Wegen der Diesel-Abgaswerte bekam Daimler Besuch von den Ermittlern Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Beim Diesel steht auch Daimler im Verdacht illegaler Schummeleien. Auch wenn es bisher keine Beweise gibt – der Konzern hat sich beim Diesel in eine Grauzone begeben, die nicht zu seinem Anspruch passt, meint unser Exklusivautor Klaus Köster.

Stuttgart - Wirklich überraschend kann die Razzia bei Daimler nicht gekommen sein. Schon in seinem Geschäftsbericht warnte der Konzern davor, dass Ermittler wegen der Diesel-Emissionen auch an ihn selbst kritische Fragen stellen hat und deshalb „Untersuchungs- sowie Zwangs- und Vollstreckungsverfahren und -maßnahmen“ möglich seien. Die Frage war für Daimler also eher, wann die Justiz vorfährt – und nicht, ob sie es tun wird.

Fragwürdige Werbung mit niedrigen Schadstoffwerten

Ein Ermittlungsverfahren ist noch kein Schuldspruch und eine Razzia noch kein Beweis von Verfehlungen – dennoch setzt sie ein Mindestmaß von Verdachtsmomenten voraus, das Daimler durch seinen Umgang mit der Dieseltechnologie ganz offensichtlich geliefert hat. Es gibt zwar nach wie vor keinerlei Hinweis, dass der Konzern ähnlich wie Volkswagen gezielt Testwerte manipuliert hat – doch auch bei Dieselautos mit dem Stern, die laut Konzern nur ein „Minimum“ an Schadstoffen in die Luft pusten, gibt es in vielen Fällen eine große Diskrepanz zwischen den Labor-Messwerten und dem, was auf der Straße in die Luft gepustet wurde. Diese Fahrzeuge dann als besonders umweltfreundlich zu bewerben, ist fragwürdig. „Das Beste oder nichts“ – diesem Anspruch muss der Konzern auch in der Dieseltechnologie gerecht werden.

Gut für Daimler ist allerdings, dass der Umgang mit überhöhten Schadstoffwerten vor allem aus Vergangenheitsbewältigung besteht. Denn mit der neuen Generation vom Dieselmotoren geht eine Technologie an den Start, die die Städte nur noch mit einem Bruchteil der schädlichen Stickoxide belasten wird wie herkömmliche Motoren. Natürlich kommt Daimler damit reichlich spät. Aber Daimler ist offensichtlich früher dran als die Konkurrenz. Somit ist der Konzern endlich auf dem Weg, auch beim Diesel die Erwartungen zu erfüllen, die er zu Recht weckt.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de