Sophie Nélisse als Liesel Meminger in „Die Bücherdiebin“. Foto: 20th Century Fox

Die fiktive Geschichte einer Kindheit im Jahr 1938: In einem seltsam altmodischen Stil hat der Australier Brian Percival Markus Zusaks Jugendbuchbestseller „Die Bücherdiebin“ in einen Spielfilm adaptiert.

Filmkritik und Trailer zu "Die Bücherdiebin"

Stuttgart – Ein Kellerloch, dreckig, kalt, nass. Die Wände mit Wörtern beschrieben. In der Ecke hockt Max. Vor ihm Liesel Meminger, Pflegetochter der Hubermanns. Rosa ist eine harte Frau; Hans erträgt ihre Borstigkeit mit Ironie und Sanftmut. Er ist es, der für Liesel die Worte an die Wände schreibt. Und Max, ein im Keller versteckter Jude, wird es sein, der in Liesel die Überzeugung einpflanzt: „Worte sind Leben.“ Man schreibt das Jahr 1938. Vor der Tür tobt der braune Mob.

Markus Zusaks Jugendbuchbestseller „Die Bücherdiebin“ in einen Spielfilm zu adaptieren, dafür hat der Australier Brian Percival einen seltsam altmodischen Stil gewählt. Szene für Szene – in Berlin, Babelsberg und Görlitz gedreht – wirkt angestaubt museal. „Die Bücherdiebin“ ist eine fiktive Geschichte. Die Freiheit, die damit verbunden ist, drängt die märchenhafte Überzeichnung des Spielfilmdebüts immer wieder an den Rand des Kitschs.

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Langeweile kommt dennoch nicht auf. Grund dafür ist die Emotionalität, mit der die Schauspieler die Figuren aufladen. Geoffrey Rush („The King’s Speech“) spielt Hans Hubermann, den arbeitslosen Deutschen. Er wird von Mitgliedern der SA zusammengeschlagen, weil er den Abtransport jüdischer Nachbarn nicht erträgt, weil er mitten im Versagen mitmenschlich reagiert. Den flüchtenden jungen Juden Max (Ben Schnetzer) versteckt er in seinem Haus, weil dessen Vater ihm vor Jahrzehnten das Leben rettete. So anrührend Rushs faltiges Gesicht wirkt, so überzeugend ist auch Emily Watson als Rosa Hubermann. Sie wächst mit der inneren Bedrängnis, die ihr der faschistische Zeitgeist aufzwingt. Statt wie andere feige und mutlos zu werden, wird sie lebendig – immer wieder leuchtet das herbe Gesicht.

So findet auch Liesel (Sophie Nélisse) ein Zuhause in der ihr anfangs so fremd wirkenden Umgebung, in der ihr nur der Nachbarjunge Rudy (Nico Liersch) vertraut ist. Max gibt ihr dann eine Heimat in der Welt der Sprache. Für ihn (und für sich) stiehlt Liesel Bücher in der üppig bestückten Bibliothek der Bürgermeistergattin (Barbara Auer). „Wenn das Leben dich bestiehlt, musst du was zurückstehlen“, dämpft Max Liesels schlechtes Gewissen, während in der Stadt die Nazis grölen, Bücher verbrennen und Fahnen schwenken.

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