Bestes Beispiel für gute Jugendarbeit: VfB-Talent Raphael Holzhäuser. Foto: dpa

VfB Stuttgart hat viel vor: Es soll noch professionellere Strukturen bis hinunter zum jüngsten Jahrgang geben.

Stuttgart - Es ist ja immer ein beruhigendes Gefühl, wenn in einem Verein finanzielle Vernunft und Weitsicht herrschen. So hat es sich der VfB Stuttgart zur Pflicht gemacht, den Etat für die bevorstehende Spielzeit konservativ zu planen.

Finanzchef Ulrich Ruf legt dafür die Einnahmen aus der Bundesliga und den ersten beiden Runden im DFB-Pokal zugrunde. Nimmt der Verein, wie in der abgelaufenen Saison mit dem Einzug ins Pokal-Viertelfinale und der Qualifikation für die Europa-Liga, mehr ein – umso besser. Und wenn ein unverhoffter Glücksfall eintritt wie der neue Fernsehvertrag, der den Bundesligisten von 2013 an im Schnitt jährlich 628 statt bis dahin 412 Millionen Euro einbringt – noch besser. „Manch einer meint ja, bei uns regnet es Geld vom Himmel“, sagt Präsident Gerd Mäuser mit süß-saurer Miene. Denn er betont auch: „Wir haben enge finanzielle Grenzen.“

Der VfB verdient gut mit seiner Jugend - hier geht's zum Überblick

Gut, dass der Verein über eine Geldquelle verfügt, die zuletzt gesprudelt hat wie lange nicht. Allein seit dem Titelgewinn 2007 hat der VfB 68,4 Millionen Euro aus Transfers von Spielern eingenommen, die aus der eigenen Jugend stammen – weit mehr als alle anderen. Was für Gerd Mäuser nur einen Schluss zulässt: „Für uns ist die Jugendarbeit essenziell. Wir müssen sie noch mehr kapitalisieren.“ Der VfB intensiviert seine Jugendarbeit weiter.

Das beginnt in der U-10-Auswahl der Jüngsten und endet in der zweiten Mannschaft. Vom VfB II wechseln zur neuen Saison Torhüter André Weis (22), Raphael Holzhauser (19), Kevin Stöger (18) und Antonio Rüdiger (19) in den Lizenzspielerkader. Zudem wurden jetzt die Verträge von Trainer Jürgen Kramny (bis 2015), Co-Trainer Walter Thomae (bis 2014), Torwart-Trainer Thomas Walter (bis 2014) sowie Athletik-Trainer Matthias Schiffers (bis 2015) verlängert.“ Der VfB hat in der dritten Liga die am höchsten platzierte zweite Mannschaft aller Bundesligavereine. Das erleichtert den Übergang in den Profibereich.

Grundlagen sollen schon ab der U-10-Auswahl gelegt werden

Die Grundlagen für den späteren sportlichen Erfolg werden aber viel früher gelegt – von der U-10-Auswahl an aufwärts. „Diesen Bereich werden wir weiter professionalisieren“, kündigte Mäuser an. Für das künftige Jugendleistungszentrum hinter der VfB-Gaststätte (mit Kabinen, Kraftraum, Sauna, Trainer- und Besprechungszimmer) arbeitet Ulrich Ruf zurzeit ein Finanzierungskonzept aus, der Bau soll 2015 oder 2016 beendet sein. Zudem ist für alle VfB-Spieler eine Mensa auf dem Clubgelände geplant.

Die Kapazität der Jugendakademie im Carl-Benz-Center (bisher 18 feste Plätze) wird erhöht, damit auch jene Jugendlichen, die bei Gastfamilien wohnen, Räume für Essen und Schulaufgaben haben. Alle Jugendtrainer sollen die Fußballlehrer-Lizenz, die Co-Trainer mindestens die A-Lizenz besitzen. Alle Jugendteams folgen einer einheitlichen Spielphilosophie (Viererkette, ballorientierte Raumdeckung), dazu sollen die Trainer einen internetbasierten Pool mit einheitlichen Trainingsformen nutzen. Zwei hauptamtliche Scouts sollen die Talente in Württemberg flächendeckend erfassen und im U-15- bis U-23-Bereich positionsbezogen sichten. Die U 9 wird aufgelöst, dafür wird die Fußballschule vergrößert.

Weil das alles eine Menge Geld kostet, sucht der VfB einen Jugendsponsor, der analog zur Mercedes-Benz-Bank bei den Profis und der U 23 die Trikots der Nachwuchsmannschaften bewirbt. Ein Anwärter ist der bisherige Hauptsponsor Gazi. „Die Gespräche laufen“, sagt Gerd Mäuser.