"Die Nonne" mit Isabelle Huppert (links) und Martina Gedeck hat gute Aussichten auf einen Bären. Foto: dpa

Starke Frauen in einem berührenden Drama: Isabelle Huppert und ihre deutsche Kollegin Martina Gedeck sind am Sonntagabend mit dem Film "Die Nonne“ ins Rennen um die Berlinale-Bären gegangen.

Berlin - Die französische Schauspielerin Isabelle Huppert (59) und ihre deutsche Kollegin Martina Gedeck (51) sind am Sonntagabend mit dem Drama „Die Nonne“ ins Rennen um die Berlinale-Bären gegangen.

Isabelle Huppert als lesbische Oberin

Die Künstlerinnen, im eleganten kleinen Schwarzen und im knallig roten Kleid, zeigten sich trotz der frostigen Temperaturen lange auf dem rotem Teppich der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Der Film allerdings lebt vom Spiel der jungen, bislang weniger bekannten Schauspielerin Pauline Etienne. Sie verkörpert die Hauptrolle der jungen Nonne äußerst eindrucksvoll und macht den nicht ganz einfachen Stoff zu einem ergreifenden Drama. Auch das lang applaudierende Premieren-Publikum im Berlinale-Palast schien bewegt von dem kirchenkritischen Werk.

Das Drama, das im Berlinale-Wettbewerb läuft, ist eine Neuverfilmung eines Romans aus dem 18. Jahrhundert von Denis Diderot. Darin versucht ein junges Mädchen aus dem Kloster und ihrem qualvollen Leben als Nonne auszubrechen, zu dem sie gezwungen wurde. Sie ist Schikanen ausgesetzt und muss gegen große Widerstände vor allem der Kirchenvertreter kämpfen. Der Film sei eine „Ode an die Freiheit“, sagte Regisseur Guillaume Nicloux, der Teile der Kirche scharf kritisierte.

„In Frankreich gibt es noch immer religiöse Würdenträger, die Präservative und Abtreibung verurteilen“, sagte der Franzose am Sonntag bei den 63. Filmfestspielen. Für ihn verkörpere das „Extremismus und Einmischen eines patriarchischen Systems“. Religiöse Würdenträger verbreiteten „eine rückwärtsgewandte Ideologie“.

Huppert spielt im Berlinale-Beitrag eine lesbische Oberin, die der jungen Nonne nachstellt. Gedeck verkörpert die Mutter, die ihre Tochter dazu drängt, im Kloster zu bleiben. „Für mich war an der Figur interessant, dass sie aus dem System der Unfreiheit nicht ausbrechen kann“, sagte Gedeck.

Eine umjubelte Deutschlandpremiere hatte am Samstag das Filmmusical „Les Misérables“, das in Hollywood für sieben Oscars nominiert ist und bereits drei Golden Globes gewonnen hat. Regisseur Tom Hooper („The Kings's Speech“) bedankte sich im Friedrichstadtpalast für die herzliche Aufnahme in der Bundeshauptstadt. „Ich liebe Berlin“, sagte der Oscar-Preisträger auf Deutsch.

„Les Misérables“ ab 21. Februar in den deutschen Kinos

Szenenapplaus für ihre gesanglichen Leistungen erhielten die Oscar-nominierten Darsteller Hugh Jackman und Anne Hathaway. „Ich habe geweint, weil ich sie war, weil sie geweint hat“, sagte Hathaway zuvor. Die 30-Jährige hat für ihre Rolle der Prostituierten Fantine elf Kilo abgenommen und sich vor laufender Kamera die langen Haare schneiden lassen. In Deutschland kommt der Film am 21. Februar in die Kinos.

Sein Berlinale-Debüt nach mehr als zwei Jahrzehnten Karriere gab Til Schweiger. „Es fühlt sich einfach gut an, hier zu sein“, sagte der 49-Jährige am Samstag mit breitem Lächeln vor der internationalen Presse. Schweiger spielt in der fantasievollen Farce „The Necessary Death Of Charlie Countryman“ von Fredrik Bond (Schweden) einen brutalen Gangster.

Den Reiz der kleinen Rolle neben den Hauptdarstellern Shia LaBeouf, Evan Rachel Wood und Mads Mikkelsen erklärte er so: „Dieser Darko ist ein handfester Charakter. Ich habe das Drehbuch geliebt. Ich hatte viel Spaß, den Film zu drehen, und viel Spaß, den Film zu sehen.“

Insgesamt werden bei dem bis zum nächsten Sonntag laufenden Publikumsfestival mehr als 400 Filme gezeigt. 19 Werke bewerben sich um die begehrten Bären.

Bei einer Gala am Rande der Berlinale erhielt am Samstag die südafrikanische Oscar-Preisträgerin Charlize Theron für ihren Kampf gegen Aids den Ehrenpreis der Wohltätigkeitsorganisation Cinema for Peace. Die deutsche Schauspielerin Veronica Ferres (47) wurde für ihr Engagement gegen Rassismus und Fremdenhass geehrt.