Annette Weber mit ihrer Gesteinssammlung: Die hat sie auch oft im Erdkundeunterricht dabei. Foto: Judith A. Sägesser

In ihren Schlauch von Büro ist Annette Weber bereits im August gezogen. Die offizielle Einführung ist allerdings erst am Mittwoch, 25. Dezember. Sie ist die neue Schulleiterin an der Birken-Realschule in Heumaden.

Heumaden - Der nächste logische Schritt war, Schulleiterin zu werden. Dabei hatte Annette Weber das nie geplant. „Lehrer war für mich keine Option“, sagt sie und erzählt aus der Zeit, als sie 16 war. Sie beschloss, erst mal Abitur zu machen. Damals lebte sie in Nordrhein-Westfalen.

Heute ist Annette Weber 50 Jahre alt – und sie ist seit diesem Schuljahr Rektorin der Birken-Realschule Heumaden. Die offizielle Einführung ist heute, 25. November. In ihren Schlauch von Büro ist sie jedoch schon im August gezogen. Das Rektorat soll renoviert werden. Das Mobiliar spiegelt den Schick der Sechziger Jahre.

Fürs Büro ist ein Neuanfang versprochen, für Annette Weber sowieso, aber auch für die Birken-Realschule. Der Führungsstil ihres Vorgängers Wolfgang Weixler war umstritten. Annette Weber hält sich dazu bedeckt. „Ich merke, dass die Kollegen froh sind, dass jemand Neues da ist“, sagt sie. Das müsse aber nicht zwangsläufig etwas mit Weixler zu tun haben.

Sie war bisher Konrektorin an der Realschule in Nellingen. Realschulen sind so etwas wie ihre Lebensbegleiter. Natürlich war sie selbst auf einer. Mit 16 stand sie vor der Frage: Wohin will ich? Weiter auf die Schule oder in eine Ausbildung? Annette Weber entschied sich für die Schule und wechselte aufs Gymnasium. Nebenher hat sie im Chor angefangen, ist Chorleiterin geworden. Sie hat festgestellt: „Donnerwetter, mit Menschen zu arbeiten, macht Spaß“, erzählt sie. So kam sie doch auf Lehrerin.

Angekommen in Schwaben

Der Liebe wegen ist Annette Weber später nach Schwaben gezogen. Ihr heutiger Mann, den sie seit dem Gymnasium kennt, wechselte hierher. „Es hat lang gedauert, bis wir Fuß gefasst haben“, sagt sie. Das soziale Netz musste neu geknüpft werden. Das ist ihnen längst gelungen, sie haben sich „eine Scheibe Haus gekauft“. Annette Weber meint ihr Reihenhäuschen in Esslingen.

Annette Webers Schulfächer sind Musik, Englisch und Erdkunde. In Erdkunde packt sie oft ihre Gesteinssammlung aus. Etwa 120 Sorten nennt sie ihr Eigen. Manche hat sie im Urlaub gesammelt. Sie hat einfach eingesteckt, was ihr noch fehlte. Für Annette Weber erzählt Gestein Geschichten und Geschichte. Es ist für sie der Spiegel der Zeit.

Auf der Fensterbank im Besprechungsraum der Birken-Realschule liegen Edelsteine: ein Rosenquarz, ein Amethyst und eine Wüstenblume. Ihre Aufgabe ist es vor allem, hübsch zu sein. Dass sie eine esoterische Wirkung haben könnten, glaubt Annette Weber nicht. „Ich bin rein wissenschaftlich interessiert“, sagt sie. Und wissenschaftlich betrachtet, seien die weniger hübschen Steine wie Gneis und Granit die spannenderen. Ebenso die Frage: „Warum ist ein Stein gesprenkelt und ein anderer ganz schwarz?“ Annette Weber versucht, ihre Neugier auf die Schüler zu übertragen, wenn sie ihre Plastikbox auspackt.

Nicht wahllos beworben

Den Steinen widmet sie sich also leidenschaftlich. Dasselbe gilt für ihre neue Rolle im Rektorat. „Man hat ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten als Schulleiterin“, sagt sie. Deshalb musste sie nicht zweimal überlegen, als sie die Stellenausschreibung für Heumaden gesehen hat. Wobei sie sagt, sie habe sich nicht wahllos auf Schulleiterposten beworben. „Es sollte etwas Passgenaues sein“, eine kleine Schule. Dass die Birken-Realschule mit ihren 324 Schülern für den Musikunterricht bestens ausgestattet ist, kommt Annette Weber zudem zupass. Ihr Vorgänger war ebenfalls Musiklehrer und hat viel für dieses Fach bewegt.

Es gibt aber auch Baustellen. Auf die Schule kommt einiges zu. Seit es die Hauptschulen und bald die Werkrealschulen in Stuttgart nicht mehr gibt, müssen die Realschulen die Hauptschüler auffangen. Die Schülerschaft würde „heterogener“, sagt Weber. Gemeint ist: Die Lehrer stehen vor einer Herausforderung, wenn Kinder im Klassenzimmer sitzen, die früher die Hauptschulempfehlung bekommen hätten. Den neuen Bildungsplan umzusetzen, „ist ein großer Brocken“, sagt Annette Weber. „Das wird sehr anstrengend für uns. Wir wollen ja allen gerecht werden. Es wird sich zeigen, wie gut das funktioniert.“