Ein Asemwald-Bewohner ärgert sich, dass der DHL-Paketdienst ihn nicht beliefert. Foto: dpa

Für die DHL existiert Hans-Dieter Walter aus dem Asemwald angeblich nicht. Weil er als unbekannt gilt, kommen seine Pakete einfach nicht bei ihm an. Deshalb lässt er sich seine Bestellungen nun nach Chemnitz liefern.

Asemwald - Mit dem Auto sind es rund 450 Kilometer vom Asemwald bis nach Chemnitz. Die 450 Kilometer entsprechen der Distanz zwischen Hans-Dieter Walter und seiner Paketpost. Der 60-jährige EDV-Berater wohnt seit ein paar Jahren in einem der Asemwald-Hochhäuser; doch die Pakete, die er beruflich recht regelmäßig bekommt, lässt er sich inzwischen lieber nach Chemnitz schicken – zur Mutter seiner Lebensgefährtin. Das sei die beste und sicherste Variante, an seine Post zu kommen, erzählt er. Auch wenn es meist einen Monat dauere. Was zunächst widersprüchlich klingt, hat einen Grund: „Für die DHL existiere ich nicht.“

Beispiele, an denen er diese Beobachtung festmacht, habe er genügend. „Meine Geschichte mit DHL hat viele Episoden“, sagt Walter. Als er in den Asemwald gezogen ist, hat er zunächst nicht einmal Briefe erhalten. Für ihn ein Rätsel, „der Asemwald ist eine gut organisierte Wohnanlage“, sagt er. Nachdem er mit dem Briefträger geredet habe, habe sich das Brief-Problem gelöst. Hofft er. „Woher wissen Sie, dass Sie einen Brief nicht kriegen?“, fragt Walter. Anders verhält es sich mit den Päckchen, die Walter oft selbst online bei Firmen bestellt. Da weiß er dann freilich, was ankommt und was nicht.

Anfangs lief alles nach Plan

Vor vielleicht drei Monaten muss der Paketbote zumindest seinen Briefkasten an einem der Hochhäuser gefunden haben, denn Walter zog einen Abholschein heraus. Auf ihm die Info: Sein Päckchen warte in der Postfiliale am Plieninger Wollgrasweg. Während er dort eine halbe Stunde in der Schlange gewartet habe, sei ihm die Packstation aufgefallen. „Das wäre doch eine Lösung, dachte ich.“ Wieder daheim, hat er sich online dafür angemeldet und gleich ein Paket bestellt. Lieferadresse: die Packstation an der Alexanderstraße im Stuttgarter Süden – weil ihm das aus privaten Gründen gut passte. Das Päckchen kam leider nicht an und wurde wieder zurück zum Absender geschickt – weil die Adressinfomation unbekannt sei. Im zweiten Anlauf hat er sich dieselbe Bestellung in den Asemwald schicken lassen. Der Neugierde halber hat Walter den Versand online verfolgt. Anfangs sei alles nach Plan gelaufen, doch dann habe er plötzlich gelesen, was ihm bereits geläufig war: „Empfänger unbekannt.“

Er habe sofort bei DHL angerufen, um den Rückversand zu stoppen. „Ich habe denen gesagt: Ich, der Unbekannte, rufe gerade an.“ Gebracht hat es nichts. Also schrieb er an DHL unter anderem: „Ich weiß nun nicht mehr, was ich dem Absender mitteilen soll, damit meine Bestellung mal zugestellt wird.“ Denn wenn für Walter bei aller Unklarheit eines klar ist: „Ich möchte das Ding haben.“

Vielleicht den Namen übersehen

DHL sieht die Sache naturgemäß anders. Dass das Paket den Weg nicht zur Packstation gefunden habe, habe den einfachen Grund, dass die Sendung „nicht ordnungsgemäß adressiert“ gewesen sei, wie der Post-Sprecher Gerold Beck nach einer Recherche mitteilt. Die Adresse „Alexanderstraße 146“ sei zu wenig konkret. Walter hat allerdings als Gegenbeweis den schriftlichen Ausdruck, auf dem auch die Nummer der Packstation angegeben ist.

Was beim zweiten Versuch, also beim Versand in den Asemwald, schiefgelaufen ist, kann Beck nicht nachvollziehen. „Leider kann sich der Zusteller nicht konkret an dieses Paket erinnern“, sagt er. Er wisse zwar, dass der Name „Walter“ auf der Klingel stehe; „im konkreten Fall könnte es aber dennoch so gewesen sein, dass er den Namen auf der Klingelanlage mit 120 Namen schlicht übersehen hat“, sagt Beck. Er entschuldige sich.

Für Walter ist das kein Trost. „Ich weiß gar nicht mehr, was ich machen soll, damit ich ein Paket von DHL bekomme“, sagt er. Doch, er weiß es. Er bestellt sich seine Post ins 450 Kilometer entfernte Chemnitz.