Rosemie lässt in ihrer „Rosevue“ statt Staub Artisten wirbeln. Foto: Friedrichsbau Varieté

Rosemie, Clownin, Musikerin, Sängerin und Conferencieuse, gibt der neuesten Eigenproduktion des Friedrichsbau Varietés ihren Namen: In „Die Rosevue“ kalauert, jodelt und steppt sie zwischen den Einlagen ihrer Künstlerkollegen.

Stuttgart - „Stimmung!“ Am Kronleuchter unterm Hallendach hängen Kochtöpfe und Schöpflöffel. Rosemie, die Conférencieuse, betritt die Bühne und nimmt kurz drauf den pompösen Federschmuck vom Kopf. Die Worte „Ich find, des isch übertrieben“ schwäbelnd, offenbart sie ihre grauen, zusammengebundenen Haare. Dann schmeißt die schwäbische Hausfrau Konfetti auf die erste Publikumsreihe und brüllt „Stimmung!“. So hat Rosemie die Jury des baden-württembergischen Kleinkunstpreises begeistert – und die Ehrung in diesem Jahr erhalten.

Die Clownin, Musikerin und Sängerin gibt der neuesten Eigenproduktion des Friedrichsbau Varietés ihren Namen: In „Die Rosevue“ kalauert, jodelt und steppt sie zwischen den Einlagen ihrer Künstlerkollegen. Diese seien „heiße Fegerle“ und jeder für sich ein Höhepunkt.

Die französische Equilibristin Margo Darbois sorgt für einen ordentlichen Auftakt: Im Handstand auf einem diffus beleuchteten Stuhl scheinen ihre Beine dem Körper enteilen zu wollen, doch das Gleichgewicht bleibt bei Darbois.

Jonglage mal anders

Mitunter interagiert Rosemie auch mit den Artisten. So weist sie der als Putzfrau verkleideten Sara Sparrow an, ihr Fenster zu reinigen. Freilich ist Sparrow nicht zum Scheibenwischen hier: Das Fenster ist ein Aerialframe, ein freischwingender Rahmen, an dem sie umherschwingt.

Launig wird’s, als der Bouncing-Jongleur Bertan Canbeldek mit hohem Tempo über die Bretter wirbelt. Er wirft nichts in die Luft, sondern zu Boden. Von dort prallen seine Bälle ab und springen ihm zurück in die Hand. Die rasante Jonglage mischt er mit Rückwärtssalti und Breakdance-Elementen. Ähnlich turbulent hantiert der Spanier Marcos Furtnero mit seinen Devilsticks: Mit je einem Stock in den Händen wirbelt er zwei weitere durch die Luft.

Die Pole-Dance-Nummer der Ukrainerin Tatyana Lytvynova und der Auftritt der ungewöhnlich muskulären Showgirls „Die Aerialistsas“ sind schnell vergessen. Anders die tschechische Tosca Rivola: Pfauenhaft stolziert sie ihrem Cyr Wheel hinterher, kurz darauf kreiselt sie darin durch die Gegend.

Möbel können tanzen

Die interessanteste Darbietung jedoch wartet im Post-Pausen-Teil: Auf dem Rücken liegend, balanciert Emma Phillips aus Neuseeland Parasols auf den Fußballen, ehe sie mit den Sohlen einen vierbeinigen Tisch schnappt und in Rotation versetzt. Ja: Sie jongliert einen Tisch. Mühelos schleudert sie ihn mit den Zehenspitzen nach oben und dreht ihn um all seine Achsen. Ballkünstler auf der Königstraße machen das mit runden Ledern. Doch mit diesem unhandlichen Möbelstück begeistert Phillips die Massen. Zweifellos: der Hingucker des Abends.

Rosemies Zwischenspiel ist zwar durchaus originell. Mal schwenkt sie ein ellenlanges Alphorn über Publikumsköpfe, mal tänzelt sie im Tutu. Mehrfach verlässt sie dabei jedoch das Feld der Komik. Angelutschte Bonbons wickelt sie wieder in Folie und schenkt sie dem häufig zur Bühne gebetenen Gast Gerhardt. Feinsinnig ist das nicht.

Karten: 07 11 / 2 25 70 70