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In den vergangenen Wochen und Monaten haben unsere Leser viele Anfragen eingesandt.

In den vergangenen Wochen und Monaten haben unsere Leser eine Fülle von Anfragen eingesandt, in denen sie sich nach Herkunft und Bedeutung schwäbischer Wörter erkundigen. Viele dieser Begriffe sind sprachgeschichtlich äußerst interessant, sie reichen mit ihren Wurzeln in weit zurückliegende Zeiten und enthalten Spuren in die Anfänge der deutschen Sprache und darüber hinaus bis in das Germanische hinein. Dass wir auf solche Wörter zurückgreifen können, beweist, welche Schatzkammer wir in unserem Schwäbisch noch (!) besitzen, und fordert uns gleichzeitig auf, solch überlieferte Werte zu hegen und zu schützen - auch die künftigen Generationen haben ein Recht darauf.

Während die vorgeschlagenen Begriffe bisher stets ausführlich behandelt worden sind, sollen heute Wörter, deren etymologischer Hintergrund nicht so umfangreich ist, in einer Kurzfassung untersucht werden. Das hat auch den Vorteil, dass die Wartezeit bis zur Veröffentlichung etwas reduziert werden kann. Also packen wir's an:

Aus Plüderhausen wird nach dem Ausdruck "Struchla" gefragt, der in der betreffenden Familie gang und gäbe für Maultaschen war. Das Wort dürfte auf den Begriff "Struckel" zurückzuführen sein, der schwäbisch als Schtrucklå ausgesprochen wird. Im Grimm'schen Wörterbuch erfährt man, dass unter dieser Bezeichnung in Schwaben, in der Steiermark, in Kärnten und in Krain eine Mehlspeise so genannt ist. Im Schwäbischen Wörterbuch wird es als "Mehlgebackenes bzw. eine Art Nudeln, sowie als Küchlein, die aufgehen und eine Höhle haben" geführt. Eine Beziehung zu Strudeln (u. a. mit Fleisch und Semmeln gefüllte Nudeln) dürfte gegeben sein.

Aus Nürtingen fragt Ruthild Eberbach nach dem Wort "Burfel". Sie bezieht sich auf ein Gedicht des Munderkinger Dichters Weitzmann (1767-1828), in dem er einen Angriff uffs Städtli beschreibt und wo die Ausrüstung der Verteidiger viel zu wünschen übrig lässt. Die Frau eines Soldaten verrät, dass ihr Mann "statt em Burfel de Rettigsaume vertwischt" habe. Was der arme Kerl vrtwischt hat, war Rettichsamen, was er aber haben sollte, wäre Pulver gewesen. Im Schwäbischen Handwörterbuch werden als Ausspracheformen für Pulver erwähnt: bulfår, burfl, birfåle. Im Grimm'schen Wörterbuch wird mitgeteilt: "alemannisch mit übergang des l in r und des auslautenden r in l: purvel".

Unser schwäbischer Spruch des Tages von Leserin Eve Wendler aus Murr: Wenn m'r dumm des isch so, selber merkt m'r nix drvo. Aber Gscheitheit isch die Lischt, Dass m'r merkt wie domm m'r isch. 

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