Rettungskräfte gehen am 25. August 2016 in der italienischen Stadt Amatrice an Trümmern vorbei. Foto: dpa

In Scharen zieht es Menschen ausgerechnet in jene Mega-Citys, die ständig von schweren Erdbeben bedroht sind. Die Risiken werden meist verdrängt und die Gefahren kleingeredet.

Stuttgart - Ein gewaltiger Stoß aus dem Inneren der Erde hat am 24. August 2016 um 3.36 Uhr binnen zehn Sekunden das Zentrum der mittelitalienischen Stadt Amatrice in eine Steinwüste verwandelt. Mindestens 267 Toten sidn dabei ums Leben gekommen. Ganze Dörfer in der Region sind verwüstet worden. Die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi versprach einen schnellen Wiederaufbau und eine bessere Erdbebenvorsorge.

Der Erdbebenschutz wurde auch nach dem schweren Erdbeben von L’Aquila 100 Kilomteer nordöstlich von Rom mit 309 Toten vor sieben Jahren verbessert, die Regeln werden jedoch oft nicht umgesetzt. Viele der alten Häuser waren am Mittwoch innerhalb von Sekunden in sich zusammengebrochen. Wie viele Menschen noch verschüttet oder vermisst sind, war weiter unklar.

Verwundbare Mega-Städte

Die jüngste Erdbebenkatastrophe in Italien wie verwundbar selbst hoch industrialisierte Staaten sind. Mega-Städte wie Tokio, Los Angeles, Istanbul oder Mexiko-Stadt liegen in extrem gefährdeten Erdbebengebieten. Jederzeit kann über sie die Apokalypse hereinbrechen.

Die Menschen blenden die Gefahren aus und beruhigen sich damit, dass schon nichts passieren wird. Ein lebensgefährlicher Irrtum. Nach UN-Angaben wird es bis in wenigen Jahren 25 Mega-Citys in Risikogebieten geben. Ungeachtet der Gefahren aus dem Untergrund, wachsen Metropolregionen mit zehn Millionen Einwohnern in einem Tempo wie sonst keine anderen Städte auf dem Globus.

Schäden in astronomischer Höhe

Einer UN-Studie zufolge haben Beben im vergangenen Jahrzehnt die meisten Todesopfer und die größten Schäden verursacht. Vor allem wenn sich Erdstöße in dicht besiedelten Zonen ereignen, steigen die Sach- und Vermögensschäden ins Astronomische. So könnten sich die Schäden des Tohoku-Bebens vom 11. März (Stärke 9,0) auf mehr als 220 Milliarden Euro belaufen.

Laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gibt es weltweit täglich rund 270 Beben mit einer Magnitude von mehr als 3,1. Im Schnitt kommt es zehnmal pro Jahr zu Beben der Stärke 7 plus. In Deutschland treten laut BGR Erdbeben vornehmlich entlang des Rheintals, auf der Schwäbischen Alb und im Vogtland auf – durchschnittliche Stärke: 4,5. Das stärkste Beben der letzten 20 Jahre fand in der niederrheinischen Bucht mit Magnitude 5,9 statt.