Hinterfragt unser Verhältnis zur Natur: die Tänzerin und Choreografin Claudia Senoner Foto: Senoner

Ein alter Garten am Rotenberg wird zum Übungsgelände: Die Performance „Living Utopia“ konfrontiert das Publikum mit einem Kommunenleben utopischer Art. Schon die Fahrt im Shuttlebus stimmt die Zuschauer auf das Szenario ein.

Stuttgart - Der Rotenberg wird zum Übungsgelände: Hier bringt die Choreografin Claudia Senoner für „Living Utopia“ Künstler und Zukunftsvisionen zusammen.

Frau Senoner, Sie bitten mit Kollegen zur Outdoorperformance in einen Garten. Muss man für „Living Utopia“ gutes Schuhwerk mitbringen? Und gegebenenfalls einen Schirm?
Sich auf die Umgebung einzustellen, ist eine gute Idee! Sie schlagen feste Gartenschuhe und einen Schirm vor – toll. Unsere Gedanken hierzu sind der Kleidung schon entwachsen, wir begegnen der ganzen Umgebung mit gespitzten Antennen, offenen Augen und Ohren, sind immer bereit und ganz im Umfeld. Das erhöht den Spaß!
Sie wollen sich mit dem Verhältnis von Natur und Kultur befassen. Welchen Beitrag leistet die Kultur?
Kultur beflügelt die Kreativität. Zu Gestalten ist ganz wichtig, damit eine Gemeinschaft sich in ihrer jeweiligen Umgebung vermenschlichen kann. Unsere Miniaturen bei „Living Utopia“ kann man als performative Einlagen betrachten, darin aber auch kulturgeschichtlich wichtige Arbeiten entdecken. Schon bei unserer Reise zum Monte Verità haben wir frühere Originalperformances am historischen Ort porträtiert. Davon zeigen wir auch Videos. Die Kunsteinlagen im Garten unterbrechen den gewöhnlichen Trott, in den die Leute verfallen möchten; der leider ihre Empfindungen trübt. Kunst weckt die Menschen auf.
Und die Natur?
Ist ganz schlicht Umgebung, ist auch eine Materie, die uns infiltriert – besonders deutlich wird das im Garten, da entsteht ein ganz haptisches „Jetzt-Gefühl“, dort bewegt man sich bewusster als etwa auf Asphalt. Weil wir bei „Living Utopia“ alle dazu bringen, sich konkret mit der Natur zu befassen, entwickelt jeder automatisch eine eigene Haltung zur Natur. Wir gehen diesen Part bewusst mit Humor und ein wenig Kitsch an – den nötigen Ernst trägt doch jeder selbst in sich.
Schaut man sich um, scheint menschliche Kultur der Natur nicht so gut zu tun. Wie wird das Verhältnis in 100 Jahren sein?
Das Verhältnis wird extremer sein, wenn weiterhin die Natur in der Wahrnehmung der Leute ausgeklammert bleibt. Dann werden nur noch die Überraschungsmomente der Natur bemerkt –die, mit denen man nicht umzugehen weiß. Es braucht Querdenker, die an unbequemen Gedanken stolpern, und es braucht Utopisten, weil solche erst die Querdenker zum Stolpern inspirieren. Mit ein wenig Glück stellt sich ein Verhältnis von 1:15 (Utopisten : Querdenkern) ein.

Termin: Premiere am 27. Juli 2017, weitere Vorstellungen am 28.+ 29. Juli

Ort: 18:00 Uhr Abfahrt Shuttlebus vom Treffpunkt Rotebühlplatz, Stuttgart (Treffpunkt: Kasse)

Dauer: bis ca. 21:30 Uhr

Eintritt: Spende nach eigenem Ermessen

Begrenzte Zuschauerzahl, Reservierung notwendig unter Telefon 0711 / 18 73 800 (Mo-Fr 8-20 Uhr, Sa 8-13 Uhr).

Abendkassenhotline: 0163 / 9258542