Bastian, Annika, Dustin, Jaro und Dan sind die Rocker vom Hocker. Foto: factum/Granville

Sie spielen deutsche und internationale Rockmusik. Und das Jugendensemble erste Auftrittserfolge.

Gerlingen - Sie haben keine Noten vor sich. Nur die Texte – die Harmonien beziehungsweise Akkorde sind über die Worte geschrieben. Aus den Boxen aber tönen ganze Songs – über 99 Luftballons, die über die Grenze fliegen und einen Krieg auslösen. Den Nena-Song, in den Achtzigern entstanden, singen und spielen Dan, Dustin, Annika, Bastian und Jaro ebenso begeistert wie das viel poetischere Fools-Garden-Lied vom Zitronenbaum oder den Bryan-Adams-Hit „Summer of 69“. Danach richtet Rudi Schiffner einen strengen Blick zur Gitarristin und sagt „du musst dein Solo noch nacharbeiten!“ Dennoch läuft die Übungsstunde locker vom Hocker. Kein Wunder bei den Rockern vom Hocker.

Die fünf zwölf- und dreizehnjährigen Gymnasiasten sind die Jugendband der Jugendmusikschule Gerlingen, und ihr Lehrer ist mit der Truppe mehr als zufrieden. „Das war ein Griff in den Honigtopf, als ich die gecastet hab’.“ Ihre Belohnung: ein toller Auftritt beim Landesmusikschultag im Mai in Stuttgart, und ein Gig auf dem Rathausplatz in knapp drei Wochen.

Im dritten jahr spielen sie zusammen

Im dritten Jahr spielen die Fünf zusammen, und für den 64-jährigen Musiklehrer mit der weißen Mähne sind die Bandprojekte „meine Babys“. Der Mann spricht aus Erfahrung: er steht regelmäßig selbst auf der Bühne; mit der Band „Best Old Music“ hat er so manchen Saal gerockt, und bei der Ditzinger Musiknacht „Unplugged“ gehen Schiffner und seine Kollegen ins Publikum. Das machen seine Schüler noch nicht. Die brauchen noch ihre Vorlagen – wenn auch ohne Achtel. Die Stimmen aber klingen jung und rein. Nicht nur bei den Proben, sagt Schiffner und strahlt.

Jetzt steht er vor seinem Pult. Die Gitarristen klimpern noch ein bisschen. Strenger Blick. Dem Drummer fehlt für ein besonders „bing!“ das Instrument. Was tun? „Stell dir die Triangel vor!“ sagt Schiffner, „und mach’s dann auf dem Trash-Becken.“ Noch sucht Annika das Plektron, das Blättchen zum Anschlagen der Saiten. „Fertig? Dann zähl’ ein!“ „Eins, zwei, eins, zwei drei vier“, tönt es von den Drums her. Beim ersten Vers ist auch der Coach noch angespannt. Dann läuft’s. Die beiden Mädels und die drei Jungs spielen konzentriert, die Finger der beiden Gitarristen flitzen synchron über die Saiten und Bünde.

„Lieber klein und fein und dafür gut“

„Es muss klingen und schülergerecht sein“, sagt Schiffner, „lieber klein und fein und dafür gut.“ Rund zwei Dutzend Stücke haben sie schon im Repertoire. Wie „Alles nur geklaut“ der Leipziger Band Prinzen. Das heißt bei Rocker vom Hocker: alles selbst ausgesucht. „Es bringt doch nichts, wenn ich denen was vorkaue“, ist Schiffner überzeugt. „Sie sollen sich doch entwickeln.“ Der Pädagoge weiß, wie man Kinder und Jugendliche für Musik begeistert.

Wie lange sie zusammenspielen wollen? „Immer“, sagt Dan, und ergänzt „wir wollen wie die Beatles werden.“ Aber da stimmt doch etwas nicht? Auch ein bisschen Geschichte gehört dazu. „Die waren Engländer“, meint einer aus der Runde. Richtig, und die hatten keine Mädchen in der Band. Kennen sie sonst noch Bands aus England? Na ja, auf Deep Purple oder die Stones muss man ja in dem Alter nicht kommen. „Ihr kümmert euch um eure Soli!“ gibt Schiffner mit auf den Weg. Und zupft die berühmtesten Quarten der Popmusikgeschichte. „Smoke on the water“ spielen seine „Rocker vom Hocker“ nicht. Noch nicht.

Termin:
Beim Rathausplatzfest des Musikvereins am 15. Juli spielen die Ensembles der Jugendmusikschule von 15 Uhr an.

Bands im Strohgäu:


Alle drei Jugendmusikschulen im Strohgäu bieten Ensembles an.

– In der jms Ditzingen spielen die Motown-Heroes Funk, Pop und Jazz; die fünfköpfige Rockband (12 bis 15 Jahre) sucht noch Mitglieder; „Between Heaven and Hell“ ist eine Schüler-Rockband. Am 2. Juli beginnt um 11 Uhr das Highlight-Konzert im Bürgersaal.


Neben Chören und Klassikensembles bietet die jms in Korntal-Münchingen auch Bands und Orchester an: die Jugend-Big-Band, die High’n-Mighty-Big-Band, die Campus Band die Musicalband und die Nachwuchsbigband.