Groß ist die Vorfreude an der Körschtalschule, wenn in der kommenden Woche mit dem Beginn des neuen Schuljahrs die Schule endlich eine Gemeinschaftsschule ist. Foto: Judith A. Sägesser

Mit Beginn des neuen Schuljahrs ist die Körschtalschule offiziell eine Gemeinschaftsschule. Darauf haben die Schulleitung und die Lehrer lange Zeit hingearbeitet. Probleme bereitet aber die Raumnot an der Plieninger Schule.

Plieningen - Lampenfieber an der Körschtalschule. Die Schulleiterin Regine Hahn blickt auf nicht nur erholsame Sommerferien zurück. „Es gab so viel zu tun, und unsere Erwartungen sind riesig“, sagt sie. Sie hätte wohl auch das Wort „Vorfreude“ in den Mund nehmen können. Denn sowohl Regine Hahn als auch die Lehrerin Stefanie Lenuzza neben ihr wirken trotz aller zusätzlicher Arbeit wie in Feierlaune. Ein von Regine Hahn und den Lehrern lange gehegtes Vorhaben wird mit dem neuen Schuljahr Wirklichkeit: Die Körschtalschule wird künftig eine Gemeinschaftsschule sein. Darauf hatte die Plieninger Schule in der Vergangenheit mit viel Nachdruck hingearbeitet.

Erst im Februar dieses Jahres hatte der Kultusminister des Landes, Andreas Stoch, verkündet, dass auch die Körschtalschule künftig Gemeinschaftsschule wird. Sie hatte sich mit mehr als 100 Schulen im Land beworben, in die dritte Tranche von Schulen aufgenommen zu werden, die das neue Modell umsetzen. Denn Gemeinschaftsschulen gibt es in Baden-Württemberg erst seit zwei Jahren. Sie stellten einen von der grün-roten Landesregierung durchgesetzten und von der früheren Regierungspartei CDU abgelehnten Umbruch in der Schulpolitik Baden-Württembergs dar.

Alle lernen gemeinsam in der Gemeinschaftsschule

Künftig werden auch an der Körschtalschule Schüler in in einer Schulart lernen, in der alle gemeinsam von der ersten bis zur zehnten Klasse unterrichtet werden. Sie werden eigenständiger lernen und sich in den Jahrgangsstufen mischen. Alle Schüler haben nach der zehnten Klasse einen mittleren Schulabschluss. Die Lehrerin Stefanie Lenuzza sieht in der neuen Schulform einen Abschied von früheren Unterrichtsprinzipien. „Uns geht es künftig um die Bildung, nicht nur um die Leistung der Schüler“, sagt Lenuzza.

Nur das Abitur werde es zumindest mittelfristig nicht an der Körschtalschule geben, betont Stefanie Lenuzza. „Wir haben ja das Paracelsus-Gymnasium als Nachbarn“, sagt sie. Mit dem Gymnasium will die Körschtalschule künftig stärker kooperieren. Vieles sei denkbar, sagt die Schulleiterin Regine Hahn. So könne es in Zukunft gemeinsame Veranstaltungen geben. „Oder unsere Lehrer besuchen zusammen Fortbildungen“, sagt sie. Dennoch wird an der Körschtalschule vom kommenden Schuljahr an auch eine Gymnasiallehrerin unterrichten. Denn der Weg zum Abitur steht allen Gemeinschaftsschülern offen.

In den Klassenräumen für die beiden neuen fünften Klassen lässt sich sehen, welche Veränderungen im Unterricht die Gemeinschaftsschule mit sich bringt. Es gibt zum einen herkömmliche Schulpulte. Sie sind aber L-förmig arrangiert und nicht in Reihen. So soll bei Gruppenarbeiten die Kommunikation der Schüler besser funktionieren, sagt Stefanie Lenuzza.

Schwächere Schüler sollen intensiv gefördert werden

An der Wand gibt es weitere Pulte. Über ihnen sind Regale für Arbeitsmaterial angebracht. Klappwände sorgen für eine Trennung der Pulte und sollen ein ungestörtes Arbeiten der Schüler ermöglichen. Die Schüler sollten an diesen Pulten Aufgaben bearbeiten. In zusätzlichen Stunden stehen ihnen Lehrer und Pädagogen zur Seite, um auf ihre individuellen Stärken und Schwächen einzugehen. So sollen schwächere Schüler intensiv gefördert werden.

Die doppelte Garnitur an Pulten sorgt aber für einen begrenzten Platz im Klassenraum. Tatsächlich wird die Raumnot an der Körschtalschule durch den Wandel zur Gemeinschaftschule verschärft. „Die jetzige Situation ist eine Übergangslösung“, sagt Regine Hahn. Die Stadt wird noch im September mit einer Machbarkeitsstudie beginnen. Sie will herausfinden, wo ein Anbau entstehen kann und damit neue Räume für die Plieninger Schule. Der Neubau soll dann künftig auch eine Mensa beherbergen. Bis dahin wird Mittagessen in den Klassenzimmern serviert werden, also dort, wo morgens Lehrer unterrichten.

Das Projekt Gemeinschaftsschule ist in Plieningen nun endlich Realität geworden. Vollendet ist es aber noch nicht.