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Alles oder nichts gegen Ghana: Gemischte Stimmungslage im DFB-Team - Löw setzt auf Cacau.

Johannesburg - Seit Tagen haben die Nationalspieler einen schier grenzenlosen Optimismus zur Schau gestellt. Doch nun, da es ernst wird, klingt Joachim Löw fast kleinlaut. "Ich spüre mehr Freude als Angst", sagt er vor dem Gruppenfinale gegen Ghana. Richtig überzeugt klingt das nicht.

Die Öffentlichkeit kennt Joachim Löw als ruhigen, besonnenen Menschen. Dabei ist der Bundestrainer im Grunde seines Herzens ein Draufgänger, ein wilder Bursche. Sogar den Kilimandscharo hat der Freiburger bezwungen. Vorsicht, Absturzgefahr! Löw stellt sich den Gefahren, weil er sich für alle Eventualitäten gerüstet wähnt. Aber gilt das auch im Fußball?

"Ich liebe große Wettkämpfe", sagt Löw mit strahlenden Augen. Das WM-Qualifikationsspiel gegen Russland war so eine Herausforderung, auch in den Partien gegen Österreich und Portugal bei der EM 2008 ging es um alles oder nichts - so wie am heutigen Mittwoch (20.30 Uhr/ARD und Sky) das Duell gegen Ghana in Johannesburg. "Wenn Millionen am Fernsehen zuschauen, wenn 85.000 Zuschauer im Stadion sind, wenn die Stimmung brodelt - dann stehe ich verstärkt unter Spannung. Aber dann bin ich auch voller Vorfreude", sagt Löw.

Und diese Freude will er sich durch Ghana nicht nehmen lassen. Noch nie ist eine deutsche Mannschaft in der Gruppenphase einer WM ausgeschieden. 14-mal startete sie durch - das ist nicht einmal Rekord-Weltmeister Brasilien gelungen. Aber hält die stolze Serie? Eine Garantie gibt es nicht. Nur ein reines Gewissen. "Wir haben getan, was wir konnten. Und wir haben alles, um Ghana zu besiegen", sagt Löw, der den gesperrten Stürmer Miroslav Klose durch VfB-Profi Cacau ersetzen wird. Er sagt: "Ich tendiere zu ihm." Es dürfte die einzige Änderung in der Startelf bleiben.

Nur mit einem Sieg zieht die deutsche Elf mit Sicherheit ins Achtelfinale ein. Bei einem Unentschieden ist sie vom zeitgleich ausgetragenen Spiel Australien - Serbien abhängig, bei einer Niederlage ist sie draußen. Um den Kopf zu lüften, hatte Löw den Spielern nach dem 0:1 gegen Serbien zwei freie Nachmittage gewährt. Die einen gingen essen, die anderen bretterten auf Quads über das Hotelgelände, wieder andere trafen ihre mitgereisten Freundinnen. Zur Einstimmung auf die heiße Trainingsphase kam statt des Balls ein Rugby-Ei ins Spiel. Das lenkte ab - und verleitete Oliver Bierhoff zu einem Versprechen: "Gegen Ghana werden wir Löwen sehen, die deutschen Löwen." Und hoffentlich Spieler mit Löwen-Mut.

Löw erwartet, "dass uns das Spiel mental und körperlich alles abverlangen wird". Hans-Dieter Hermann, der Teampsychologe, muss dennoch keine Überstunden schieben. "Für viele Spieler ist ein Entscheidungsspiel business as usual. Die Mannschaft weiß, was sie kann", sagt Hermann. Hoffentlich zeigt sie es auch.

Was sagen Lahm und Friedrich zum Ghana-Spiel? Den ganzen Artikel lesen Sie in unserer Printausgabe vom 23. Juni.