und Angaben fehlen“, sagt Schröter. Seit 1988 beschäftigt sich der Möhringer mit der Familienforschung und ist Mitglied im Verein für Computergenealogie und der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung.

Die Daten aus den Adressbüchern werden unter dem Dach des Vereins für Computergenealogie erfasst, einem Zusammenschluss von mehr als 3700 Familienforschern, die sich zur Aufgabe gemacht haben, historische Quellen auszuwerten und im Internet frei zugänglich zu veröffentlichen. Der Verein stellt ein Daten-Eingabe-System (DES) zur Verfügung. Mit Hilfe des DES lassen sich die gescannten Originalseiten des Adressbuches öffnen und mittels einer Eingabebox die Bewohner mit Name, Beruf und Anschrift erfassen. Diese Daten fließen in eine Datenbank und sind für jeden über ein Suchfeld auffindbar.

Die Hauptarbeit, sagt Schröter, sei das Abscannen der historischen Bücher sowie das Abtippen der Daten. Letzteres allerdings macht er nicht alleine. „Es arbeiten mehrere Leute gleichzeitig an einem Buch.“ Mitmachen kann eigentlich jeder. „Man muss sich kurz anmelden und bekommt einen Zugang. Neue Helfer werden in den ersten Wochen beobachtet und gezielt unterstützt, damit die Erfassung problemlos läuft“, erklärt Schröter.

Wer wohnte 1933 in meiner Straße?

Er und seine Mitstreiter haben bereits das Möhringer Adressbuch von 1937 vollständig digitalisiert, auch das Adressbuch von Oktober 1933 ist größtenteils erfasst. Derzeit arbeitet der Verein für Computergenealogie an der Digitalisierung des Adressbuchs „für Vaihingen a.d. Fildern mit Ortsteil Rohr“ von 1938. Wer also wissen möchte, wer in den 30er Jahren in Möhringen und Vaihingen und deren Stadtteilen gelebt hat, kann über die Suchfunktion nach Name, Beruf, Straße oder Ort suchen. „Wenn sich jemand mit der Zuordnung von Straßennamen zu den einzelnen Vaihinger Stadtteilen auskennt, würden wir uns über eine Info freuen“, sagt Schröter. Der Verein ist zudem noch auf der Suche nach Adressbüchern aus der Filderregion, um sie zu scannen und veröffentlichen. „Wenn jemand eines hat, würden wir uns das für diesen Zweck gerne ausleihen“, sagt Schröter.

Auf die Frage, was dieses Online-Adressbuch den Bürgern bringt, antwortet Schröter: „Den Blick zurück. Fragen wie: Wo hat mein Opa gewohnt, was war er von Beruf und wer hat noch im Haus gewohnt? Welche Firmen gab es in Vaihingen? Welche Menschen wohnten in der Straße? Der Familienforscher kann den Lebensweg seiner Ahnen verfolgen. Wenn ich weiß, wo mein Urgroßvater lebte und in welcher Straße, kann ich auf die Kirche und die Kirchenbücher schließen. Auch kann man über die Jahre den beruflichen Werdegang verfolgen, weil sich die Berufsangaben geändert haben. Steht plötzlich die Ehefrau als Witwe drin, ist klar, der Ehemann ist verstorben.“

Mehr Informationen und die Adressbücher finden sich unter http://wiki-de.genealogy.net