Der Menzenschwander Geißenpfad: Beim Wasserfall rauscht und plätschert es überall - zur Freude der Kinder. Foto: Bell

Die Ferienregion Hochschwarzwald darf sich seit letzter Woche erneut mit dem Titel „größte familienfreundliche Ferienregion Baden-Württembergs“ schmücken. Unsere Autorin hat es ausprobiert.

Schluchsee - Es regnet. Und zwar richtig. Der Wald ist dunkel, das Wasser strömt nur so vom Himmel. Um die Stimmung am Samstagvormittag ist es nicht gerade gut bestellt. Doch die Ziegen, Schafe, Hasen und weißen (!) Rehe ficht das alles wenig an. Seelenruhig stehen sie auf ihrer Weide im Streichelzoo des Hotels Tannengrün und beäugen die Besucher stoisch kauend. Kommt ein Kind mit einem Grasbüschel in der Hand angelaufen, wird dieses entweder dankbar angenommen oder schnauzerümpfend abgelehnt.

Da sind die Tiere im Schwarzwald wie die Menschen dort: Entweder man mag sich, oder man mag sich eben nicht. Die Gegend rund um das idyllisch gelegene und seit 60 Jahren bestehende Hotel ist historisch; immerhin standen in jenem Tal bei Grafenhausen einige Mühlen, bis vor wenigen Jahren war die größte von ihnen aktiv.

Egge und Pflug hängen von der Decke

Noch heute rauscht das Wasser im rumpelnden Mühlrad und vermittelt einen Eindruck von der Arbeit der Müller damals. Auch das Mühlenmuseum in dem alten Gebäude legt ein beredtes Zeugnis ab von der früheren Zeit: Egge und Pflug hängen von der Decke, altes Arbeitsgerät und historische Kleidung liegen neben alten Fahrrädern und einem Kinderwagen, neben Nähmaschinen und Wäschetrommeln. Die Holztreppe ist von den Schuhen zahlloser Müllergesellen ausgelatscht. Die Mühle, der Streichelzoo und der dazugehörige Wasserspielplatz sind ein lohnendes Ziel, um den Hochschwarzwald ein wenig näher kennenzulernen.

Denn der Hochschwarzwald, das ist zwar auch der weithin sichtbare Feldberg, und das sind die beliebten Bade-Gewässer Titisee und Schluchsee. Aber er ist etwa auch das „Schwarzwaldhaus der Sinne“ in Grafenhausen, nur wenige Minuten von den weißen Rehen entfernt. Hier werden alle Empfindungen angesprochen: der Geruchs- und Geschmackssinn, die Augen, die Ohren, der Tastsinn - und vor allem das Gehirn. So gibt es etwa eine Tafel, auf der Kinder und auch Erwachsene ihren eigenen Tagesablauf darstellen können. Wie viel Zeit verbringe ich am Computer oder mit dem Handy? Wie lange schlafe ich pro Tag, wie viel Zeit verwende ich etwa aufs Essen?

Es ist ein spannender Ansatz, den das Haus da verfolgt, und in allen anderen Räumen wird dasselbe Ziel konsequent umgesetzt: die Achtsamkeit für sich, die eigene Lebenszeit und die eigenen Sinne zu schärfen. Mittlerweile ist der Himmel aufgerissen, und zwar im positiven Sinne. Da kommt eine Wanderung von der Talstation der Feldberg-Bahn bis zum Raimartihof genau richtig. Von der Seebruck-Hütte aus geht es eine gute Stunde immer leicht bergab bis zum geschichtsträchtigen Raimartihof.

Die Stube ist urig und knarzig

Mit einer „Original alemannischen Schwarzwälder Gastlichkeit seit 1892“ werben die Betreiber, und tatsächlich fühlt man sich hier als Gast überaus gut aufgehoben: Die Stube ist urig und knarzig, der Biergarten lauschig, das Essen bodenständig und lecker. Am nächsten Morgen lacht die Sonne vom Himmel. „Laufen Sie doch auf dem Menzenschwander Geißenpfad, das gefällt allen Kindern“, lautet der Tipp der Gastgeberin.

Gesagt, getan - und genauso eingetroffen: Die Ziegen, die in jenem Teil des Schwarzwaldes Geißen heißen und grasend und kauend der Landschaftspflege dienen, säumen den idyllischen Wanderpfad auf Schritt und Tritt. Der Blick schweift von der Wiese bis zum Feldberg hinüber, auf der anderen Seite erheben sich die Alpengipfel.

Bevor es zur Einkehr mit Belohnungseis geht, gilt es, den Menzenschwander Wasserfall zu durchwandern - weil es hier überall rauscht und sprudelt, stellt das keinerlei Problem für die Kinder dar. Und die wenigen Schritte bis zum Wanderparkplatz sind dann eh nur noch ein Klacks, kleiner als ein Geißenhäufchen.

Infos zum Schwarzwald

Anreise
Mit dem Auto auf der A 81 bis Ausfahrt Geisingen, dann auf der B 31/33 weiter etwa bis nach Schluchsee am gleichnamigen See.

Unterkunft
Treschers Schwarzwald Romantikhotel am Titisee, Tel. 0 76 51 / 80 50, Doppelzimmer mit Frühstück ab 136 Euro, www.schwarzwaldhotel-trescher.de

Schwarzwaldgasthof Tannenmühle, Tel. 0 77 48 / 215, Doppelzimmer mit Frühstück ab 99 Euro, www.tannenmuehle.de

Design-Ferienwohnungen „Kuckucksnester“, z. B. in Lenzkirch, Schluchsee, Menzenschwand und Titisee-Neustadt, buchbar über die Hochschwarzwald Tourismus GmbH, Preise ab 89 Euro, Tel. 0 76 52 / 12 06 80 00 , www.kuckucksnester.de

Essen und Trinken
Raimartihof am Feldsee, 79868 Feldberg, www.raimartihof.de (im Sommer kein Ruhetag), Café und Berg-Beizle Zum Kuckuck in Menzenschwand, www.kuckuck-schwarzwald.de (Montag und Dienstag Ruhetag).

Sehenswert/Ausflüge
Esel-Trekking-Touren in und um Menzenschwand mit Anja Kaiser, Telefon 0 76 75 / 92 97 55 und anja-kaiser-72@freenet.de.

Leichter Wanderpfad „Kuckys Vogelwelt“ in Lenzkirch (Gehzeit ca. 1,5 bis 2 Stunden, kinderwagentauglich), www.hochschwarzwald.de

Naturerlebnispark „Schlühüwanapark“ in Grafenhausen mit vielen Mitmach-Stationen (begehbar von April bis Oktober), www.grafenhausen.de

Wanderung „Menzenschwander Geißenpfad“ (Gehzeit ca. 4,5 Stunden, der erste Teil ist nicht kinderwagentauglich, aber gut mit Kindertrage machbar und spannend für Kinder), www.hochschwarzwald.de

Erlebnisfreibad „Aquafun“ am Schluchsee, www.schluchsee.de .

Haus der Sinne in Grafenhausen, www.schwarzwaldhausdersinne.de

Naturschutzzentrum Südschwarzwald am Feldberg/Haus der Natur, www.naz-feldberg.de

„Aquatique-Show“ am Maritim-Hotel Titisee, noch jeden Abend bis 30. August um 20.45 bzw. um 21.15 Uhr, Tickets zu 12 Euro (Kinder von 6 bis 15 Jahren 7 Euro) in der Tourist-Information Titisee oder unter www.hochschwarzwald.de