Die Drillinge Stefan (links), Philipp und Martin (unten) Bukovsek. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie – dann sehen Sie noch mehr Fotos aus dem Leben der drei Brüder. Foto: Ulrike Weber

Eine seltene Drillings-Geburt in der Filderklinik hat gerade Schlagzeilen gemacht. Vor fast 47 Jahren kamen – auch ohne Kaiserschnitt – in Stuttgart die Bukovsek-Brüder zur Welt. Eine Geschichte über dreifaches Glück.

Stuttgart - Sie mussten nicht beatmet werden und sind kerngesund: Nour, Manar und Taha, die Drillinge eines tunesischen Paares, sind kurz nach ihrem ersten Schrei zu Lieblingen der Medien geworden. Die positive Nachricht hat der Filderklinik gutgetan. Das anthroposophische Krankenhaus spürt noch immer bei seinen Patientenzahlen die Folgen eines tragischen Vorfalls vor knapp zwei Jahren. Bei einer Routine-OP war eine junge Frau gestorben. Jetzt konnte die Gynäkologie vorführen, wie perfekt ein Team aus 25 Ärzten und Helfern gearbeitet hat. Nicht per Kaiserschnitt, wie bei Mehrlingsgeburten üblich, holte man die Drillinge ans Licht der Welt, sondern ganz natürlich.

Mit Martin hat damals keiner gerechnet

Ganz natürlich, also ebenfalls ohne künstliche Befruchtung und ohne Operation, hat sich das Glück der Familie Bukovsek im März 1970 verdreifacht. Philipp war zuerst dran. Es folgte Stefan. Und dann kam – auch die Ärzte waren überrascht – noch Martin. Ultraschall war damals vor einer Geburt nicht üblich.

Die aus Slowenien stammenden Eltern hatten nach Sohn Peter, der ein Jahr zuvor zur Welt gekommen war, allenfalls mit Zwillingen gerechnet. Ob die drei Brüder eineiig sind, hat die Familie niemals im Gentest überprüfen lassen. Vieles spricht dafür. Ein identisches Trio ist noch seltener als ein Sechser im Lotto – eines kommt auf 20 Millionen Geburten.

Dass sie etwas Besonderes sind, war den Stuttgarter Brüdern nicht klar, als sie klein waren. „Wir kannten es nicht anders“, sagt der Artist und Zirkuspädagoge Martin Bukovsek. Erst jetzt, da sie älter sind, würden sie immer stärker spüren, was für ein Gottesgeschenk das ist.

In Zeiten der Reproduktionsmedizin ist die Zahl von Mehrlingen um ein Vielfaches gestiegen – doch hundertprozentig identische Gene sind so gut wie nie das Resultat künstlicher Befruchtung.

In Esslingen, in Stuttgart-Mitte und in Stuttgart-Vaihingen wohnen die Bukovsek-Drillinge – und sind sich nicht nur räumlich nah. Im Mutterleib beginnt die enge Beziehung, die bei den Brüdern innig geblieben ist, auch wenn sich bei allen dreien mit wohl gleichen genetischen Voraussetzungen unterschiedliche Interessen und Talente ausgeprägt haben.

Moderator des Weltweihnachtscircus

Wer ist wer? Als Martin, der neue Moderator des Weltweihnachtscircus, täglich bis zu dreimal auf dem Wasen auftrat, waren Philipp und Stefan mehrfach im Publikum und backstage bei ihm. Es passierte, was oft passiert – sie wurden verwechselt. Einer der Zirkusleute meinte, jetzt wisse er endlich, warum Martin immer fit und ausgeruht zu den Vorstellungen komme: „Ihr wechselt euch ab.“

Aber nein, das haben sie nicht getan. Ihre Berufe und Berufungen sind verschieden. Ein Dreiklang mit Variationen. Philipp, der ganz knapp Älteste, studierte Informatik und arbeitet als Seminarleiter. Stefan wurde Fotograf und ist heute Bühnentechniker am Staatstheater. Martin lernte Koch, ist Weltrekordhalter im Stillstehen, arbeitet als freier Artist Carismo, Zirkuspädagoge und Zauberer.

Der größte Zauber ist das Leben. Drillinge gehören zu den schönsten Raritäten der Natur. Für die Eltern bedeuten sie am Anfang Stress, aber auch viel Glück.

Der Dreisprung der Bukovsek-Brüder war nicht immer synchron. Schon als Kinder wollten sie nicht uniformiert herumlaufen. Sie hatten eigene Köpfe und deshalb unterschiedliche Kleider.

Bei allen Unterschieden bleiben sie stets eine Einheit. Ihre Dreierkette hält auf vielen Spielfeldern des Lebens. Dies wünschen Philipp, Stefan und Martin auch Nour, Manar und Taha, den Drillingen der Filderklinik, die nun das Wunder des Lebens entdecken. Alles Gute dabei!