Mobilität der Zukunft bedeutet auch automatisiertes Fahren - Bosch will mitziehen Foto: Bosch

Bosch will verstärkt mit Technologien und Dienstleistungen rund ums Internet wachsen. Das reicht von intelligenten Backöfen über ferngesteuerte Heizungen und vernetzte Maschinen bis zum automatisierten Fahren.

Stuttgart - Bei Bosch hat die Zukunft schon begonnen. Beispiel automatisiertes Fahren: In diesem Jahr bringt Bosch neue Assistenzsysteme in Serie – fürs ferngesteuerte Parken, fürs Steuern im Stau, fürs Ausweichen und Linksabbiegen. „Derzeit kommen wir technisch wie auch wirtschaftlich mit großen Schritten voran“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner beim Ausblick aufs laufende Jahr erfreut.

Auch der Absatz von Radar- und Videosensoren werde sich 2015 verdoppeln. Bei Radarsensoren sei Bosch mittlerweile Weltmarktführer. Bis 2020 will Bosch sogar einen serienreifen Highway-Piloten auf den Markt bringen, der das Auto auf der Autobahn automatisch steuert.

Automatisierung, Vernetzung, Elektrifizierung, Energieeffizienz und aufstrebende Märkte – diese fünf Felder des geschäftlichen Wandels hat Bosch ausgemacht und richtet den Konzern darauf aus. „Wir haben dem Diesel den Siegeszug ermöglicht. Wir werden das Gleiche für den Elektroantrieb schaffen“, sagt Denner. Jährlich investiert Bosch fast 400 Millionen Euro in die Elektromobilität – vor allem in die Weiterentwicklung der Batterietechnik.

„Auch wenn das Auto der Zukunft automatisch und elektrisch fährt, vernetzt fährt es am besten“, ist der Bosch-Chef überzeugt. So hat Bosch beispielsweise bis Anfang des Jahres nicht nur 30 Serienprodukte für elektrifizierte Antriebe realisiert, sondern liefert auch Infrastrukturlösungen für die Elektromobilität. Eine von Bosch entwickelte App vernetzt 80 Prozent aller internetfähigen Ladesäulen in Deutschland und ermöglicht dem Nutzer das einfache Laden eines Elektrofahrzeugs. Doch vernetztes Fahren könne weit mehr heißen, wie Bosch in Stuttgart zeige, sagt Denner. Car- und Bikesharing, Bahnen und Busse mit einer Chipkarte nutzen, die auch Eintrittskarte für Schwimmbäder oder Bibliotheken sein kann. Die Software kommt von Bosch.

"Wir holen die Zukunft in die Gegenwart"

„Bei Bosch holen wir die Zukunft in die Gegenwart – wir wollen nicht auf sie warten, wir wollen sie machen“, sagt Denner. Gerade weil man in etablierten Geschäftsfeldern so stark sei, könne man sich neue erschließen. Man bringe gute Voraussetzungen mit, um aus der Vernetzung ein Dienstleistungsgeschäft zu machen, so der Bosch-Chef. Bislang mache der Bereich einen dreistelligen Millionenbetrag aus. Denner sieht hier enormes Wachstumspotenzial. Umsätze, die das sogenannte Internet der Dinge bringen wird, vermag Denner nicht zu beziffern, weil sich die Technologien in vielen Produkten finden.

Etliche Innovationen für die Küche stammen aus dem Auto – wie etwa die neuen Sensor-Backöfen, in denen der Kuchen auf den Punkt gelingt, weil ständig dessen Feuchtigkeitsgehalt gemessen wird. Der verwendete Sensor stammt aus der Kraftfahrzeugtechnik. Zu den via App ferngesteuerten Backöfen und Geschirrspülern kommen in diesem Jahr noch Kühlschränke, Trockner und Waschmaschinen hinzu, die sich je nach Wetter einschalten, um möglichst viel selbst erzeugten Strom zu nutzen. Das spart Energiekosten. Außerdem wird bei allen vernetzten Hausgeräten Ferndiagnose möglich, was Kundendienst-Fahrten spart.

„Die eigenen Produkte internetfähig zu machen – dieses Ziel verfolgen wir in allen unseren Unternehmensbereichen“, sagt Denner. Fernwartungen wird es auch bei Heizungen geben. Mittlerweile wurden in der Thermotechnik bereits 75 000 vernetzte Systeme verkauft, bis Ende 2015 werden es 150 000 sein. Bosch liefert Sensoren nicht nur für vernetzte Geräte im Haus, auch für Rasenmäher, Smartphones oder Maschinen in Fabriken. In den weltweit 250 Bosch-Produktionswerken laufen 100 Projekte zur vernetzten Produktion.

Arbeitsstationen erkennen jedes einzelne Werkstück und rufen vom Server die passenden Arbeitspläne ab – das spart Kosten, weil die Produktivität höher ist und die Bestände niedriger. Bosch ist Weltmarktführer bei solchen Sensoren. 2014 hat Bosch 1,3 Milliarden Stück davon produziert, in diesem Jahr werden es 1,6 Milliarden sein.

Wenn diese Sensoren „online gehen“, werden sich ganz neue Lösungen ergeben, sagt Denner. Man könne sie etwa in Parkflächen unterbringen und so via Echtzeit-Parkkarte im Internet erkennen, ob der Parkplatz schon belegt sei – ein Entwicklungsprojekt von Bosch. Vom Megatrend Vernetzung verspricht sich Bosch enorme Wachstumschancen.

Dass Software immer mehr an Bedeutung gewinnt, spiegelt sich auch bei den Beschäftigten. Von den weltweit rund 290 000 Mitarbeitern sind 45 700 in Forschung und Entwicklung beschäftigt – davon ist schon jetzt jeder dritte ein Software-Entwickler. Mehr als 3000 Entwickler sind allein für das Internet der Dinge tätig.

Bereits im vergangenen Jahr ist der Bosch-Konzern gut vorangekommen. Der Umsatz ist um 6,3 Prozent auf 49 Milliarden gestiegen – ohne die Zukäufe Bosch-Siemens-Hausgeräte und ZF Lenksysteme (mittlerweile umbenannt in Automotive Steering). Mit einem operativen Gewinn von drei Milliarden Euro erreichte Bosch eine Umsatzrendite von 6,2 (Vorjahr: 6,0) Prozent. Noch dominiert die Kfz-Techniksparte mit 68 Prozent Umsatzanteil. Sie war auch größter Ergebnisbringer (2,4 Milliarden Euro).