Lisa Kühn auf dem Rücken von Elefantendame Zella Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ihre Lieblingstiere sind Menschenaffen und Elefanten. Aber eigentlich kann sie es mit allen Arten gut. Kürzlich hat Lisa Kühn in der Wilhelma ihre Ausbildung abgeschlossen – und wurde jetzt zur bundesweit besten Tierpflegerin gekürt.

Stuttgart - Lässig sitzt Lisa Kühn auf der betagten Elefantendame Zella und schäkert mit deren Rüssel. Ein Fototermin, durchaus nach dem Geschmack der 22-Jährigen. Ein Problem sei das weder für sie noch für den asiatischen Dickhäuter: „Zella kennt das, dass man auf ihr reitet“, sagt die junge Frau, „sie hat schon früher zum Spaß Sachen durch die Gegend getragen.“

Dass sie es mit kleinen wie ganz großen Tiere kann, hat Lisa Kühn früh in ihrem Leben erkennen lassen. Von der Heimatgemeinde Rülzheim in Rheinland-Pfalz ging es in der Kindheit oft über den Rhein zum Zoo in Karlsruhe, „und so ein bis zweimal im Jahr auch nach Stuttgart in die Wilhelma“. Und in jedem Familienurlaub war mindestens ein Zoobesuch fällig.

Nach dem Abitur bewarb sie sich deutschlandweit bei 20 Zoos und landete tatsächlich bei ihrem bevorzugten Ziel, in der Wilhelma. Im Juni 2011 begann die dreijährige Ausbildung. „Als Azubis dürfen wir alle der knapp 20 Reviere durchlaufen, die Wilhelma hat ein riesiges Spektrum an Tieren mit verschiedensten Charakteren“, sagt sie und ergänzt pragmatisch: „Ich habe jedes Tier und auch jede Kacke von Nahem gesehen.“

Elefanten mobben auch mal gerne

Besonders toll findet es Lisa Kühn, wie sich nach und nach zu den Tieren eine Beziehung aufbaut. „Erst gucken sie komisch, weil man neu ist. Dann merken sie: Du bist gut, denn du bringst Futter. Manchmal muss man sie mit ihrem Lieblingsleckerli bestechen. Und die nächste Stufe ist dann: Ich find’ dich sympathisch.“ Die Elefanten etwa „können mich zum Glück alle leiden, aber sie mobben auch richtig, wenn sie jemanden nicht mögen“. Und alle Tiere testen den Pfleger aus, „trödeln, schmeißen Dreck dorthin, wo man gerade sauber gemacht hat“, da gelte es, rechtzeitig Grenzen zu ziehen.

In ihren Abschlussprüfungen an der Berufsschule in Ettlingen ging es in der Theorie etwa um das Sexualverhalten von Tieren oder um die Berechnung der sinnvollsten Gehegegröße. Beim Praxistest im Karlsruher Zoo „musste ich beispielsweise ein Pony einfangen und anhalftern.“

Eigentlich, sagt sie, habe sie ja nur Klassenbeste werden wollen. Doch mit 95 von 100 möglichen Punkten – „das entspricht einem Schnitt von 1,3“ – landete sie am Ende unter den circa 100 Tierpflegern ihres Jahrgangs auf dem bundesweiten Spitzenplatz.

Vor wenigen Tagen wurde sie in Berlin vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag als beste Auszubildende in ihrer Fachrichtung geehrt. Eine Leistung, die auch ihren Chef mit Stolz erfüllt. „Mit ihrer ansteckenden Begeisterung und ihrem persönlichen Engagement passt sie gut in unsere Mannschaft, die sich stark mit ihrer Aufgabe identifiziert und mit großem Elan bei der Sache ist“, sagt Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin.

Nach ihrer erfolgreichen Ausbildung hat Lisa Kühn erst mal einen befristeten Einjahresvertrag in der Wilhelma erhalten, „aber ich würde natürlich gerne noch viel länger hier bleiben“, sagt sie. Derzeit betreut sie vorwiegend die Menschenaffen – „15 Bonobos und neun Gorillas“. Und am Wochenende können die Wilhelma-Besucher sie immer mal wieder im Flusspferdehaus beobachten, „wenn ich bei den happy Hippos aushelfe“.

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