Bauen auf 3000 Metern: In den nächsten Jahren entsteht auf der Zugspitze eine neue Aussichtsterrasse mit spektakulärem Rundblick. Foto: Bayerische Zugspitzbahn

Es ist Deutschlands höchste Baustelle: Auf der Zugspitze wird die alte Eibsee-Seilbahn ersetzt. Der Neubau soll die Wartezeiten reduzieren.

Garmisch-Partenkirchen - Wer mit der Seilbahn auf die Zugspitze fahren will, muss unter Umständen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Die 1963 eröffnete und mittlerweile in die Jahre gekommene Eibsee-Seilbahn kann nur 44 Personen auf die Bergstation befördern - bei großem Andrang wie in diesem Sommer steht man schon mal zwei bis drei Stunden Schlange. Das soll sich bald ändern.

In den nächsten zwei Jahren wird auf Deutschlands höchstem Berg eine neue Seilbahn mit größerer Kapazität gebaut. Moderner, komfortabler und vor allem spektakulärer als die alte soll sie werden. Diese Woche wurde das Verkehrskonzept zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. „Die Gäste wollen nicht mehr warten“, sagte Peter Huber, Technischer Vorstand der Bayerischen Zugspitzbahn, im Pressesaal vor dem imposanten Alpenpanorama. Die neue Gondel, deren Design noch geheim gehalten wird, soll 120 Leute transportieren können und bis zum Boden verglast sein - der Besucher bekommt einen 360-Grad-Panoramablick geboten.

Der größte Gesamthöhenunterschied auf der Welt

Es soll eine Seilbahn der Superlative werden: Statt wie bisher auf zwei soll die neue Seilbahn auf nur einer Stütze laufen, die 127 Meter aus dem schroffen Felsgebirge ragt und damit die weltweit höchste Pendelbahnstütze ist. Zum Vergleich: Die beiden Türme des Münchener Liebfrauendoms sind 100 Meter hoch. Das ist nicht der einzige Superlativ: Mit 1945 Metern überwindet die Seilbahn den größten Gesamthöhenunterschied auf der Welt. Und weil es nur die eine Stütze gibt, ist das Spannfeld mit 3213 Metern weltweit das längste. 140 Tonnen schwere Seile, die mit Schwertransportern aus der Schweiz angekarrt werden, müssen auf die Felswand hochgezogen werden.

Seit ein paar Monaten laufen die Bauarbeiten. In dem hochalpinen Gelände wird gebohrt, gehämmert und Beton angerührt. Der Aufbau des Baukrans, der den Gipfel der Zugspitze um 13 Meter überragt, war äußerst aufwendig, mehrere Transportflüge eines Helikopters waren dafür nötig. Das Projekt stellt die Ingenieure und Statiker vor große Herausforderungen: Auf die Bergstation, die 20 Meter über die steil abfallende Felswand ragt, wirken immense Kräfte, die mit einer speziellen Konstruktion in den Berg eingelenkt werden.

Die Kosten belaufen sich auf 50 Millionen Euro

Das Fundament muss auf eine kleine Fläche betoniert werden. Die Bergstation befindet sich zudem in einer polaren Klimazone, der Permafrost ist eine ständige Belastung für das Material, hinzu kommen Schneestürme im Winter. Keine einfachen Bedingungen für die Bauarbeiter, die in schwindelerregender Höhe arbeiten müssen. Doch Huber gibt sich zuversichtlich: „Wir sind im Zeitplan.“ Pünktlich zum Start der Skisaison 2017/2018 soll die Seilbahn eröffnet werden. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 50 Millionen Euro - für Baukosten, Grundstückskäufe und die neue Berglok.

„Es fließen keine öffentlichen Gelder“, betonte Architekt Ernst Hasenauer. Das Projekt müsse sich selbst tragen - ohne Subventionen und Beihilfen. Mit durchschnittlich 500 000 Besuchern im Jahr sei die Eibsee-Seilbahn zwar rentabel, doch die Ansprüche der Touristen sind gestiegen. Und auch den Konkurrenzdruck aus Österreich bekommen die Betreiber zu spüren: Dort fährt die deutlich modernere Tiroler Zugspitzbahn von Ehrwald rauf auf den Gipfel. „Jetzt müssen wir angreifen“, gab sich Architekt Hasenauer kämpferisch. 85 Prozent der Touristen kommen aus dem Ausland.

„Unsere Kernmärkte sind in Asien und Arabien, vor allem in China.“ Die Kundschaft komme auch an Weihnachten, Schnee und Stürme schrecken die wenigsten ab. Der griffige Werbeslogan „Top of Germany“ verfängt. Das Ziel sei es, mit der neuen Seilbahn zehn Prozent mehr Gäste auf den Gipfel zu locken - mit deutlich geringerer Wartezeit.

Infos zur Zugspitze

Anfahrt
Mit der Bayerischen Zugspitzbahn (BZB) fährt man vom Bahnhof Garmisch-Partenkirchen mit der Zahnradbahn zum Eibsee. Die Fahrt von der Talstation auf den Gipfel dauert ca. fünf Minuten. www.zugspitze.de

Preise
Die Berg- und Talfahrt kostet für Erwachsene 52 Euro, für Jugendliche (16-18 Jahre) 38 Euro und für Kinder (6-15 Jahre) 30,50 Euro. Der Betrieb läuft ganzjährig.

Weitere Informationen
Bis zu 5000 Besucher strömen täglich auf den mit 2962 Metern höchsten Berg Deutschlands. An guten Tagen kann man auf der Aussichtsplattform bis zum Piz Bernina und Großglockner sehen.