Foto: Grafik/Lange

Elly Osswald möchte gerne erfahren, woher der Begriff "Guck" für "Tüte" stammt.

Leserin Elly Osswald aus Neuffen möchte gerne erfahren, woher der Begriff "Guck" stammt. Sie kennt die Bedeutung dieses Wortes, nämlich "Tüte", nicht aber die Herkunft. Was die Herkunft betrifft, darüber haben sich schon viele den Kopf zerbrochen und nach einer plausiblen Erklärung gesucht. "Guck", so steht es im Grimm'schen Wörterbuch, "ist vornehmlich ein oberdeutsches Wort". Eigentlich müsste es heißen "ein schwäbisches Wort". Doch gemach!

Beachten wir erst einmal die Bedeutung. Im Schwäbischen Wörterbuch finden wir zunächst die "Papiertüte". Die modernen Verpackungen der heutigen Zeit haben Hermann Fischer und seine Sprachforschungs-Mitarbeiter ja nicht erlebt - H. Fischer starb 1920 in Tübingen. Hätte er in unserer Zeit noch gelebt, dann hätte er bestimmt auch die "Blaschdikguck" in seine Sammlung aufgenommen, denn an dieser kommt ja heute kein Konsument vorbei. Was außerdem mit "Guck"benannt wird, zumindest im Allgäu, das ist die Geldrolle, in der eine abgezählte Menge von gleichartigen Münzen aufbewahrt wird.

Versuchen wir jetzt, die Herkunft zu finden. Sowohl im Grimm'schen wie in Fischers Wörterbuch ist darüber nichts ausgesagt. Im Schwäbischen Wörterbuch von Johann Christoph von Schmid (geb. 1756 in Ebingen, gest. 1827 in Ulm) entdecken wir eine Spur. Hier steht: "gukke, f. spitzige Tüte, cucus, cuculus". Beim Nachschlagen im lateinischen Wörterbuch sucht man "cucus" vergeblich, "cuculus" wird mit "Kuckuck" übersetzt. In einem anderen Nachschlagewerk wird "cucullus" mit "Kapuze, Mönchskutte" erklärt. Dies könnte es sein, denn zur Ordenstracht der Franziskanermönche, insbesondere der Kapuziner, gehört die am Mantel befestigte Kapuze, die spitz zuläuft. Eine solche Form hat auch eine Tüte, so dass das lateinische Wort "cucullus" als Wurzel für "Guck" in Frage kommen kann.

Über das Elsässische Wörterbuch wird man auf eine andere Quelle verwiesen. Bei "Guck(e), f. Düte" erhält man die Beifügung: "Gugken Schale, Düte, aus frz. coque". Dieses "coque" bedeutet "(Eier-)Schale". Beim Vergleich von Schale und Tüte finden sich Gemeinsamkeiten. So dienen beide der Verpackung, ihr Inhalt ist nicht sichtbar, beide haben eine gewisse Schutzfunktion, sind jedoch leicht zu beschädigen. Folgerung daraus: Auch vom französischen "coque" kann unsere "Guck" abstammen. Die Quintessenz daraus: Der Leser kann sich seinen Favoriten selbst heraussuchen.

Der Spruch des Tages kommt von Leser Utz Baitinger aus Stuttgart-Botnang. Er schreibt: "Von meiner Urgroßmutter aus Tettnang wurde mir eine Spruchweisheit überliefert. ,Mit de Menner isch's wia mit de Öfe'; mr muaß se ab ond zua ausganga lassa, no ziaget se wieder besser."'

Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 0711/7205-73 09;land@stn.zgs.de