Seite an Seite zum 1:1 – Patrick Auracher (links) und Kickers-Spieler Enis Küley. Foto: Baumann

Die Kickers kommen nicht voran: Nach dem 1.1 gegen Worms haben die Blauen in der Regionalliga bisher nur einen Heimsieg eingefahren – „zu wenig“, gibt selbst Manager Michael Zeyer zu.

Stuttgart - Das Vorspiel fand am Samstag beim ABV statt. Doch keine Sorge, die Stuttgarter Kickers sind noch nicht in der Kreisliga gelandet, wo der Nachbar von der Waldau kickt. Dort trafen sich am Vormittag lediglich Fans und Funktionäre zum Stammtisch. Ein gelungener 90 minütiger Auftritt aller Beteiligten, mit konstruktiver Kritik und sachlichen Argumenten. Ohne Sieger und Verlierer auf beiden Seiten. Mit diesem Remis jedenfalls konnten alle leben.

Wesentlich besser jedenfalls als mit dem 1:1 (0:0) wenig später im Gazi-Stadion gegen Wormatia Worms, zumal Michael Zeyer noch gesagt hatte: „Mit einem Sieg heute haben wir noch alle Chancen auf eine gute Saison.“ Nachdem aber aus bisher sechs Heimspielen nur ein Sieg (gegen Steinbach) heraussprang, muss auch der Manager zugeben: „Das ist zu wenig.“

Wobei sich an der Partie die Geister schieden. „Die Kickers haben ein Bombenspiel abgeliefert“, lobte der Wormser Trainer Steven Jones, der damit wohl auch die Leistung des eigenen Teams herausstreichen wollte. Diesen Ball wiederum nahm sein Kollege Alfred Kaminski gerne auf: „Wir haben das Spiel dominiert, eine Unkonzentriertheit nach einer Standardsituation führte zum Ausgleich.“ Das stimmt schon, vor allem was die Anfangsphase betrifft, als – anders als noch im Derby – aus guten Möglichkeiten kein Kapital geschlagen wurde. Die Führung erzielte der eingewechselte Robert Völkl erst in der 75. Minute, den Ausgleich mit einem Sonntagsschuss Dorow (84.). Auf die Frage, was er ändern will, antwortete Kaminski: „Ich muss aufpassen, dass ich jetzt nicht emotional reagiere.“ Der Coach sah viele Chancen, ein Kickers-Spieler dagegen meinte: „Viele klare habe ich nicht gesehen.“

Diskussionen um Etat

Die Stuttgarter Kickers – ein Club zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Kaminskis Gegenfrage: „Welche Erwartungshaltung habe ich mit einem durchschnittlichen Etat?“ Schweigen – und dann: „Wir werden hier keinen Gegner niederspielen und dann mit 5:0 gewinnen.“

Das verlangt selbst das kritische schwäbische Kickers-Publikum (am Samstag kamen noch 2650 Getreue) nicht. Doch das ändert nichts daran, dass die Blauen den roten Faden verlieren, sobald der Finne Sebastian Mannström aus dem Spiel genommen wird, was Enis Küley am Samstag nur sehr bedingt kompensieren konnte. Aber der Kader ist jetzt – bis auf Yannick Thermann – komplett, und auch das ständige Argument einer jungen Mannschaft zieht nur bedingt. Mit Küley, Blank und Kaffenberger standen nur drei Unter-23-jährige auf dem Platz. Wobei die Mannschaft in der Schlussphase „platt war“, wie Zeyer zugeben musste. Die englischen Wochen sind ein Handicap, vor allem weil die Kickers keine eingespielte Truppe haben.

Bleibt die Frage: wohin wollen die Kickers? Das treibt auch die Fans um. Die zeigen weitgehend Verständnis, falls es dieses Jahr nicht klappt mit dem Aufstieg, wollen aber endlich mal ein klares Bekenntnis der Verantwortlichen. Das wird gescheut. „Am Schluss wird abgerechnet“, sagt Zeyer. Fabian Gerster, die sportliche Kompetenz im Aufsichtsrat, meint: „Ein Platz zwischen fünf und acht halte ich für realistisch.“

Das dürfte sein Arbeitgeber Quattrex nicht so gerne hören. Denn das Präsidiumsmitglied Niko Kleinmann gab zu dem Vertrag mit dem Investor zu: „Die Zinsen tendieren in der Regionalliga gegen null. Sollten wir länger hier verbleiben, wären die Kickers der Sieger – und Quattrex der Verlierer.“ Was noch lange kein Grund ist, nicht aufzusteigen.