Nicht jedem bereitet eine Wäschespinne so viel Freude. Foto: Ute Grabowsky

Die gemeine Wäschespinne erobert sich die Gärten und Vorgärten und treibt ihr Unwesen. Die optische Verspargelung von Kleinstbiotopen freut nicht jeden.

N Stuttgart - un steht sie wieder zahllos und unübersehbar in den schwäbischen Gärten, vor den Häusern, hinter den Häusern. Lava aranea (lateinisch) ist wieder da, griechisch: Arachna plysimo. Die gemeine Wäschespinne hat die Winterstarre beendet und drängt aus dunklen Kellern an die klare Frühlingsluft. Sie hat ihr Biotop rücksichtslos wiederbesetzt, sich der Gärten und Vorgärten bemächtigt und völlig unkontrolliert ausgebreitet – unbarmherzig für das Auge des Betrachters. Eine Verspargelung der Kleingärten wie in jedem Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen.

Aber nicht nur das: landauf, landab geht das faltbare Untier auf Beutezüge. Kantig und hart empfängt es jeden Kopf, der ihm zu nahe kommt. Heimtückisch hält es seine Fäden bereit, um unschuldige Mädchen und Buben einzuwickeln. Auch vor Erwachsenen macht es nicht Halt – einer gierigen Kreuzspinne gleich, der jede Fliege zur Beute werden kann.

Die Wäschespinne mahnt zu Sauberkeit und Ordnung

Ungerührt wirft das staksige Ungetüm seine langen Schatten auf das gepflegte Grün. Reckt sich, zu Sauberkeit und Ordnung mahnend, als überdimensionierter erhobener Zeigefinger gen Himmel. Sein großes Netz langer Fäden kündet vom Fleiß der schwäbischen Hausfrau – mancherorts gleich mehrmals in der Woche. Dann entfaltet die Wäschespinne ihre überbordend bunte Pracht dank farbenfroher Hemden, Hosen, Pullover an den Leinen.

Sie präsentiert die ganze Vielfalt eines Hausstands – in der gebotenen Diskretion, versteht sich. Dafür verfügt die Wäschespinne über sogenannte Tarnfäden, die ganz außen liegen. Da ist Platz für die große Wäsche: Bettbezüge, Hand- und Leintücher schützen die nach innen zu immer kleiner und intimer werdenden Kleidungsstücke wie Hemden, Blusen, Pyjamas, BHs, Unterhosen, Slips und andere kleine Nichtse, die sonst das Licht der Öffentlichkeit scheuen und lieber das Verborgene der eigenen vier (Schlafzimmer-)Wände suchen, vor neugierigen Blicken.

Tarnfäden verbergen Intimes

Zugegeben, nach einem langen Winter sind wärmere Temperaturen enorm wohltuend. Doch jetzt zeigt sich, die kalte Jahreszeit hat auch ihre gute Seite: immerhin hält sie das optische Ungeziefer im Zaum.