Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Bastian Schweinsteiger. Foto: dpa

Fast vier Monate nach dem Finalsieg in Brasilien hat Bundespräsident Gauck die deutschen Fußball-Weltmeister im Schloss Bellevue empfangen und mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt. Die fußballbegeisterte Kanzlerin war auch dabei.

Berlin - Kumpelhaft schlug Joachim Gauck mit Miroslav Klose und Manuel Neuer ein, danach klopfte der Bundespräsident Spaßvogel Lukas Podolski freundschaftlich auf die Schulter. In geradezu familiärer Atmosphäre hat das deutsche Staatsoberhaupt am Montag den Fußball-Weltmeistern in Berlin bei einem kurzweiligen Festakt im Schloss Bellevue das Silberne Lorbeerblatt verliehen, die höchste staatliche Auszeichnung für Sportler.

„Deutschland sagt Danke“, verkündete Gauck im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die jeden der 21 anwesenden Champions vertraut per Handschlag begrüßte und im Kreise „ihrer“ Mannschaft richtig happy wirkte. Nur Bundestrainer Joachim Löw wurde auch am Ehrentag der Weltmeister vom harten Alltag eingeholt.

Bei Marco Reus hat erneut das Verletzungspech zugeschlagen: Der Angreifer, der schon den WM-Triumph verpasst hatte, zog sich beim 1:0 von Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach eine Bänder- und Sehnenzerrung sowie ein Knochenödem am linken Sprunggelenk zu. Er muss erneut zwei Wochen pausieren. Der 25 Jahre alte Offensivstar fällt damit im EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar am Freitag (20.45 Uhr) in Nürnberg und beim Test gegen Europameister Spanien vier Tage später in Vigo aus.

25 Jahre nach dem Mauerfall hob Gauck in seiner Ansprache die historische Bedeutung des Titelgewinns in Brasilien besonders hervor. „Zum ersten Mal ist das wiedervereinigte Deutschland Weltmeister geworden“, sagte Gauck in seiner politisch gefärbten Ansprache. Alle vier WM-Titel von 1954 über 1974 und 1990 bis 2014 markierten „wichtige Etappen auf dem Weg unseres Landes nach dem Krieg“.

Aufmerksam lauschten die Champions - nur Julian Draxler und Andre Schürrle fehlten - den präsidialen Worten. „Fußball-Weltmeister ist nicht zu toppen“, sagte Gauck. „Für mich leuchtet dieser vierte Stern besonders.“ Zu Beginn des Festaktes wurden noch einmal emotionale Bilder von der Ankunft der Helden am Tag nach dem gewonnenen WM-Finale auf der Berliner Fanmeile eingespielt.

WM-Kapitän Philipp Lahm sagte in einem kurzen Statement dem Bundespräsidenten und der Kanzlerin „herzlichen Dank“ für deren Unterstützung. Gauck und Merkel hatten am 13. Juli in Rio de Janeiro beim dramatischen 1:0-Finalsieg gegen Argentinien auf der Tribüne mitgefiebert. Er überreichte Gauck als Präsent einen WM-Bildband. „Sie waren ja in Brasilien, aber nicht sechs Wochen“, sagte Lahm.

Für einige Akteure sei es nicht die erste Auszeichnung für gute WM-Leistungen mit dem Lorbeerblatt, betonte Lahm: „Aber zum ersten Mal haben wir den Pokal mitgebracht.“ Dieser wurde im Saal neben eine große Deutschland-Fahne platziert. „Für unsere Generation ist das etwas ganz Besonderes“, sagte Lahm, der ebenso wie DFB-Rekordtorschütze Klose und Abwehrspieler Per Mertesacker seine große Länderspiel-Karriere nach der WM beendet hatte, zum WM-Triumph nach zuvor zwei dritten Plätzen 2006 und 2010.

An der Ehrung der in stilvollen dunklen Anzügen gekleideten Spieler nahmen unter anderem auch Innenminister Thomas de Maizière (CDU) und FIFA-Präsident Joseph Blatter teil. Der Schweizer wollte am Abend das offizielle WM-Abzeichen des Weltverbandes an die Weltmeister überreichen. Danach stand für Lahm und Co. noch die Premiere des WM-Films „Die Mannschaft“ auf dem Programm.

Gauck hob Finaltorschütze Götze hervor

Teammanager Oliver Bierhoff, der den vom DFB selbst erstellten Streifen vorab gesehen hatte, glaubt an ein tolles Erlebnis für die Fans. Sie erhielten „viele Einblicke“ ins Innenleben des WM-Teams, „viel Emotion, viel Nähe zu der Mannschaft“.

Gauck sprach in seiner Rede vom „starken Wir-Gefühl“, das der Fußball in Deutschland erzeuge. „Die ganze Wahrheit ist doch, dass wir uns in Deutschland gefühlt haben, als wären wir alle Weltmeister geworden.“ Der Bundespräsident betonte bei der locker gehaltenen Zeremonie den Teamgedanken in Brasilien: „Wir gehören zusammen und wir gewinnen zusammen, das ist die große Botschaft dieser Mannschaft.“

Einen Akteur hob Gauck dennoch hervor - Finaltorschütze Mario Götze. „Dieses Tor musste man nicht machen, aber einer hat es gemacht und er ist lebendig. Er ist heute unter uns. Schön, dass Sie da sind“, sagte Gauck zu dem erst 22 Jahre alten Bayern-Profi, der sich mit seinem Treffer in der Verlängerung schon unsterblich machte.

Götze könnte in dieser Woche mit dem Toreschießen weitermachen. Nach dem emotionalen WM-Ehrentag steht für ihn und 13 weitere Weltmeister am Freitag das allseits erwartete Schützenfest gegen Fußball-Zwerg Gibraltar auf dem Programm. Vier Tage später wird das glorreiche WM-Jahr in Spanien abgeschlossen. Nach der Absage von Chelsea-Angreifer André Schürrle (Fitnessrückstand) und dem erneuten Ausfall von Reus stehen Löw dafür noch 21 Akteure zur Verfügung.

Den Jahresabschluss möchte Löw möglichst siegreich gestalten, so wie die WM. Für Gauck zählen aber nicht nur Siege. Er erinnerte die Weltmeister auch an die gesellschaftspolitische Bedeutung der Nationalmannschaft und ihre Vorbildfunktion als Spieler. Als Andreas Bourani den WM-Song „Auf uns“ anstimmte, war die Atmosphäre im Saal endgültig vollkommen locker.