Picknick mit den Pferden, vielleicht ist für sie ja auch ein Apfel drin? Foto: privat

Seit bereits vier Jahrzehnten verbringen Kinder und Jugendliche ihre Freizeit auf der Birkacher Jugendfarm. Das ist für die Verantwortlichen ein guter Grund, um zu feiern. An diesem Wochenende ist es so weit.

Birkach - Mit Bauwagen aus Holz hat es vor mehr als 40 Jahren angefangen. Inzwischen ist aus der Idee, Kindern ein Stück Natur zum Spielen zu schenken, eine ganze Jugendfarm erstanden. „Solche Wagen waren früher der einzige Unterschlupf“, sagt Patrizia Sfameni, Vize-Vorsitzende des Birkacher Jugendfarm-Vereins. Dabei schaut sie zu dem Haupthaus auf dem Gelände hinauf, das so gar nichts mehr Kleines an sich hat. „Das ganze Gelände ist unglaublich vielfältig geworden“, sagt sie. „Ob Reiten, Basteln, Kochen, mit den Tieren spielen, im Sommer oder Winter, irgendwas findet sich immer.“

Tiere haben es hier richtig gut

Eine getigerte Katze schaut kurz zu Patrizia Sfameni auf, während sie zielstrebig in Richtung Pferdestall geht. Nicht nur Katzen laufen dem Besucher über den Weg. Unter dem Trampolin picken Hühner nach Regenwürmern, eine Gans legt den Kopf schräg und beäugt die Gäste, die an ihr vorbeigehen, etwas skeptisch. Auch die drei Ziegen Max, Peter und Heidi dürfen aus dem Stall. „Manchmal ist das etwas schwierig, weil sie einfach jeden Winkel absuchen, ob da nicht etwas versteckt ist“, sagt Patrizia Sfameni und lächelt. Und Max, der an den Zaun kommt, um die Menschen vor ihm zu betrachten, scheint auch schon zu überlegen, ob sie ihm etwas Leckeres mitgebracht haben.

Die Vormittage sind – außer in den Ferien – für die verschiedenen Kooperationen der Farm reserviert. Sowohl die Kinder der Birkacher Grundschule als auch jene der Körschtalschule Plieningen erkunden einmal die Woche das Gelände. Doch damit nicht genug, auch heilpädagogisches Reiten mit der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Plieningen sowie ein Arbeitsprogramm der Lebenshilfe gibt es auf der Jugendfarm. Nachmittags erobern die Farmkinder den Platz. Durchschnittlich sind 30 Kinder im Alter zwischen sechs und 16 Jahren da. „An einem schönen Tag im Sommer sind es auch mal 60 bis 70“, sagt die stellvertretende Vorsitzende.

Sektempfang und Spielstraße

Noch mehr Gäste werden am Sonntag, 27. Juli, da sein, wenn nicht nur das jährliche Sommerfest, sondern auch der 40. Geburtstag der Jugendfarm gefeiert wird. Sektempfang, eine Spielstraße, eine Band und das Wichtigste: der Zirkus Miracolino. „Die letzten Jahren haben wir Theater gespielt, dieses Jahr haben sich die Kinder einen Zirkus gewünscht“, sagt Patrizia Sfameni. Geprobt wird seit Wochen.

Vom Programm bis hin zu den Kostümen machen die Kinder alles selbst, mit Hilfe einer Theaterregisseurin und einer ehrenamtlich tätigen Mutter. „Für die Kinder ist das Projekt jedes Jahr ein Highlight, vor allem das Probenwochenende, wenn sie dann auch auf der Farm übernachten“, sagt Nathalie Schunk. Sie ist seit März auf der Farm und für die Tiere zuständig. „Die Kinder sind unglaublich motiviert und immer voll dabei, selbst nach intensiven Proben“, bestätigt Patrizia Sfameni.

Die Farm als zweites Zuhause

Sie selbst hat drei Töchter, alle drei waren Jugendfarmkinder, die jüngste kommt immer noch oft. „Sie haben die Farm immer ihr zweites Zuhause genannt“, sagt sie und lässt ihren Blick über das Gelände mit all seinen Tieren schweifen. Viele Kinder kommen wie die Kinder der Vize-Vorsitzenden regelmäßig an die Aulendorfer Straße 50. „Wir haben einen guten Stamm an Kindern“, sagt Nathalie Schunk, während sie zum sogenannten Hüttenbaubereich schlendert. Dort wird der Traum vom Eigenheim früh und auch ohne ein volles Bankkonto Wirklichkeit. „Es gibt eine Gemeinschaftshütte für alle Kinder, aber Stammkinder dürfen die von ihnen gebaute Hütte wirklich ihr Eigen nennen“, sagt sie und schaut die Leiter neben ihr hinauf. Unweit davon befindet sich der letzte Bauwagen auf dem Gelände, dieser wurde von zwei Mädchen erobert. „Sie haben sich jetzt eine Dachterrasse oben drauf gebaut“, sagt Patrizia Sfameni. Sie zeigt zu einer sonnenbeschienen Holzplatte, auf der ein einsamer Stuhl auf seine Besitzer wartet.