Olivia Trummer lernte das Klavierspielen, bevor sie Noten lesen konnte. Sie hat sich der klassischen Musik und dem Jazz verschrieben.. Foto: Philip Artus

Die Musikerin Olivia Trummer ist schon in vielen Ländern aufgetreten, doch nach Stuttgart kommt sie immer wieder gerne zurück. Für sie ist Musik ein Versuch die Geheimnisse des Lebens zu ergründen.

S-West - Die Augen der Musikerin sind geschlossen, ein Lächeln liegt auf ihren Lippen. Ihr Oberkörper bewegt sich leicht zu den Melodien. Es scheint, als verspüre sie den Drang, zu den Tönen zu tanzen, die ihre Finger dem Flügel entlocken. Der Saal des Freien Musikzentrums Stuttgart wird von Jazzklängen, klassischen Stücken und von Olivia Trummers Stimme erfüllt. Die gebürtige Stuttgarterin ist mittlerweile eine international gefragte Jazzpianistin, die unter anderem schon in der Carnegie Hall in New York und auf Schloss Elmau zu hören war.

Sie gibt sich ganz dem Kreieren von Musik hin

Ihre Lieder vermitteln die Ansichten der Musikerin zum Leben, zur Liebe und der verborgenen Schönheit der Welt. „Ich denke an überhaupt nichts beim Spielen, denn ich möchte dieses Emotionale, dieses Unbewusste in meiner Musik haben“, sagt die in Berlin lebende Musikerin. Fast jedes Stück, das sie bei diesem Solo-Auftritt spielt, stammt aus ihrer eigenen Feder. „Mein Herz liegt beim Kreieren von Musik. Mich macht es glücklich, mich einfach ans Klavier zu setzten und frei zu spielen“, sagt sie.

Dabei hat Olivia Trummer eigentlich klassischen Musikunterricht genossen. Doch von Anfang an verspürte sie den Drang, sich selbst auszuprobieren. Mit vier Jahren hatte bei ihrer Mutter ersten Klavierunterricht, mit sieben Jahren komponierte sie die ersten eigenen Stücke – und das ohne Noten lesen zu können. „Wir haben nie mit Papier gearbeitet. Das hat meine Augen geschlossen und meine Ohren geöffnet“, sagt sie. Trotzdem sind für sie Klassik und Jazz untrennbar verbunden. „Klassik steuert auf ein Ideal zu, beim Jazz ist der Ausgangpunkt, dass man selber balanciert ist“, sagt die Künstlerin.

Die kleinsten Dinge inspirieren die Musikerin

Für Olivia Trummer ist Musik zur zweiten Muttersprache geworden und zu einem Versuch, das Leben zu verstehen. „Da gibt es so viel Geheimnis, so viel zu entdecken. Ich versuche, diese Schönheit musikalisch zu verpacken, damit sie nicht verloren geht“, sagt sie. Ihre Musik und ihre Texte sollen genau das vermitteln. Inspirieren lässt sich die 30-Jährige durch kleinste Dinge, so auch beim Geschirrspülen. „Ich liebe Sachen, die ganz einfach sind – da muss man nicht nachdenken und lustigerweise kommen mir da oft die besten Ideen“.

Mit ihrer Musik hat die Jazzpianistin bereits Menschen in vielen Ländern erreicht. So trat sie in England, Polen, Russland und Irland auf, doch eine Stadt hat sie besonders in ihren Bann gezogen: New York. 2008 unterbrach sie ihr klassisches und Jazz-Klavierstudium an der Musikschule Stuttgart, um dort dank eines Stipendiums ein Aufbaustudium zu beginnen. „Dort gibt es so unglaublich viele hart arbeitende Menschen, das wirkt einfach ansteckend“, sagt sie und ihre braunrot-gesprenkelten Augen strahlen.

Von einer Instrumentalmusikerin zur Sängerin

In ihrer New Yorker Zeit begann sie zum ersten Mal, zu ihren Stücken zu singen. In ihrem dritten Album „Nobody Knows“ wagte sie den Sprung von der Instrumentalmusikerin zur Sängerin. „Die Erlebnisse in New York haben mich weitergebracht und so auch meine Musik – das ist nie voneinander zu trennen, denn man kann nie anders spielen, als man selber auch ist“, sagt sie.

Mit ihrer Hingabe und Leidenschaft für Musik überzeugte Olivia Trummer schon bei vielen Wettbewerben. Sie gewann Preise und Stipendien, unter anderem wurde sie mit fünf Bundespreisen bei „Jugend musiziert“ und mit dem Jazzpreis Ingolstadt 2014 ausgezeichnet. „Ich verstehe mich als Vermittlerin zwischen Herz und Verstand, zwischen Intuition und Analytischen Denken“, sagt sie. Diese Intuition brachte sie auch nach ihrem Studium wieder nach New York. So oft sie konnte, reiste sie in die Millionenstadt, spielte dort in Bars und lernte neue Menschen kennen. „Ich habe gemerkt: Da ist noch was, da wartet etwas auf mich.“

Ein Album mit einer ganz persönlichen Botschaft

Ihr 2014 veröffentlichtes Album „Fly Now“ widmet sich eben dieser Zeit und ihren ganz persönlichen Gefühlen. Die Lieder des Albums sollen laut der Pianistin ein ganz bestimmtes Bild skizzieren: Einen Menschen, der auf der Spitze eines Berges steht. Es scheint nicht mehr weiter zu gehen, doch die Person muss über sich selbst hinauswachsen, ihren Mut finden und sich Flügel wachsen lassen. „Fly Now symbolisiert mein Lebensgefühl in den letzten Jahren“, sagt Trummer.

Doch auch heute besucht die Pianisten ihre im Vergleich zu Berlin und New York kleine Heimatstadt Stuttgart gerne. „Das süddeutsche, warme Temperament fehlt mir schon. Alleine, wenn ich jemanden sprechen höre, wird es mir warm ums Herz.“ Im Herbst wird sie wieder ins Schwabenländle reisen, um ihr neues Album vorzustellen. Und um wieder mal Schwäbisch statt Berlinisch zu hören.