Symbol des Abschieds: Ein Herz aus Stein liegt an einem Grab auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Foto: dpa

Der Tod ist der definitive Verlust aller Lebensfunktionen, das Sterben der Übergang vom Leben zum Tod, der eingetretene Tod der „Exitus letalis“ (tödliche Ausgang). Wie gehen die Deutschen mit Tod und Sterben um? Was fürchten sie? Was macht ihnen Angst?

Stuttgart - „Das, was wir Tod nennen, ist in Wahrheit der Anfang des Lebens.‘‘ (Thomas Carlyle, 1795-1881, schottischer Essayist und Historiker).

„Nichts ist gewisser als der Tode, nichts ungewisser als seine Stunde.‘‘ (Anselm von Canterbury, 1033-1109, mittelalterlicher Theologe und Philosoph).

„Sterben kann gar nicht so schwer sein – bisher hat es noch jeder geschafft.“ (Norman Mailer, 1923-2007, amerikanischer Schriftsteller).

Prominente Verstorbene 2016

Drei Zitate zum Tod, drei unterschiedliche Gedanken mit dem Sterben umzugehen. Viele bekannte Gesichter sind in diesem Jahr für immer verblasst: der Politiker Guido Westerwelle († 18. März, mit 54 Jahren), die Moderatorinen Jana Thiel († 11. Juli, mit 45 Jahren) und Miriam Piehlau († 12. Juli, mit 41 Jahren), die Schauspielerinen Hendrikje Fitz († 7. April, mit 54 Jahren) und Margit Geissler († 22. Februar, mit 57 Jahren), um nur einige zu nennen. Sie alle starben relativ früh und – sie starben an Krebs.

Allgegenwärtiger Tod

Täglich sterben unzählige Menschen: einsam oder begleitet von Familie und Freunden. Beweint oder vergessen, verzweifelt oder friedlich. Für das Sterben gibt es keine Norm. Jeder begegnet dem Tod anders. Jeder geht den letzten Weg auf ganz individuelle Weise.

Der Tod ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, auch wenn viel Zeit und Mühe darauf verwendet wird, ihn in Hinterzimmern und Abstellkammern zu verbergen, damit möglichst wenige von seinem Schrecken mitbekommen. Und dennoch ist er immer da, vor allem in den Köpfen der Menschen. Jeder dritte Deutsche denkt mindestens einmal in der Woche an den Tod. Der Gedanke sterben zu müssen, die Angst vor todbringenden Krankheiten, allen voran Krebs, bereitet noch mehr Leuten eine Heidenangst.

Die Angst vor dem Sterben

Das britische Meinungsforschungsinstitut Yougov hat zusammen mit der Tageszeitung „Die Welt“ in einer repräsentativen Umfrage die Bundesbürger nach ihren Todesängsten befragt:

Demnach haben 44 Prozent der Deutschen Angst vor dem Sterben. 50 Prozent gaben an, mit sich und ihrem Sterben mehr oder weniger im Reinen zu sein. Deutlich mehr allerdings fürchten sich vor Krankheiten: Krebs (70 Prozent), Alzheimer (63 Prozent), vor den Folgen eines schweren Unfalls (59 Prozent) oder vor einer Herzattacke (55 Prozent).

Der Tod ist ständig präsent in den Köpfen der Menschen. 29 Prozent der 1219 Befragten denken mindestens einmal in der Woche generationsübergreifend an ihr biologisches Ende. Die Zahl schwankt in den Altersgruppen (18 bis 55+) nur unwesentlich zwischen 29 und 31 Prozent). „Auch der Anteil derer, die nach eigenen Angaben nie an das Thema denken, bleibt relativ konstant zwischen elf und 18 Prozent – vor allem ist aber keine eindeutige Tendenz zu erkennen“, heißt es auf der Webseite von Yougov.

Gründe für Todesangst

Der Anteil derer, die erklären, häufig, selten oder nie an den Tod zu denken, ist relativ konstant. Der Anteil jener, die sich seltener als ein Mal pro Woche mit dem Sterben auseinandersetzen, schwankt zwischen 44 und 50 Prozent. Elf bis 18 Prozent gaben an, nie an den Tod zu denken.

Die Gründe für diese Angst sind nachvollziehbar: Schmerzen (47 Prozent), Kontrollverlust (40 Prozent), Leiden von Angehörigen (39 Prozent), die Angst endgültig gehen zu müssen (33 Prozent).

Der Wunsch nach einem langen erfüllten Leben ist der Traum der großen Mehrheit: 63 Prozent der Befragten wollen 80 Jahre und älter werden, elf Prozent wollen sogar über 100 Lebensjahre erreichen.

Öffentlicher und privater Tod

Der öffentliche Tod – wie ihn die krebskranke britische „Big-Brother“-Kandidatin Jade Goody († 22. März 2009, mit 27 Jahren) als Medienereignis zelebrierte; oder Schauspieler und Entertainer Rudi Carrells († 7. Juli 2006 mit 71 Jahren), der nach unzähligen Schachteln Zigaretten an Lungenkrebs starb und am 2. Februar 2006 bei seinem letzten TV-Auftritt eine bewegende Rede hielt – ist nur ein Randphänomen. Im Alltag erfährt das Sterben kaum Aufmerksamkeit. Es findet verborgen und abgeschirmt in Altenheimen, Hospizen und Krankenhäusern statt.

Sterben und Tod, sagt Gerd Göckenjan, emeritierter Professor für Gesundheitspolitik an der Universität Kassel, seien heute mehr denn je „private Ereignisse“, die nach den „Anstandsregeln der Privatheit kommuniziert werden.“