Der VfB Stuttgart feiert den Finaleinzug Foto: dpa

Beim VfB Stuttgart herrscht nach dem Einzug ins Endspiel um den DFB-Pokal große Euphorie. Der Fokus liegt nun auf dem FC Bayern – und damit auf der Frage, wie die Übermannschaft zu schlagen ist.

Stuttgart - Während Vizekapitän Christian Gentner im Überschwang der Gefühle Ausschau nach Schlafplätzen hielt („Ich könnte glatt im Stadion übernachten“), ging es ein paar Steinwürfe von der Arena entfernt zur Sache. Die VfB-Anhänger stürmten nach dem 2:1-Sieg im Pokal-Halbfinale gegen den SC Freiburg das Fan-Center. Ihr Ziel war klar: Her mit den Final-T-Shirts mit dem Spruch „Wir können alles. Auch Berlin“. Und es ging nicht lange, da waren die 1000 Exemplare ausverkauft. Am Donnerstag wurde nachproduziert – an diesem Freitag können die Fans das Shirt wieder kaufen.

Der Einzug ins Pokalfinale mit dem damit verbundenen Vorstoß in die Europa League löste eine lange nicht mehr da gewesene Euphorie aus. Die Anhänger sorgten schon während des Spiels für Gänsehautatmosphäre – danach kannte die Freude keine Grenzen mehr. Die Spieler jubelten nach der Ehrenrunde in der Kabine weiter, dann ging’s raus ins Stuttgarter Nachtleben, wo das Team fast komplett in einer Disco feierte. „Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“, sagte Außenstürmer Martin Harnik am Morgen danach – obwohl er selbst den Alleingang gewagt hatte: „Ich war nur bis halb vier mit Familie und Freunden unterwegs.“

Mit Härte und Aggressivität gegen die Bayern

So kam es, dass Harnik beim Auslaufen um 11 Uhr einer der fittesten Profis war – und sich gedanklich schon mal dem Finalgegner am 1. Juni, dem FC Bayern München, zuwandte. Und wer dem Österreicher dabei so zuhörte, merkte: Stuttgart kann nicht nur, wie auf den Endspiel-Shirts angekündigt, Berlin. Stuttgart kann auch Kampfansage.

Denn Harnik sprach vor dem Finale am 1. Juni (20 Uhr) Klartext. „Die Bayern-Spieler werden nicht unter Artenschutz stehen“, sagte er, „wir spielen um einen Titel, deshalb wird es zur Sache gehen. Wir müssen den Bayern-Profis auf dem Platz klarmachen, dass ihnen jeder Ballkontakt wehtun kann, wir dürfen keine Rücksicht nehmen.“ Er hoffe, sagte Harnik , dass diese Haltung auch vom Schiedsrichter so angenommen werde.

Mit Härte und Aggressivität gegen die Übermannschaft dieser Saison – das soll das Erfolgsrezept sein. Harnik erhofft sich einen ähnlichen Auftritt wie im Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund (1:2) am 30. März, als der VfB mit einer gesunden Härte und starken Offensivaktionen fast zum Erfolg kam. „Der FC Bayern“, meinte der Außenstürmer noch, „ist das Maß aller Dinge – wenn wir gegen den FC Barcelona spielen würden, wäre es nicht schwerer.“

„Hier kommt das nächste Bayern-Opfer.“

Trainer Bruno Labbadia sieht das ähnlich – doch auch er hat Hoffnungen auf die große Überraschung. Zumal die Münchner eine Woche vor dem Pokalfinale, am 25. Mai (20.45 Uhr), womöglich noch im Champions-League-Endspiel stehen. „Bayern ist in diesem Jahr ein übermächtiger Gegner“, sagte er, „aber ich gehe davon aus, dass die Bude in Berlin rocken wird, wenn wir dabei sind.“ Klar ist: Wenn Labbadias Mannschaft es so krachen lässt wie gegen Freiburg, ist sie im Finale nicht chancenlos. Denn der VfB überzeugte gegen den SC spielerisch und kämpferisch – und kam an die tolle Form der vergangenen Rückrunde heran, als er noch in die Europa League einzog. „Wir haben gespielt, wie wir es selbst von uns erwarten – bissig und voller Leidenschaft“, sagte Innenverteidiger Georg Niedermeier.

Als Motivationshilfe dient den Profis nun die Schlagzeile einer Boulevardzeitung, die nach dem Erfolg gegen Freiburg titelte: „Hier kommt das nächste Bayern-Opfer.“ Ein Exemplar machte in der Mannschaftskabine die Runde – und wer weiß, vielleicht bekommt es ja bald noch Platz an der Taktiktafel. Wobei: Viel Raum gibt es da nicht mehr. Denn schon seit der ersten Pokalrunde sind dort ein paar Zahlen verewigt. „1. 6. 2013“, steht an der Wand – das Datum des Endspiels. „Das war von Saisonbeginn an unser großes Ziel“, sagte Bruno Labbadia. Jetzt gibt es ein noch größeres: den Triumph in Berlin gegen den FC Bayern.