Vor der Pazifikküste in Mexiko wurde eine Stärke von 8,2 gemessen. Das Beben ereignete sich rund 140 Kilometer vor der Küste des Bundesstaats Chiapas, der in der Nähe der Grenze zu Guatemala liegt. Foto: StZ/StN

In Scharen zieht es Menschen ausgerechnet in jene Mega-Citys, die ständig von schweren Erdbeben bedroht sind. Die Risiken werden meist verdrängt und die Gefahren kleingeredet.

Ischia - Ein schweres Erdbeben der Stärke 8,2 vor der Pazifikküste hat Mexiko erschüttert. Das Beben ereignete sich in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) rund 140 Kilometer südwestlich von Tonalá im Bundesstaat Chiapas in 19 Kilometern Tiefe, wie das Seismologische Institut in Mexiko mitteilte. Nach Angaben von Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong wurden mindestens 30 Menschen getötet.

Stärkstes Beben in Zentralamerika seit 1932

Nach Angaben von Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto ist das Erdbeben der Stärke 8,2 das stärkste in der Region gemessene Beben seit 1932. Rund 50 Millionen Menschen hätten in Mexiko die schweren Erschütterungen zu spüren bekommen, sagte er am Freitagmorgen dem Sender Foro TV. „Es handelt sich um ein Beben großen Ausmaßes.“

Für mehrere Länder der Region wurde eine Tsunamiwarnung ausgegeben – sie umfasste neben Mexiko mehrere Staaten in Mittelamerika sowie das südamerikanische Ecuador. Die Todesopfer waren zwei Frauen, die starben, als ein Haus in der Stadt San Cristobal einstürzte, wie Gouverneur Manuel Velasco mitteilte. Der Bundesstaat Chiapas liegt im Süden des Landes nahe der Grenze zu Guatemala.

Die Erdstöße waren auch im etwa 700 Kilometer entfernten Mexiko-Stadt sowie in andern Bundesstaaten und mehreren Ländern Mittelamerikas zu spüren. In Mexiko-Stadt und anderswo kam es zu zahlreichen Stromausfällen.

Die gefährlichsten Erdbeben-Regionen der Welt

Verwundbare Mega-Städte

Das jüngste Erdbeben zeigt, wie verwundbar selbst hoch industrialisierte Staaten sind. Mega-Städte wie Tokio, Los Angeles, Istanbul oder Mexiko-Stadt liegen in extrem gefährdeten Erdbebengebieten. Jederzeit kann über sie die Apokalypse hereinbrechen.

Die Menschen blenden die Gefahren aus und beruhigen sich damit, dass schon nichts passieren wird. Ein lebensgefährlicher Irrtum. Nach UN-Angaben wird es bis in wenigen Jahren 25 Mega-Citys in Risikogebieten geben. Ungeachtet der Gefahren aus dem Untergrund, wachsen Metropolregionen mit zehn Millionen Einwohnern in einem Tempo wie sonst keine anderen Städte auf dem Globus.

Schäden in astronomischer Höhe

Einer UN-Studie zufolge haben Beben im vergangenen Jahrzehnt die meisten Todesopfer und die größten Schäden verursacht. Vor allem wenn sich Erdstöße in dicht besiedelten Zonen ereignen, steigen die Sach- und Vermögensschäden ins Astronomische.

Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gibt es weltweit täglich rund 270 Beben mit einer Magnitude von mehr als 3,1. Im Schnitt kommt es zehnmal pro Jahr zu Beben der Stärke 7 plus.

Wie die Stärke von Erdbeben gemessen wird

Der Begriff Magnitude ist ein Maß für die Stärke von Beben. Die in den 1930er Jahren zur Quantifizierung kalifornischer Erdbeben vom Seismologen Charles Francis Richter entwickelte Richterskala ist die bekannteste Messskala; sie kann aber nur Beben bis Stärke 6,5 messen. Deshalb haben Wissenschaftler andere Skalen entwickelt, mit denen Werte möglich sind, die weit oberhalb der Magnitude 6,5 der Richterskala liegen.

In Deutschland treten laut BGR Erdbeben vornehmlich entlang des Rheintals, auf der Schwäbischen Alb und im Vogtland auf – durchschnittliche Stärke: 4,5. Das stärkste Beben der letzten 20 Jahre fand in der niederrheinischen Bucht mit Magnitude 5,9 statt.